Drei Freunde setzen sich zusammen, um eine Dating-Website zu programmieren, auf der sich Menschen ihren potenziellen Partnerinnen und Partnern mit kurzen Videos vorstellen können.
Die Freunde: Chad Hurley, Steve Chen und Jawed Karim, die zuvor gemeinsam bei Paypal arbeiteten.
Die Folge: Die nach Google.com zweitmeistbesuchte Internetseite überhaupt – die seit 2006 selbst zum Google-Konzern gehört – die Übernahme brachte den Gründern damals 1,31 Milliarden Euro ein.
Die Website: Youtube.com. Am 14. Februar 2005 wurde diese Domain registriert und veränderte das Internet. Ein digitaler Ort, an dem kreative Menschen ihre Videos verbreiten konnten - und gigantische Aufrufzahlen erreichten. Ein Rückblick auf 20 Jahre Youtube mit 20 viralen Videos.
Me at the Zoo (2005)
19 Sekunden nur dauert „Me at the Zoo“ („Ich im Zoo“). Ein etwas verwaschenes Video zeigt einen Mann, der im Zoo in San Diego vor dem Elefantengehege steht und in knappen Sätzen erzählt, warum er Elefanten mag. Zwei Dinge machen diesen kurzen Clip zu einem wichtigen Stück Internet-Geschichte: Der Mann, der da vor dem Gehege steht und spricht, ist Jawed Karim, einer der Youtube-Gründer. Das Video wurde am 23. April 2005 hochgeladen, gut zwei Monate, nachdem die Domain registriert wurde - das erste veröffentlichte Video auf der Plattform überhaupt. „That‘s pretty much all there is to say“, sagt Karim, nachdem er mit der Erklärung zu seiner Elefanten-Faszination ans (schnelle) Ende gekommen ist; „Das ist eigentlich alles, was es zu sagen gibt“. Manchmal kommen historische Ereignisse eben sehr banal daher.
Taking the Hobbits to Isengard (2005)
Als der Niederländer Erwin Beekveld für „Taking the Hobbits to Isengard“ einige Sätze aus der „Herr der Ringe“-Triologie zu einem Musikstück sampelte, dachte er sicher noch nicht an das gerade gegründete Youtube. Sein Video wurde zuerst in diversen Foren angesehen, auf Youtube erreichte es dann endgültig Kult-Status. Inklusive Zehn-Stunden-Remix und hunderter Re-Uploads.
Potter Puppet Pals: The mysterious ticking noise (2007)
Es ist ein Ohrwurm, ein echter Ohrwurm mit Überraschung. 207 Millionen Mal wurde „The mysterious ticking noise“ seit Erscheinen angeschaut. Hinter den Potter Puppet Pals steckt der US-amerikanische Künstler und Comedian Neil Cicierega. Dieses Video ist sein größter Hit, die Potter Puppet Pals entstanden erst außerhalb von Youtube, wurden mit „The mysterious ticking noise“ dort aber für eine Zeit zum Erfolg.
Charlie bit my finger (2007)
Im Mai 2007 lud Howard Davies-Carr ein 56-sekündiges Video auf Youtube hoch, das seine Söhne zeigt: Der einjährige Charlie beißt seinem dreijährigen Bruder Harry in den Finger, woraufhin Harry mehrmals „Charlie bit me“ ruft. Dieses einfache, aber amüsante Video entwickelte sich schnell zum meistgesehenen Clip auf der Plattform und erreichte bis Mai 2014 über 800 Millionen Aufrufe.
Chocolate Rain, Tay Zonday (2007)
Mit „Chocolate Rain“ wurde der amerikanische Sänger Tay Zonday aufgrund seiner markanten Stimme in kürzester Zeit berühmt. Sein Musikvideo lud er am 22. April 2007 auf Youtube hoch, bis Februar 2025 wurde das Video über 140 Millionen Mal angesehen. Im Sommer 2007 wurde „Chocolate Rain“ von CTV als das beste virale Video eingestuft und erhielt 2008 den Youtube-Award in der Kategorie „Musik“. Viele Jahre später erklärte Zonday, dass der Song als Metapher für Rassismus gegen Afroamerikaner dient.
Everyday normal Guy (2007)
Der Kanadier Jon Lajoie begann 2007, Musikvideos, die das dargestellte Genre brechen, auf Youtube zu veröffentlichen. Millionen von Menschen hielten das damals für so ziemlich das Lustigste im Internet und sorgten für nach damaligen Verhältnissen gigantische Reichweiten. Einer seiner ersten Hits war „Everyday Normal Guy“, in dem er über sein langweiliges Leben rappt.
