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Autismus: Kann man einen Pflegegrad bekommen?

Pflege

Autismus: Kann man einen Pflegegrad bekommen?

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    Auffällig distanziertes Verhalten bei Kindern kann ein Zeichen für Autismus sein.
    Auffällig distanziertes Verhalten bei Kindern kann ein Zeichen für Autismus sein. Foto: Arno Burgi, dpa (Symbolbild)

    Menschen, die in ihrem Alltag auf Hilfe und Pflege angewiesen sind, können bei der Pflegeversicherung einen Pflegegrad von 1 bis 5 beantragen. Von den rund fünf Millionen Pflegebedürftigen ist laut der Gesundheitsberichterstattung (GBE) des Bundes ein Großteil 75 Jahre und älter, trotzdem können auch Kinder pflegebedürftig sein oder werden. Wie ist das im Fall einer Autismus-Spektrum-Störung? Können Betroffene einen Pflegegrad bekommen?

    Was ist eine Autismus-Spektrum-Störung?

    Autismus ist laut dem Bundesverband zur Förderung von Menschen mit Autismus eine komplexe und vielgestaltige neurologische Entwicklungsstörung. In der Regel ist von Autismus-Spektrum-Störungen (ASS) die Rede. Bei den "tiefgreifenden Entwicklungsstörungen" wird zwar zwischen dem frühkindlichen Autismus, dem Asperger-Syndrom und dem atypischen Autismus unterschieden, da in der Praxis jedoch auch immer mehr leichtere Formen der einzelnen Störungsbilder diagnostiziert werden, gilt laut dem Bundesverband ASS als Oberbegriff.

    Insbesondere der frühkindliche Autismus, der sich meist bereits vor dem dritten Lebensjahr zeigt, ist an drei Merkmalen deutlich zu erkennen: 

    • Probleme im sozialen Umgang mit Mitmenschen
    • Auffälligkeiten und Probleme bei der Kommunikation
    • sich wiederholende und stereotype Verhaltensweisen und eingeschränkte Interessen

    Autismus: Kann man einen Pflegegrad bekommen?

    Grundsätzlich können auch Kinder mit einer Autismus-Spektrum-Störung einen Pflegegrad bekommen. Das Bundesweite Pflegenetzwerk (BWPN) rät sogar dazu, immer einen Pflegeantrag zu stellen. Denn genau wie bei Erwachsenen werden auch bei Kindern zur Einstufung in einen Pflegegrad sechs Lebensbereiche beziehungsweise Module betrachtet. Diese sind laut dem Bundesgesundheitsministerium (BMG): 

    • Modul 1: Mobilität
    • Modul 2: Geistige und kommunikative Fähigkeiten
    • Modul 3: Verhaltensweisen und psychische Problemlagen
    • Modul 4: Selbstversorgung
    • Modul 5: Selbstständiger Umgang mit krankheits- oder therapiebedingten Anforderungen und Belastungen - sowie deren Bewältigung
    • Modul 6: Gestaltung des Alltagslebens und sozialer Kontakte

    Kindern mit einer Autismus-Spektrum-Störung erfüllen laut dem BWPN "fast immer die Kriterien zur Eingruppierung in einen Pflegegrad". Insbesondere in den Modulen 2 und 3 sei häufig mit einer Beeinträchtigung der Fähigkeiten zu rechnen. In diesen überprüfen die Gutachterinnen oder Gutachter des Medizinischen Dienstes laut Anlage 1 zu Paragraf 15 SGB XI folgende Punkte: 

    • Modul 2: Geistige und kommunikative Fähigkeiten
    • Erkennen von Personen aus dem näheren Umfeld
    • Modul 3: Verhaltensweisen und psychische Problemlagen
    • Motorisch geprägte Verhaltensauffälligkeiten

    Da die Art und der Umfang der nötigen Hilfe sowie Pflege bei Kindern mit einer Autismus-Spektrum-Störung variieren kann, kann es auch in den Modulen 1, 4, 5 und 6 zu Auffälligkeiten kommen. Trotzdem ist es möglich, dass keine oder nur sehr geringe Einschränkungen festgestellt werden. Auf Basis der in der Pflegebegutachtung erreichten Gesamtpunktzahl - maximal sind es 100 Punkte - wird im Anschluss der Pflegegrad berechnet. Laut Paragraf 15 Absatz 3 SGB XI gelten folgende Abstufungen:

    Bei Kindern gelten für die Begutachtung zum Teil andere Regeln. So steht laut der AOK bei Kindern unter elf Jahren etwa der Vergleich mit gesunden Altersgenossen im Vordergrund. Pflegebedürftige Kinder unter 18 Monaten werden zudem laut dem BMG pauschal einen Pflegegrad höher eingestuft, als Erwachsene mit derselben Punktzahl. 

    Autismus-Spektrum-Störung: Welchen Pflegegrad bekommen Kinder?

    Autismus kann in vielen verschiedenen Ausprägungen und Formen auftreten. Aus diesem Grund können Kinder mit einer Autismus-Spektrum-Störung alle Pflegegrade von 1 bis 5 oder keinen bekommen. Offizielle Daten zur Verteilung der Pflegegrade bei Betroffenen gibt es zwar nicht, aber das BWPN hat seine eigenen Erkenntnisse aus seinen Beratungen ausgewertet und veröffentlicht. 

    Demnach haben rund 30 Prozent der Kinder mit einer Autismus-Spektrum-Störung einen Pflegegrad 1, etwa 40 Prozent haben einen Pflegegrad 2 und jeweils rund 15 Prozent haben einen Pflegegrad 3 oder 4. Kinder mit einer Autismus-Spektrum-Störung können auch einen Pflegegrad 5 erhalten. Da das laut dem BWPN allerdings nur in sehr wenigen Fällen vorkommt, hat das Netzwerk die Zahlen außen vor gelassen.

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