Forscher haben herausgefunden, dass ein bestimmtes Darmbakterium dabei helfen könnte, Diabetes besser zu behandeln – ganz ohne Medikamente oder Abnehmspritzen. In einer aktuellen Studie entdeckten sie, dass ein spezielles Darmbakterium den Zuckerhunger beeinflussen und sogar den Blutzucker senken kann.
Neue Diabetes-Studie: Was haben die Forscher entdeckt?
Laut der Studie, die im Magazin Nature Microbiology veröffentlicht wurde, analysierten Forscher die Darmflora von 60 Menschen mit Diabetes und verglichen sie im Anschluss mit gesunden Kontrollpersonen. Gleichzeitig führten sie Experimente mit Mäusen durch, um die Zusammenhänge genauer zu untersuchen. Das Ziel war, herauszufinden, wie Zuckerpräferenzen beim Menschen entstehen und warum sie bei Diabetikern oft ausgeprägter sind, erläuterte das Fach-Portal News Medical Life Sciences.
Die Ergebnisse der Untersuchungen waren eindeutig: Bei Menschen mit Diabetes fehlte demnach oft der Rezeptor „Ffar4“ im Darm. Dieser Rezeptor beeinflusst, wie unser Körper mit Zucker umgeht. Fehlt der Rezeptor, sinkt die Zahl dieser hilfreichen Bakterien, darunter das Bakterium „Bacteroides vulgatus“, was den Zuckerhunger verstärkt und den Blutzucker schlechter reguliert, erklären die Forscher.
Die Forscher fanden außerdem heraus, dass das Darmbakterium ein Stoffwechselprodukt namens Pantothenat produziert. Pantothenat regt die Produktion eines Hormons namens GLP-1 an. Dieses Hormon wirkt sich im Körper gleich doppelt positiv aus: Es reduziert den Zuckerhunger und stabilisiert gleichzeitig den Blutzucker. In Experimenten konnten die Forscher zeigen, dass Mäuse mit gezielt gefördertem „Bacteroides vulgatus“ weniger Zucker konsumierten und stabilere Blutzuckerwerte hatten. Das Besondere: Diese Effekte traten auf natürliche Weise durch die Aktivierung des Ffar4-Rezeptors und die Förderung der Darmbakterien auf.
Darmbakterien gegen Diabetes? Was bedeuten die Ergebnisse für Diabetiker?
Wie das Portal European Medical Journal in einer Einschätzung hervorhebt, könnten diese Ergebnisse die Behandlung von Diabetes in Zukunft verändern. Statt Medikamente oder die momentan beliebten Abnehmspritzen wie Wegovy, könnten gezielte Diabetes-Therapien entwickelt werden, um das Darmbakterium zu fördern. Das würde nicht nur den Zuckerhunger mindern, sondern auch den Blutzuckerspiegel von Diabetikern stabilisieren.
Die Ergebnisse sind vielversprechend, aber es gibt noch viele offene Fragen. Forscher müssen etwa herausfinden, wie die Aktivität von „Bacteroides vulgatus“ langfristig gesteigert werden kann. Dies könnte durch gezielte Probiotika, spezielle Nahrungsergänzungsmittel oder neue Medikamente geschehen, die direkt auf den Stoffwechsel des Darmbakteriums wirken.
Zudem bleibt unklar, wie sich solche Therapien auf unterschiedliche Diabetikergruppen auswirken. Denn nicht jeder Patient hat dieselbe Darmflora oder reagiert gleich auf Probiotika. Hier wird in den kommenden Jahren noch viel Forschung notwendig sein, um sicherzustellen, dass solche Ansätze sicher und wirksam sind.
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