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Umwelt
07.05.2013

Eisenocker gefährdet Tourismus im Spreewald

Die Bäume am Ufer der Spree spiegeln sich in einer rostig braunen Brühe. Am südlichen Rand des Spreewalds sehen die Gewässer in diesem Frühjahr wenig einladend aus. Der eisenhydroxidhaltige Schlamm stammt aus stillgelegten Braunkohlegruben in der Lausitz.
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Die Bäume am Ufer der Spree spiegeln sich in einer rostig braunen Brühe. Am südlichen Rand des Spreewalds sehen die Gewässer in diesem Frühjahr wenig einladend aus. Der eisenhydroxidhaltige Schlamm stammt aus stillgelegten Braunkohlegruben in der Lausitz.
Foto: Patrick Pleul (dpa)

Ein Paradies droht zu verrosten: das Wasserlabyrinth im Spreewald leidet unter freigesetztem Eisenocker aus stillgelegten Tagebauen. Eine ökologische Katastrophe.

Die Katastrophe ist nicht mehr zu übersehen. Die Kamske, die durch den Ort fließt: rostig braun. Der Stadtgraben: dreckig beige. Und das Wasser im Hafen von Lübbenau, dem „Tor zum Spreewald“: eine trübe Brühe, die so aussieht wie schwarzer Kaffee mit einem großen Schluck Milch.

Momentan durchzieht die schmutzige Suppe nur die Gewässer am südlichen Rand des Spreewalds. Aber sie ist Vorbote eines viel größeren Problems. Dem Spreewald, Brandenburgs größtem Touristenmagneten, droht eine ökologische Katastrophe: die Verockerung der Flüsse. Eisenhydroxid, auch Eisenocker genannt, lagert sich in den Gewässern ab und verwandelt sie in Schlammströme.

DDR-Tagebau verursacht ökologische Katastrophe

Schuld daran sind stillgelegte Braunkohletagebaue in der Lausitz, Relikte aus der DDR-Zeit. Als sie noch in Betrieb waren, wurde das Grundwasser abgesenkt, damit die Gruben nicht überflutet werden konnten. Nach der Schließung stieg das Wasser wieder und spült nun nach und nach Eisenhydroxid aus dem Boden in die Flüsse.

Für den Menschen ist Eisenocker nicht gefährlich, für die Tierwelt aber umso mehr: Die Gewässer versauern, der Schlamm verklebt die Kiemen der Fische und begräbt die Larven der Insekten unter sich, Vögel finden keine Nahrung mehr und ziehen weiter. Die intakte Natur, das größte Kapital des Spreewalds, wird nach und nach zerstört.

„Natürlich macht eenem dit Angst“, sagt Günter Kneissel, seit 15 Jahren Kahnfahrer im Spreewald, ein kleiner Mann, nicht größer als 1,65, rote Windjacke und weiße Kapitänsmütze. Er ist Rentner, die Kahnfahrt sein Zubrot. Wenn es schlecht läuft, spürt er das sofort in seinem Geldbeutel.

Ohne Tourismus droht vielen das Aus

Kneissel steht im Hafen von Lübbenau und wartet auf Gäste. Es ist ein trüber Tag, drüben im Hafencafé sitzt ein einsamer Mann vor einem großen Eisbecher, im Radio singt Elvis „Now or never“. Einige Verkaufsstände stehen schon. Links gibt es Leinöl und saure Gurken, rechts Holzkörbe und Keramik, alles echt aus dem Spreewald. Im Hafenladen dann: Spreewaldteller, Spreewaldtassen, Spreewaldschnaps. Es ist ein bisschen wie auf dem Jahrmarkt kurz vor der Eröffnung: Alles ist bereit, nur die Gäste fehlen.

Der Spreewald lebt vom Tourismus, von den Menschen, die in die Kähne steigen und die Gurken, das Leinöl und den Schnaps kaufen. Etwa 550 000 Übernachtungsgäste kamen im Jahr 2012, dazu noch eine Vielzahl mehr an Tagesausflüglern aus Berlin oder dem umliegenden Brandenburg. Rund 7700 Menschen arbeiten hier im Gastgewerbe, und das in einer Region, die nur 50 000 Einwohner hat.

„Ick mach noch bis dreie und dann ist Schluss“, sagt Günter Kneissel. „Macht ja keenen Sinn hier.“ Diese Zeit im Frühjahr ist immer „ziemlich problematisch“, erzählt er. Das Wetter ist zu wechselhaft, die Leute trauen sich noch nicht aus dem Haus. Ein guter Sommer holt das dann wieder raus. Zumindest hat er das, als die Spree noch blau war. Wie es in diesem Jahr sein wird, weiß noch keiner. „Abwarten“, sagt Kneissel.

Aktionsbündnis "Klare Spree" will den Spreewald retten

Zehn Kilometer südlich, im Örtchen Raddusch, sitzt Peter Stephan im Gastraum eines Hotels, eine gutbürgerliche Stube mit dunklem Holz und weißen Tischdecken. Der 61-Jährige ist Geschäftsführer des Tourismusverbands Spreewald. Abwarten will er auf keinen Fall. Darum hat er im Dezember mit anderen Aktivisten das Aktionsbündnis „Klare Spree“ gegründet. Darin sammeln sich Touristiker wie Stephan, aber auch Umweltschützer, lokale Politiker, Hoteliers und Bewohner des Spreewalds. Mittlerweile haben sie etwa 1300 Unterstützer. Ihr Ziel: Den Spreewald von der braunen Brühe befreien – so schnell wie möglich.

