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Naturkatastrophe in Japan
11.03.2011

Wenn die Erde bebt: Die Katzen spüren es zuerst

Bei dem Beben ist in Japan ein Graben aufgebrochen.
Foto: afp

Es ist 14.45 Uhr, als sich in Japan alles ändert. Es sind die Katzen, die die Stöße aus der Tiefe als Erste spüren, Katzen in einem dieser Cat-Cafés, die in Japan so beliebt sind.

Es sind die Katzen, die die Stöße aus der Tiefe als Erste spüren, Katzen in einem dieser Cat-Cafés, die in Japan so beliebt sind. In Shimokitazawa, einer Kleinstadt im Westen von Tokio, sitzen ein paar Gäste gerade gemütlich zusammen, trinken einen Kaffee, streicheln ab und zu eines der vorbeistreichenden Tiere. Man ist hier, um zu entspannen. Doch dann, plötzlich, wie elektrisiert stieben die Katzen auseinander, in heller Panik. Ein unheimlicher, ein unwirklicher Moment. Es ist 14:45 Uhr in Japan.

Dann bebt die Erde. Und nicht nur die Tassen im Cat-Café werden zerbrechen. Die Erdstöße, die man misst, sind die stärksten, die Japan je getroffen haben: 8,9 auf der Richterskala. Das Epizentrum des Bebens liegt 130 Kilometer östlich der japanischen Küste. Und schon wenig später erreicht eine Flutwelle das Land. Zeit für Evakuierungsmaßnahmen bleibt den Behörden nicht. Die Wasserwand ist gewaltig. So gewaltig, schreibt die Zeitung Yomiuri , dass sie in mehreren Städten die Anlagen niederreißen, mit der die Wellenhöhe gemessen werden soll. Die Stationen, so heißt es, seien für eine Größe von zehn Metern ausgelegt gewesen – die Welle dürfte also deutlich höher gewesen sein. Fernsehbilder zeigen später dann Gebäude, die bis zum dritten Stockwerk überflutet sind. Wie hoch die Zahl der Toten sein wird, konnte gestern niemand mit Exaktheit sagen. Es sind jetzt schon Hunderte. Zu befürchten ist, dass es viel mehr sind.

Die Häuser schwanken, die Strommasten wackeln heftig

„Jishin, jishin – Erdbeben, Erdbeben!“ – schreien sie, als klar wird, was in die Katzen gefahren ist. Die Fensterscheiben bersten, die Strommasten wackeln hektisch hin und her, die Häuser schwanken. Wer kann, verlässt das Gebäude, in dem er sich gerade befindet. Die Straßen der Kleinstadt bei Tokio füllen sich. Aus immer mehr Gebäuden strömen die Leute. Ihre Gesichter sind besorgt, sehr besorgt. Wer einen findet, bleibt unter einem Vorsprung stehen, von dem er glaubt, er könne schützen. „Es hört gar nicht mehr auf!“ Viele stöhnen vor Angst. Gefühlte zwei Minuten oder noch länger schwankt alles. Dann, als das Beben erst mal aufhört, richten alle die Blicke besorgt nach oben: Bleiben die Gebäude stabil? Halten die Stromleitungen? „Gehen Sie von der Straße runter“, ruft eine Gruppe von Frauen mit Mundschutz aus einer nahe gelegenen Arztpraxis einer jungen Mutter mit ihrem Kind zu. „Kommen Sie hierher in den Hauseingang!“ Man klammert sich Schutz suchend aneinander. Waren nach den ersten Erdstößen die meisten Passanten noch relativ ruhig geblieben, machte ihnen spätestens das zweite dauerhafte Beben den Ernst der Lage klar. „So etwas habe ich noch nie erlebt, es war furchterregend“, sagt eine der jungen Frau. Viele sammeln sich vor Geschäften, in denen Fernsehgeräte stehen. Sie verfolgen voll Entsetzen, was die Sender übertragen.

Die Bilder, die die Japaner sehen müssen, sind fürchterlich: Besonders hart betroffen ist die an der Küste gelegene Millionenstadt Sendai, die dem Epizentrum am nächsten gelegen ist. Schon kurz nach dem Seebeben bricht der Tsunami über die Stadt hinein. Japanische Medien berichten, dass sich viele Fischer und Hafenarbeiter direkt am Wasser befunden hätten. Das Beben löst außerdem Hunderte Brände in der Stadt aus, ein Hotel stürzt in sich zusammen. Die Behörden rufen die Bewohner auf, sich in höher gelegene Gebiete oder in obere Stockwerke zu retten. Aber Lastwagen, Gebäude und Menschen werden von dem Tsunami verschlungen. Auch ein Schiff mit 100 Menschen an Bord wird nach Polizeiangaben fortgespült. In Sendai leben etwa eine Million Menschen. Ähnliche Großunglücksstellen werden entlang der gesamten Küste vermeldet. In Miyagi wird ein Personenzug vermisst, der womöglich von der Flugwelle fortgerissen wurde. Nach Angaben der Nachrichtenagentur Kyodo gerät unter anderem eine Raffinerie nördlich von Tokio in Brand.

