Mallorca kämpft gegen Sauftourismus
Die Stadtverwaltung der Inselhauptstadt Palma lässt den größten Partytempel teils schließen. Die Strafen für Besäufnisse und Wildpinkler steigen.
Schlechte Nachrichten für die Ballermann-Besucher auf der Ferieninsel Mallorca: Die Stadtverwaltung der Inselhauptstadt Palma hat angeordnet, dass der größte Party- und Sauftempel an der Playa de Palma, der Mega-Park, zum Teil geschlossen und somit sehr viel kleiner werden muss. Rund die Hälfte des mehrstöckigen Vergnügungsparks, in den bisher schätzungsweise bis zu 6000 Gäste passen, soll dicht gemacht werden.
Die Anordnung bedeutet einen schweren Schlag für das Partyimperium, das als Zentrum des deutschsprachigen Feiertourismus an der Playa de Palma gilt. Dort, in Palmas Ortsteil S’Arenal, befinden sich hunderte von Strandlokalen, Bierkneipen, Diskotheken und Sexklubs. Alkoholexzesse, etwa das schon länger verbotene Sangria-Saufen aus großen Eimern, haben dem gesamten Viertel den Beinamen „Ballermann“ eingebracht.
Hintergrund der Entscheidung ist eine offenbar illegale Erweiterung des Mega-Parks, die von den städtischen Aufsichtsbehörden nicht genehmigt war. Wie Palmas Baudezernent José Hila mitteilte, muss deswegen die Größe des Gebäudes wieder auf die ursprünglich genehmigte Dimension zurückgestutzt werden. Mehrere illegale Anbauten sollen abgerissen werden. Der städtischen Genehmigung zufolge dürfen sich künftig maximal 2500 Menschen gleichzeitig im Mega-Park aufhalten. Das Unternehmen will gegen den städtischen Beschluss Widerspruch einlegen.
So kämpft Mallorca gegen den Sauftourismus
„Niemand kann sich über das Gesetz hinwegsetzen“, sagte Baustadtrat Hila. Er meinte damit wohl den Mega-Park-Betreiber Bartolomé Cursach, der seit einem Jahr wegen Korruptionsverdacht in Untersuchungshaft sitzt. Er gilt als der schillerndste Unternehmer der Vergnügungsszene Mallorcas und regiert über ein Imperium aus Biergärten, Diskotheken und Restaurants. Cursach wird beschuldigt, jahrelang städtische Beamte und Polizisten bestochen zu haben.
Die polizeilichen Ermittlungen gegen Cursach, der auf der Insel als „Pate des Nachtlebens“ gilt, hatten bereits Folgen für einen weiteren seiner Partytempel. Das Pachá, das nicht in S’Arenal, sondern an der Meerespromenade der Inselhauptstadt Palma liegt, musste wegen illegaler Umbauten und Verstößen gegen das Besucherlimit schließen.
Palmas Stadtregierung, eine Koalition aus Sozialisten und der Insel-Ökopartei Més, kämpft auch noch auf andere Weise gegen den Sauftourismus. So sollen die Außenbewirtungszonen von Lokalen, die sich in Palmas Altstadt, an der Hafenpromenade oder im Vergnügungsviertel an der Playa de Palma immer weiter auf den Bürgersteigen ausbreiten, verkleinert werden. Zudem könnte ein Werbeverbot für Saufpartys und „Happy Hours“ erlassen werden.
Im bei Briten besonders beliebten Partyort Magaluf westlich von Palma wurden derweil die Strafen für „unbürgerliches Benehmen“ erheblich verschärft. Für ein lautstarkes öffentliches Besäufnis drohen dort künftig 500 Euro Strafe. Wer nackt oder mit unbedecktem Oberkörper in der Öffentlichkeit und abseits der Strände oder Pools erwischt wird, muss 400 Euro zahlen. Die gleiche Sanktion gilt für Wildpinkler. Und wer Zigarettenstummel, Plastikbecher oder Bierbüchsen auf der Straße oder am Strand hinterlässt, muss mit 200 Euro Buße rechnen.
In Palma wird bereits über eine ähnliche Verschärfung der Benimmregeln am „Ballermann“ debattiert. Hoteliers und Bürgerinitiativen, die sich in der Plattform „Por una Playa de Palma Cívica“ (Für eine zivilisierte Playa de Palma) zusammengeschlossen haben, fordern die Stadtverwaltung auf, mit „drastischen Maßnahmen“ gegen die Auswüchse des Sauftourismus vorzugehen, „den dieses Gebiet seit Jahren ertragen muss“.
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