Gegründet haben sie sich, als das Wasser im vergangenen Winter immer brauner und schlammiger wurde und, sagt Stephan, sich gezeigt hat, dass Politiker und Behörden „unwahrscheinlich hilflos“ waren. Für ihn und die Kollegen, die auch vom Tourismus leben, war der Schritt an die Öffentlichkeit nicht leicht. Sie haben lange diskutiert und abgewogen: Machen sie das Problem publik, dann leidet mit großer Wahrscheinlichkeit der Tourismus. Schweigen sie, leidet die ganze Region – und letztendlich wieder der Tourismus. Stephan nennt das die „Grenze zur Selbstbeschädigung“.

Neun Millionen sollen die Katastrophe verhindern

Er erwartet fünf Prozent weniger Besucher und Einnahmen in den kommenden Jahren, das ist ein mittlerer zweistelliger Millionenbetrag, der dann einfach fehlt. „Wären wir in Amerika, könnten wir klagen.“ Er meint es als Witz, aber da schwingt auch Ärger mit. „Das Problem wurde nicht erkannt“, sagt er. Gutachter hätten sich geirrt, Strömungsverhältnisse wurden falsch berechnet, einige Studien einfach ignoriert oder gar nicht erst veröffentlicht. Erst das Engagement der Bürger habe „Potsdam aufgeschreckt“. Es gab ein Treffen mit Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD), der habe das Thema „zur Chefsache“ gemacht. Ende Januar, anderthalb Monate nach der Gründung von „Klare Spree“, stand das Thema auf der Tagesordnung des Landtags, die Abgeordneten beschlossen einstimmig ein Hilfspaket: Neun Millionen Euro für Sofortmaßnahmen, außerdem mussten alle Daten, alle Studien und Gutachten offengelegt werden. „Endlich war Schluss mit der Geheimniskrämerei“, sagt Peter Stephan.

Das Aktionsbündnis habe Politik und Behörden „aus dem Wachkoma erweckt“, meint er. Die Mühlen der Bürokratie mahlen jetzt ein bisschen schneller als vorher. Es könne drei bis fünf Jahre dauern, bis eine Lösung gefunden sei, hieß es noch im Winter von der Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau- und Verwaltungsgesellschaft (LMBV), einer Firma des Bundes, die sich um die Verwaltung der stillgelegten Tagebaue aus DDR-Zeit kümmert. Heute sagt Hans-Jürgen Kaiser, bei der LMBV zuständig für die Lausitz: „Das haben wir selber nicht erwartet; was man alles schafft, wenn es nötig ist.“ Es klingt gequält, als Kaiser diesen Satz sagt. Er steht im Saal des Radduscher Hotels, einem Raum mit Stuckleisten, breiten Fenstern und Rundbögen. Etwa 150 Menschen sind hierher gekommen, um sich anzuhören, was gegen die Verockerung getan werden soll. Hände werden geschüttelt, auf den Tischen steht Bier. Durch die Fenster des Saals blickt man auf das Göritzer Fließ: Das Wasser ist hier noch mal ein bisschen brauner als in Lübbenau.

Verockerung ist im Spreewald angekommen

Hans-Jürgen Kaiser spricht von „Langfristmaßnahmen und Kurzfristmaßnahmen“, davon, eine „Barriere zum Schutzgut Spreewald“ aufzubauen. Konkret heißt das: Noch im Frühjahr rollen Bagger in den Spreewald und schaufeln den Schlamm aus den Flüssen, die am dreckigsten sind. Eine alte Wasserreinigungsanlage im Ort Vetschau soll wieder aktiviert werden und über den Schlabendorfer See, 100 Kilometer südlich von Berlin, fährt ein „Sanierungsschiff“, das Kalk in den See lädt. Das Eisen kann dann von dort erst mal nicht mehr Richtung Spreewald fließen.

Als Kaiser fertig ist, wird es lauter im Saal. Es gibt Ärger wegen eines Flugblattes, das die LMBV gedruckt hat, „Fragen und Antworten zur Verockerung der Spree“. Darin heißt es, das Problem erstrecke sich nur auf einige Fließe, der „Zentralspreewald“ sei nicht betroffen. Die Worte „unglaubwürdig“ und „unwahr“ fallen. „Die Verockerung ist im Spreewald angekommen“, ruft einer. Die Leute fühlen sich nicht ernst genommen, haben das Gefühl, das Problem wird kleingeredet. Einer fragt: „Muss man denn immer erst mit der Keule kommen?“

Es ist nicht so, dass Kaiser und die Aktivisten auf verschiedenen Seiten stehen. Im Prinzip wollen beide das Gleiche: eine saubere Spree. Nur Kaisers Herangehensweise ist eine andere. Er redet viel über „Monitoring“, „Prüfung“ und „Lokalisierung“. Für Hans-Jürgen Kaiser ist die Reinigung der Spree ein Prozess, er rechnet in Jahrzehnten, nicht in Jahren oder Monaten. Für Günter Kneissel, den Kahnfahrer aus Lübbenau, kann schon ein schlechter Sommer den Ruin bedeuten.

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