Rund 30.000 Kinder und Jugendliche unter 20 Jahren leiden an Typ-1-Diabetes. Das geht aus einer Statistik des Diabetesinformationsportals diabinfo.de hervor. Für die Erkrankten und ihr Umfeld bedeutet eine derartige Diagnose eine große Umstellung und Herausforderung – und zwar auf körperlicher wie mentaler Ebene. Der Einfluss der Zuckerkrankheit auf die Pubertät ist besonders groß, was an mehreren Faktoren liegt.
Diabetes verändert den Zeitpunkt der Pubertät
Der Beginn der Pubertät schiebt sich bei an Diabetes erkrankten Kindern immer weiter nach vorne. Ein Phänomen, das sowohl bei Jungen und Mädchen im Rahmen einer aktuellen Studie untersucht wurde. Ein Forscherteam aus Deutschland fand durch die Analyse von Daten von rund 20.000 Kindern heraus, dass die Pubertät bei den Betroffenen etwa sechs Monate früher einsetzt als noch vor 20 Jahren. Demnach liege der Beginn der Pubertät bei Jungen nun im Schnitt bei 12,19 Jahren. Das Durchschnittsalter für Mädchen wird auf 11,06 Jahre beziffert.
„Während die Ergebnisse für Mädchen mit früheren Forschungsergebnissen übereinstimmen, ist unsere Studie bahnbrechend, da sie zum ersten Mal einen ähnlichen Trend bei Jungen mit Typ-1-Diabetes aufzeigt“, analysiert Felix Reschke von der Kinderklinik Auf der Bult in Hannover die Ergebnisse der Studie, die er leitete. Für junge Diabetikerinnen und Diabetiker ist es vor allem wegen des Stoffwechsels wichtig, den Beginn der Pubertät zu realisieren.
In der Pubertät steigt der Insulinbedarf
Der MDR berichtet, dass sich die Hormonkonstellation während der Pubertät stark verändert. Das beeinflusst den Stoffwechsel und könne dazu führen, dass junge Menschen, die an Diabetes erkrankt sind, mehr oder weniger Insulin benötigen. Während der Pubertät ist es demnach nicht einfach, den Blutzuckerwert in einem unbedenklichen Bereich zu halten. Der durchschnittliche Blutzucker-Langzeitwert bei Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes liegt laut diabinfo.de zwischen 8,4 und 9,3 Prozent. Ein optimaler Wert ist zwischen 6,5 und 7,0 Prozent erreicht. Der Insulinbedarf steige in der Pubertät von etwa einer Insulin-Einheit/Kilogramm auf bis zu 1,5 Insulin-Einheiten.
Dauerhaft zu hohe Werte können Folgeschäden am Herzen, den Nieren, den Nerven und am Auge nach sich ziehen. Daher ist es von großer Bedeutung, dass pubertierende Jugendliche eine passende Insulin-Dosierung erhalten. Genau in dieser Lebensphase wollen sich diese allerdings häufig von den Eltern oder Erziehungsberechtigten distanzieren. Das Diabetesmanagement steht auf der Probe.
Pubertät und Diabetes: Tipps für Eltern und Jugendliche
Prof. Dr. Karin Lange von der Medizinischen Hochschule Hannover erklärt im diabinfo-Podcast, dass sich das Diabetes-Management in der Pubertät immer mehr in die Hand der Jugendlichen liegt, nachdem es zuvor hauptsächlich von den Eltern getragen wurde. Bei den Heranwachsenden werde die Frage nach der eigenen Identität und Entwicklung zwar oft noch schwieriger, sie würden aber teils besser damit klarkommen als ihre Eltern. Für Letztere sind im Bericht von diabinfo.de einige Tipps formuliert.
- Absprache, Regeln und Grenzen: Die zunehmende Selbstständigkeit der Jugendlichen sollte von den Eltern unterstützt, aber auch kontrolliert werden. Von einer kompletten Übertragung der Verantwortung an Jugendliche mit Diabetes wird abgeraten.
- Kontrolle: Enger Kontakt zur behandelnden Diabetologin oder dem behandelnden Diabetologen ist wichtig. Die Dosierung des Insulins sollte regelmäßig überprüft und wenn nötig angepasst werden.
- Freundeskreis integrieren: Die Freundinnen und Freunde der Erkrankten können in das eigene Diabetes-Team integriert werden. Jugendliche hören teils mehr auf sie als auf ihre Eltern.
- Selbsthilfegruppen: Hier können an Diabetes erkrankte Jugendliche wahrnehmen, dass sie mit ihrer Situation nicht allein sind, andere Erfahrungen hören und Kontakte knüpfen.
- Technik nutzen: Mittlerweile gibt es viele hilfreiche Apps und andere digitale Unterstützung für Kinder und Jugendliche mit Diabetes. Beispielsweise können Bolusrechner und Blutzuckermessgeräte hilfreich sein.
Wie vertragen sich Diabetes und Alkohol?
Ab dem 16. Lebensjahr dürfen Jugendliche Wein, Sekt und Bier kaufen. Die Wirkung von Alkohol wird oft Thema, für Teenager mit Diabetes ist es besonders wichtig, über diese Bescheid zu wissen. Laut diabinfo.de beeinträchtigt Alkohol die Neubildung von Zucker in der Leber. Außerdem kann die Leber das Blut nicht ausreichend mit Zucker versorgen, wenn sie mit dem Abbau von Alkohol beschäftigt ist. Die Folge: Der Blutzucker sinkt und bei einem starken Konsum von Alkohol droht eine schwere Unterzuckerung.
Da viele alkoholische Getränke, beispielsweise Bier, Kohlenhydrate enthalten, lassen sie den Blutzucker schnell ansteigen, bevor dieser dann auch wieder schnell abfällt. Die Unterzuckerung erfolgt häufig im Schlaf, da die Wirkung des Alkohols auf den Blutzuckerspiegel lange anhält, wie bei diabinfo.de erklärt wird. Demnach kann es gefährlich werden, wenn Jugendliche mit Alkohol experimentieren und keine nächtliche Blutzuckermessung durchführen. Denn wenn eine schwere Unterzuckerung in diesem Zuge erfolgt, hilft keine Glukagon-Spritze, da die Leber blockiert ist. Es helfe dann häufig nur noch eine zuckerhaltige Infusion durch eine Notärztin oder einen Notarzt.
Übrigens: Bestimmte Getränke können das Diabetes-Risiko erhöhen.
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