Startseite
Icon Pfeil nach unten
Panorama
Icon Pfeil nach unten

Annette Frier spielt mit Christoph Maria Herbst in „Merz gegen Merz“

Interview

Annette Frier gesteht: „Ich liebe es zu schimpfen“

    • |
    • |
    Annette Frier (Anne) und Christoph Maria Herbst (Erik) in einer Szene aus „Merz gegen Merz“.
    Annette Frier (Anne) und Christoph Maria Herbst (Erik) in einer Szene aus „Merz gegen Merz“. Foto: ZDF und Martin Valentin Menke

    Frau Frier, der zweite Film der beliebten Comedy-Reihe „Merz gegen Merz“ steht an. Zusammen mit Ihrem Partner Christoph Maria Herbst nehmen Sie das Publikum mit auf die Reise ins nacheheliche Leben und seine Untiefen. Wie waren die Dreharbeiten?
    ANNETTE FRIER: Die haben tatsächlich eine erstaunliche Konstanz an guter Lebenszeit bei der Arbeit für uns geliefert. Es hätte ja mehrere Möglichkeiten gegeben, von dem Zug ,Merz gegen Merz‘ abzuspringen. Aber die haben weder Christoph, noch ich und auch sonst niemand aus dem Ensemble, geschweige denn das ZDF, wahrgenommen. Wir hatten zwar irgendwann durchaus das Gefühl, dass die Geschichte des Scheidungspärchens im Format Serie auserzählt ist. Aber bei einem 90-Minüter ergeben sich natürlich ganz neue Möglichkeiten für die Figuren.

    Ist Herr Herbst in Wirklichkeit auch so witzig und direkt wie vor der Kamera?
    FRIER: Ja, ganz schlimm. Der Mann ist eine Attacke auf das System!

    Und wie viel „Stromberg“ steckt in ihm, dem Ekel-Chef aus der gleichnamigen Serie?
    FRIER: Nur das Aussehen. Christoph ist ein sehr loyaler Team-Player. Und im Gegensatz zu Bernd Stromberg fühlt er sich für gute Stimmung am Set explizit verantwortlich.

    So eine Komödie lebt von den Dialogen. Wie viel Mitspracherecht haben Sie da als Darsteller?
    FRIER: Grundsätzlich hätten wir viel Mitspracherecht. Aber das ist bei einem Autor wie Ralf Husmann völlig unnötig. Auf ihn gehen übrigens auch die tollen Dialoge von „Stromberg“ zurück und für Harald Schmidt hat er früher auch getextet. Ich improvisiere grundsätzlich gerne, aber nicht in diesem Format. Bei Maestro Husmann wird vom Blatt gespielt. Jazz-Impro ist hier nicht gefragt.

    So viel kann man verraten: Es geht im Film unter anderem ums Erben, das in vielen Familien Streitfragen aufwirft. Was kommt sonst noch auf die Fernsehzuschauer zu?
    FRIER: Ja, es geht ums Geld…

    …wie so oft im Leben.
    FRIER: Und es geht ja nie ums Geld selbst, sondern das Geld ist eine Währung für: „Wie sehr liebst du mich?“ Da wird Liebe, die sonst immer in einem diffusen Raum stattfindet, in Form von Geld sichtbar. Das gilt für alle Erbgeschichten oder Scheidungen. Nur ein Beispiel: Da hat sich keine Sau jemals für den alten Tisch der Oma interessiert, aber kaum ist ein Paar geschieden, gönnt einer der anderen nicht mehr das Schwarze unter dem Nagel. Dann kloppen sich die beiden um den hässlichen Tisch aus Rache um nicht empfangene Liebe. 

    Und darum ist das Erben auch ohne Scheidung so streitträchtig?
    FRIER: Weil sich beim Erben alles offenbart. Wo die Menschen vorher höflich zueinander waren, da gehen sie dann ohne Rücksicht aufeinander los. Mit den eigenen Kindern sind die Menschen übrigens grundsätzlich großzügig anstatt geizig, was für mich mit bedingungsloser Liebe zu tun hat. Bei allen anderen gelten oft die eben genannten Bedingungen. Mangel, Neid, Eifersucht.

