Schweiz baut zweiten Straßentunnel
Gotthard-Tunnel: Die Schweizer wollen eine weitere Röhre durch das Bergmassiv bohren und damit die Verkehrssicherheit erhöhen. Wie der Verkehr während der Bauphase laufen soll.
Die Schweizer machen den Weg frei: Eine Mehrheit der Eidgenossen votierte gestern bei einer Volksabstimmung für eine Rundum-Sanierung des 36 Jahre alten Gotthard-Straßentunnels. Die Zustimmungsrate für das Projekt lag bei 58 Prozent.
Kernstück der milliardenschweren Investition wird der Bau einer zweiten Röhre für Autos und Lastwagen sein. Nach der voraussichtlichen Fertigstellung im Jahr 2030 wird der Verkehr durch einen Tunnel in den Süden und durch den anderen in den Norden rauschen, jeweils nur auf einer Spur. Von der neuen Verbindung durch die Alpen sollen auch Touristen und Speditionen aus Deutschland und anderen europäischen Ländern profitieren.
Gotthard-Tunnel: Mega-Projekt soll Sicherheit erhöhen
Gegen das Regierungs-Projekt liefen Grüne, Sozialdemokraten, Umweltschutzverbände und Anwohner Sturm. Sie warnten vor einer Transithölle Schweiz. Mit fast 17 Kilometern ist der 1980 fertig gestellte Gotthard-Tunnel die längste unterirdische Straßenverbindung durch die Alpen. Jedes Jahr fahren rund fünf Millionen Autos und etwa 900000 Lastwagen durch die Röhre. Damit ist der in die Jahre gekommene Tunnel eine der zentralen Verkehrsachsen durch das Gebirge.
Das jetzt von den Schweizern befürwortete Mega-Vorhaben soll vor allem die Verkehrssicherheit im Tunnel erhöhen. Sobald die neue Röhre gebaut und die alte saniert ist, gibt es keinen Gegenverkehr mehr, sagt Verkehrsministerin Doris Leuthard. Frontal-Kollisionen mit der Gefahr von Tunnelbränden könnten somit verhindert werden.
Konkret sieht der Plan so aus: Zunächst werden Bautrupps eine zweite Röhre durch das Gotthard-Massiv bohren, die alte Röhre bleibt in Betrieb. Sobald der neue Tunnel dem Verkehr übergeben wird, soll der alte Tunnel gesperrt und saniert werden. Während der gesamten Projektdauer bleibt also immer eine Röhre für Autos und Lastwagen offen. In 14 Jahren schließlich soll der Verkehr durch zwei moderne Röhren fließen, jede wird eine Fahrspur und eine breite Notfallspur haben.
Der Tunnel für die Eisenbahn soll im Juni eröffnet werden
Verkehrsministerin Leuthard versicherte wiederholt, dass der Verkehrsstrom in dem neuen Doppel-Tunnel verglichen mit der alten, einzelnen Röhre nicht ausgeweitet werden soll. Die Begrenzung der Kapazität sei gleich zweimal festgeschrieben: in der Verfassung der Eidgenossenschaft und zusätzlich im neuen Bundesgesetz über den Straßentransitverkehr im Alpengebiet. Doch die Projektgegner befürchten: Zwei Röhren mit jeweils zwei Spuren laufen zwangsläufig auf vier Fahrspuren hinaus. Was gebaut und bezahlt sei, werde über kurz oder lang auch genutzt. Noch mehr Autos und Brummis würden durch die Schweiz und den Gotthard rattern.
Unabhängig vom Gotthard-Straßentunnel planen die Schweizer im Juni die Eröffnung des neuen Gotthard-Basistunnels für die Eisenbahn. Die 57 Kilometer lange Doppelröhre soll bis 2025 die Passagierzahlen auf der Schiene durch die Alpen verdoppeln.
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