Startseite
Icon Pfeil nach unten
Panorama
Icon Pfeil nach unten

Depression: Warum Diabetiker im Winter besonders gefährdet sind – und wie sie sich schützen können

Diabetes

Depression: Warum Diabetiker im Winter besonders gefährdet sind – und wie sie sich schützen können

    • |
    • |
    • |
    Die dunkle Jahreszeit kann aufs Gemüt schlagen. Auch deshalb wird zu viel Tageslicht und bestimmten Lampen geraten.
    Die dunkle Jahreszeit kann aufs Gemüt schlagen. Auch deshalb wird zu viel Tageslicht und bestimmten Lampen geraten. Foto: Christin Klose, dpa (Symbolbild)

    Jeder vierte Diabetiker leidet unter depressiven Verstimmungen, etwa jeder zehnte hat eine Depression: Das geht aus Schätzungen hervor, wie der Forschungsleiter in der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie des LWL-Universitätsklinikums der Ruhr-Universität Bochum, Frank Petrak, mitteilt. Diabetes und Depressionen – eine also nicht allzu seltene Kombination. Zwar betont die Deutsche Depressionshilfe, dass es sich „bei der Mehrzahl der depressiven Erkrankungen im Winter“ nicht um Winterdepressionen handelt. Doch gerade Diabetiker dürften mitunter genauer hinschauen und entsprechende Schutzmaßnahmen ergreifen.

    Kann Diabetes Depressionen auslösen?

    Betroffen sind sowohl Typ 1-Diabetiker als auch Menschen mit Diabetes Typ 2. In ihrem Artikel „Winter Depression and Diabetes“, erschienen in einer Spezialausgabe von „Critical Care Nursing Clinics of North America“, zeichnet Forscherin Christine Ernst nach, dass sich insbesondere bei Patienten mit Typ-2-Diabetes Winterdepressionen als „besonders schwierig“ gestalten können. Grund seien die Beeinträchtigungen der Blutzuckereinstellung sowie „andere schwerwiegende Folgen“.

    Wie das Diabetes-Infoportal diabinfo.de festhält, gebe es zudem Hinweise aus der Forschung, dass Depression und Diabetes Typ 2 gemeinsame biologische Ursachen haben. Bei Typ 1 wiederum tappe man nach wie vor weitgehend im Dunkeln.

    Wichtig ist im Zusammenhang mit Depression und Diabetes die genaue Begriffsunterscheidung. Auf diesen Umstand macht unter anderem ein Blogeintrag der Oberberg Kliniken aufmerksam: Drückt der Winter so arg aufs Gemüt, dass es das Ausmaß einer Krankheit annehmen, handelt es sich um eine saisonale Depression, auch SAD genannt („seasonal affective disorder“, zu Deutsch: saisonal abhängige Depression). Sind zwar saisonale Stimmungstiefs da, jedoch abgeschwächter als bei der saisonalen Depression, spricht man von subsyndromale SAD (s-SAD). Der Winterblues wiederum ist keine medizinische Bezeichnung und umschließt eher Stimmungsschwankungen, die von Wetter, Licht und Saison abhängig sind.

    Übrigens: Honigbienen leben vom Zucker, doch an Diabetes erkranken sie nicht – das weckt das Interesse der Wissenschaft.

    Depression: Hat der Winter Einfluss auf Diabetes?

    Tatsächlich kann der Winter Einfluss auf Diabetes haben, beziehungsweise auf den Zusammenhang mit Depression. Sowohl Hitze kann einem Diabetiker gefährlich werden als auch unter Umständen der Winter. Laut des Verbands der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe in Deutschland (VDBD), wie auch nach Angaben des Bildungsministeriums für Bildung und Forschung, leidet allen voran das Diabetesmanagement der Betroffenen.

    Psychologe Frank Petrak führt aus: „Wer eine gedrückte Stimmung hat, sich antriebslos fühlt und unter Konzentrations- und Schlafstörungen leidet, kann oftmals die Diabetestherapie nicht bewältigen oder schafft es nicht, sich ausreichend zu bewegen.“ Spätfolgen wie Gefäß-, Augen- und Nierenschäden sowie Erkrankungen von Herz und Kreislauf seien bei depressiven Diabetikern vermehrt festzustellen.

    Auch Laura Klinker, Psychologin am Diabeteszentrum Bad Mergentheim, erklärt: „Betroffene mit hohen Blutzuckerwerten fühlen sich häufiger gereizt, müde und antriebslos. Das kann sich mit dem Winterblues verstärken. Gleichzeitig verliert man durch die Antriebslosigkeit vielleicht auch die Motivation für das Diabetesmanagement.“ Wer mehr als 14 Tage unter anhaltender Niedergeschlagenheit und Antriebslosigkeit leidet sowie selbst angenehme Dinge aus dem Interesse weichen, sollte dies beim Hausarzt ansprechen. Diabetiker sollten den Langzeitblutzuckerwert HbA1c wie auch die täglichen Blutzuckerschwankungen beobachten: Beide können sich auf die Stimmung auswirken.

    Winterblues: Wie schützen sich Diabetiker?

    Der VDBD hat Tipps im Zusammenhang mit Winterblues und Diabetes zusammengetragen: Tageslicht bei einem Spaziergang nutzen oder Tageslichtlampen verwenden, generell sich bewegen und sich unter anderem an gewohnte Routinen, etwa Tagesablauf und Mahlzeiten, halten. Auch kleine Auszeiten im Alltag respektive Zeit für sich sei wichtig.

    Kehre der Winterblues wieder und seien die Symptome stark, könne das auf eine SAD hinweisen, so Gottlobe Fabisch, Geschäftsführerin des VDBD. Es lohne aktiv gegen den Winterblues mit „kleinen Alltagsmodifikationen“ gegenzusteuern: „Bewegung, bewusste Ernährung und gezielte Selbstfürsorge“.

    Übrigens: Forscher haben für eine Studie versucht, anhand von Audioaufnahmen und der Hilfe von KI Diabetes-Typ-2 zu diagnostizieren – mit überraschendem Ergebnis.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare

    Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.

    Registrieren sie sich

    Sie haben ein Konto? Hier anmelden