Mr. Toast (2008)
Was soll man über dieses Video sagen? Ein Stück Toast geht mit ausdruckslosem Gesicht spazieren. Das ist nicht, was das Video so bekannt macht. Es ist die fröhliche Pfeifmelodie. Wer sie einmal gehört hat, vergisst sie so schnell nicht wieder – und ertappt sich bei Erwähnung von Mr. Toast auch Jahre später noch dabei, das Lied direkt pfeifen zu können. Ein Klassiker unter den Youtube-Ohrwürmern.
Lamas mit Hüten (2009)
Wochenlang schallte einst „Caaaaarl“ über Deutschlands Pausenhöfe. Was nach einem lustigen Video mit sprechenden Llamas aussieht, entpuppt sich bald als Auftakt der Geschichte eines psychopathischen Paarhufers, die erst Jahre später zu Ende ging. Neben Tieren – Charlie, das Einhorn; Fische, Bären – brachte Creator Jason Steele mit seinem Kanal „Filmcow“ auch Pfannenwender, Zähne und Obst zum Sprechen.
Annoying Orange (2009)
Hey! Hey Apple! Eine Orange mit Gesicht, die sich mit diversen anderem Obst unterhält. Klingt nicht nur nervig, sondern auch simpel. Ist es schon auch. War aber so erfolgreich, dass daraus eine Fernsehserie entstand – und mehr als 750 Videos auf Youtube. Noch immer werden ständig neue veröffentlicht.
Friday, Rebecca Black (2011)
Das zugegebenermaßen etwas banale Lied aus dem Jahr 2011 ist noch heute ein echter Ohrwurm. Gesungen wurde es von der damals 13-jährigen Amerikanerin Rebecca Black. Doch Bekanntheit erlangte es vor allem, weil es binnen kürzester Zeit auf Platz eins der Videos mit den meisten Negativbewertungen landete. Ein halbes Jahr nach Erscheinen ließ Rebecca Black es deshalb von der Plattform entfernen. Glücklicherweise lud sie es aber einige Monate später wieder hoch. Heute hat es 1,5 Millionen Likes.
5 People 1 Guitar; Somebody that I used to know (2012)
Eine simple Idee und fünf geniale Musikerinnen und Musiker reichen für eine der größten Musikvideo-Überraschungen 2012. Innerhalb von vier Monaten schauten über 175 Millionen Menschen das Video an. Die Indie-Band „Walk off the earth“ schaffte es mit ihrem Cover von „Somebody that I used to know“ nicht nur in das Youtube-Rewind 2012, sondern auch zu einem Plattenvertrag.
Psy - Gangnam Style (2012)
Bevor Tiktok Songs mit kurzen Schnipseln und eingängen Tanzmoves über Nacht bekannt machte, war Youtube der Treiber für virale Hits. Den Meilenstein von einer Milliarde Aufrufen schaffte 2012 ein Song, den wohl niemand erwartet hätte: „Gangnam Style“ des südkoreanischen Künstlers Psy. Obwohl ein Großteil der Welt den Text – in dem sich Psy über den Lebensstil der Menschen aus der wohlhabenden Viertel Gangnam in der Hauptstadt Seoul lustig macht – gar nicht verstand, knackte der Song nur vier Monate nach Veröffentlichung die magische Marke. Mit seinem eingängigen Beat, seiner mitgröhlbaren Hook und den vielfach imitierten Tanzmoves trug „Gangnam Style“ maßgeblich zum Siegeszug des K-Pop in der Welt bei.
Zur Party? Zur Party (2012)
Das Video ist vermutlich der einzige virale Internethit aus Ostvorpommern: Entstanden ist das Ganze während eines Schulworkshops mit dem Rapper Ali Baba. Innerhalb weniger Tage erreichte das Video bereits Zugriffszahlen im fünfstelligen Bereich. Auch das Löschen des Videos konnte dessen Verbreitung nicht stoppen. Bis heute gibt es mehrere Versionen im Internet mit mehreren Millionen Klicks.
Harlem Shake (2013)
Das Lied „Harlem Shake“ wurde 2012 veröffentlicht – der Grund, warum man es kennt, liegt aber im Jahr 2013. Da erschien das erste Video nach einem Schema, wie es tausende Male nachgestellt wurde: Ab der Zeile „Do the Harlem Shake“ wird sich wild bewegt, gerne in absurden Kostümen.