    Der Film heißt „Geheimnisse“ (12. September, ZDF, 20,15 Uhr). Lassen Sie uns also noch ein wenig über dieses Thema sprechen. Frau Frier, haben Sie Geheimnisse?
    FRIER: Ja, aber da darf ich ja leider nicht drüber reden, schade! Es ist doch so herrlich, Geheimnisse auszuplaudern.

    Wie gehen Sie privat mit Geheimnissen um?
    FRIER: Das kommt auf das Geheimnis an. Ich kann einerseits Geheimnisse schon gut bei mir behalten, ich kann sie aber auch strategisch einsetzen und ausplaudern.

    In „Merz gegen Merz“ geraten Sie ja mit Ihrem Ex-Mann ständig aneinander. Wie geht die Familie Frier mit Konflikten um?
    FRIER: Na, da kommt man nicht drumherum, wenn man zwei pubertierende Kinder zu Hause sitzen hat. Ich halte aber auch grundsätzlich nichts davon, Konflikten aus dem Weg zu gehen. Die kommen ja ansonsten ähnlich wie ein Bumerang zurück. Es ist bei uns kein Tabu, Probleme anzusprechen.

    Haben Sie ein probates Mittel entwickelt, die Familienkonflikte zu entschärfen?
    FRIER: Wenn ich etwas Gutes wüsste, hätte ich damit schon viel Geld verdient. Nee, man muss die Konflikte zulassen und dann Augen auf und durch.

    Im Film hauen Sie sich mit Herrn Herbst ganz schön was um die Ohren. Wie tief darf man in die Schimpfkiste greifen, ohne den anderen nachhaltig zu verletzen?
    FRIER: Ich liebe es zu schimpfen. Ein tolles Verb mit spielerischem Charakter! Sich andererseits „stumm anzukotzen“ halte ich für viel gefährlicher. Wir haben in der Familie ein tolles Ritual: „Autowaschanlage“. Während der Unterbodenreinigung beschimpfen wir uns mit den schlimmsten Wortkreationen in der Hoffnung, dass der ganze verbale Schmutz mit weggewaschen wird.

    Sie haben schon öffentlich eingeräumt, im Auto oft zu fluchen. Stimmt das?
    FRIER: Ja, das Auto ist ein toller Ort, um andere zu beschimpfen. Es gibt wahrscheinlich gar keinen besseren. Weil der andere nichts davon hört. Das ist doch genial! Außerdem geht es beim Autofahren um Leben und Tod. Wenn ich jemanden anhupe, weil ich denke, der fährt mir gleich in die Seite rein, beschimpfe ich mit bestem Wissen und Gewissen. Ich bin schließlich in Todesangst!

    Sind Sie schon einmal wegen Schimpfwörtern mit dem Gesetz in Konflikt geraten?
    FRIER: Nein, denn in dem Moment, wo das Fenster runtergefahren wird, verlässt einen schon die Freiheit, weil einem sofort in den Kopf schießt, wie sinnlos jetzt jegliche Brüllerei wäre.

    Was ärgert Sie im Straßenverkehr am meisten?
    FRIER:: Was ich schon als 14-Jährige bei der Sendung „Der 7. Sinn“ gelernt habe, ist diese Verkehrsszene: Eine Ampel wird grün. Alle dürften jetzt eigentlich gleichzeitig losfahren. Wenn das so wäre, würden doppelt so viele Autos die Grünphase passieren, als es in der Regel passiert. Denn in diesem Land ist es so, dass die Ampel umschaltet und dann fährt einer nach dem anderen mit schönen Pausen dazwischen los. Und vielleicht einer gar nicht, weil er gerade aufs Handy schaut. Allein deswegen könnte ich Leute kurzfristig umbringen.

    Zur Person: Annette Frier, 50, Tochter einer Lehrerin und eines Anwalts, wurde unter anderem bekannt mit den Comedyserien „Schillerstraße“ und „Danni Lowinski“. Sie lebt mit ihrem Mann und den 2008 geborenen Zwillingen in Köln.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare

    Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.

    Registrieren sie sich

    Sie haben ein Konto? Hier anmelden