Etwas später in der Innenstadt von Tokio. Hier hatten viele Gebäude so heftig geschwankt, dass viele Menschen sich nicht mehr auf den Beinen halten konnten. Trotz des Schocks aber ist die Stimmung in Tokio bedacht und geordnet. In Japan ist man stets auf Erdbeben vorbereitet. Das Beben war aber so stark, dass sogar der 333 Meter hohe Tokio-Tower, eine Kopie des Pariser Eiffelturms und das Wahrzeichen der Hauptstadt, an seiner Spitze verbogen wurde. Statiker überprüfen, ob von dem verzogenen Stahlgerüst eine Gefahr ausgeht.

Auch in Tokio versucht eigentlich jeder per Mobiltelefon, seine Familie und Freunde oder zumindest einen Arbeitskollegen zu erreichen. „Moshi moshi.“ Die Worte hört man überall. So meldet man sich in Japan am Telefon. Aber die wenigsten kommen durch. Nicht mal Mails können versendet werden. So stark sind die Netze zunächst eingeschränkt (siehe Infokasten). Alle machen sich Sorgen: „Ich erreiche meine Eltern mit, ich muss nach Hause“, sagt ein junger Straßenmusiker zu seinen Freunden. Er lässt seine Gitarre einfach stehen und eilt davon. Heute ist alles anders. Viele erinnern sich an Japans letztes größeres Erdbeben im Jahr 1995. Das erreichte eine Stärke von 7,3 auf der Richterskala. Damals kamen 6434 Menschen ums Leben.

Eine prägende Erfahrung. Japanische Schulkinder üben regelmäßig, was sie im Fall des Falles tun sollen – unter den Tisch kriechen, in den Hauseingang stellen, ruhig bleiben und nicht panisch auf die Straße rennen. Aber als es gestern so weit ist, sind viele eher von einer paralysierten Ruhe erfasst, eher unschlüssig, was zu tun ist: „Schau mal, die Stromleitungen bewegen sich wieder“, rufen die Kinder und bleiben wie angewurzelt nach oben starrend stehen.

Andere konzentrieren sich auf ihre Arbeit. Aus Trotz, irgendwie. Es sind skurrile Szenen. Nur Minuten nach dem zweiten starken Beben beginnt eine Studentin in einer blauen Uniform wieder, Werbezettel für Kontaktlinsen unter lautem Rufen auszuteilen. Ein anderer Student verteilt vor dem Bahnhof kleine Taschentücherpäckchen, wie sie in Japan zu Werbezwecken verwendet werden – so, als wäre nichts geschehen. Dienst ist Dienst. Auch wenn allein in der Hauptstadt Tokio rund vier Millionen Menschen ohne Elektrizität waren.

Später dann kommt die nächste Horrornachricht: Atomalarm. Nach Angaben der Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) mussten in Japan vier Atomkraftwerke heruntergefahren werden. Aber für die rund 3000 Anwohner eines Reaktors in Fukushima kommt es noch schlimmer. Sie müssen in Sicherheit gebracht werden, weil es dort gefährliche Probleme mit dem Kühlwasser gibt. Erstmals in der Geschichte Japans gibt es Evakuierungen wegen eines möglichen atomaren Unglücksfall. Später, in der Nacht erst, heißt es, die Lage habe sich stabilisiert.

Aber wer mag das schon glauben, wenn die Erde gebebt hat. Auch neun Stunden nach dem Beben hat sich in der Hauptstadt Tokio an der Lage kaum etwas geändert. Nur das Internet ermöglicht inzwischen den Zugang zur Außenwelt. Viele Internetcafés machen jetzt das Geschäft ihres Lebens, und dennoch heißt es von der Dame am Empfang: „Zeigen Sie mir bitte Ihren Lichtbildausweis und füllen Sie dieses Formular aus, sonst kann ich Sie nicht reinlassen.“ Dienstbeflissen ist man selbst in dieser Ausnahmesituation. Zumindest in Tokio.

Hunderttausende sitzen fest, Infrastruktur zerstört

Aber nicht nur die Stromversorgung kollabiert im Laufe des Tages, sondern natürlich auch große Teile des Verkehrssystems. Hunderte Züge bleiben aufgrund des Stromausfalls stundenlang auf offener Strecke stehen. Japanische Medien schätzen die Zahl der betroffenen Passagiere auf Hunderttausende. Auch der öffentliche Nahverkehr ist teilweise komplett lahmgelegt.

Nachdem stundenlang nichts geht, nehmen am frühen Abend manche U- und S-Bahn-Linien aber wieder ihre Dienste auf. Auf den Straßen und Gehwegen: Staus und Gedränge – aber, und das ist sehr japanisch – kontrolliert und ohne auffallende Gefühlswallungen, der Katastrophe zum Trotz.

Glücklich, wer ein Fahrrad oder Motorrad hat. Viele Menschen, die im Stadtzentrum arbeiten, machten sich zu Fuß auf den Weg in die Vororte, die Handtasche oder den Aktenkoffer in der einen, das Handy, das nutzlos ist, in der anderen Hand.

In Tokio können im Augenblick wohl nur Menschen, die das Kanto-Erdbeben von 1923 erlebt haben, das vollständige Ausmaß der Katastrophe nachvollziehen. Damals befand sich das Epizentrum in unmittelbarer Nähe der Stadt, sodass das Beben noch größere Auswirkungen dort hatte als das aktuelle. Viele Menschen verbrannten damals in den vom Beben ausgelösten Bränden. Gezählt wurden damals weit über 100000 Tote.

In Japan berichten die Nachrichtenagenturen Kyodo und Jiji gestern, dass die Opferzahlen, die bekannt werden, steigen. Und zwar von „von Minute zu Minute“.

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