The Fox (What Does The Fox Say?) (2013)
Ylvis, das sind zwei Norweger, die dort verschiedene Fernsehsendungen moderierte, deren Einspielfilme oft hohe Aufrufzahlen auf Youtube erreichten. Aber alles in den Schatten stellte „The Fox“ von 2013. Nach zehn Tagen hatte das Video 25 Millionen Aufrufe, nach einem halben Jahr 400 Millionen und inzwischen wurde längst die Eine-Milliarde-Grenze durchbrochen. Und das allem mit einem Lied über Tierlaute.
How it is (Wap Bap) (2017 )
Bianca Claßen alias Bibi wurde mit ihrem Kanal BibisBeautyPalace eine der ersten deutschen Influencerinnen. Zuerst machte sie vor allem mit Schminkvideos Reichweite, doch 2017 dachte sie sich: Man könnte ja auch singen. Die Reaktionen waren gemischt. Das Lied erreichte die Charts. Aber auch 3 Millionen Dislikes (die gab es damals noch), was es zum am schlechtesten bewerteten Video in Deutschland macht.
Youtube Rewind 2018
A propos Dislikes: Weltweit am allermeisten sammelte 2018 ausgerechnet Youtube selbst. Mit den „Rewind“-Videos zelebrierte die Plattform ab 2010 in einer Art jährlichen Rückschau die eigene Kultur und die größten Videoproduzenten (und Geldverdiener) der Seite. Mit der Zeit wurden die „Rewind“-Videos zunehmend bombastischer, größer, aufregender - und dann kam „Rewind 2018“: Die Youtube-Community verachtete das Video, das die egozentrische, glitzernde Sinnleere der Influencer-Welt unabsichtlich perfekt illustrierte. Der Auftritt von Will Smith (“Oaaaah! It‘s Rewind time!“) wurde zum ironischen Meme. Innerhalb der ersten Woche sammelte das Video mehr als 10 Millionen Dislikes. Inzwischen steht es bei über 20 Millionen - absoluter Rekord. 2019 erwies sich ein etwas hilfloser Relaunch der „Rewind“-Serie als Rohrkrepierer, 2020 begrub die Videoplattform das Format dann stillschweigend. Immerhin ist „Rewind 2018“ immer noch online - und immer noch schmerzhaft.
Was ist dein Lieblingsfach? (2018)
1996 produzierte der britische Sender BBC eine Serie namens „Hallo aus Berlin“ - sie sollte britischen und amerikanischen Schülern den Deutschunterricht versüßen. Ganz modern arbeitete die BBC damals schon mit Computeranimationen, wie sie Pixar mit „Toy Story“ kurz zuvor auch ins Kino gebracht hatte. „Was ist dein Lieblingsfach?“ singen „Rita“ und „Rolli“ (typisch deutsche Namen eben!) in Folge 6 von „Hallo aus Berlin“. Die beiden wild zappelnden Figuren sehen ziemlich abstrus aus, und der Song - markanter Tanz inklusive - setzt dem noch die Krone auf. Warum der Ausschnitt dann im Jahr 2018, mehr als 20 Jahre nach dem Ende der Serie, plötzlich auf Youtube berühmt wurde? Keine Ahnung, aber ist ja auch nicht so wichtig. Achtung, Ohrwurmgarantie!
Rezo zerstört die CDU (2019)
„Die Zerstörung der CDU“ fällt aus der Reihe der sonstigen Videos, denn es nicht albern, es ist nicht musikalisch, es ist politsch. Und es war 2019 das meistgeklickte Video auf Youtube in Deutschland. Damit ist Rezo – der davor vor allem durch Challenges und Unsinn bekannt war – etwas gelungen: Youtube-Videos wurden auf einmal in einer breiten Öffentlichkeit diskutiert. Die CDU reagierte auf sein Video, wollte Philipp Amthor sogar ein Antwort-Video machen lassen. (Es wurde dann aber doch nicht veröffentlicht). Auf einmal waren diese jungen Leute und ihre Themen und ihr Ärger präsent.
Barabaras Rhababerbar (2024)
Bodo Wartke hat Barbaras Rhabrberbar nicht erfunden. Sie geisterte schon vor elf Jahren durch Youtube. Damals als mit Paint animierter Zeichentrickfilm. Aber Bodo Wartke und Marti Fischer haben Barbara und ihrer Rhabarberbar 2024 zu neuem Glanz verholfen. Und das sehr erfolgreich. Das Lied wurde zum viralen Hit, nicht nur auf Youtube, sondern auch auf anderen Social-Plattformen. Vor allem als die beiden auch noch einen Tanz dazu entwickelten und plötzlich alle Welt zu Barbaras Rhabarberbar tanzte.
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