Der "Alte" Thomas Heinze: "Ich habe keine Probleme mit dem Alter"
Der Schauspieler ist der neue "Alte" – und findet das großartig. Warum ihm Kickboxen nun hilft. Und wie er sich einmal vom legendären Regisseur Dieter Wedel eine Rolle erschwindelte.
Herr Heinze, Sie sind ab März der neue "Alte". Wie oft haben Sie diesen Satz in den vergangenen Wochen gehört?
Thomas Heinze: Mit dem Wort "März" kenne ich den Satz nicht, aber dass ich der neue "Alte" sein werde, habe ich natürlich häufig gehört.
Nervt so etwas?
Heinze: Nein, im Gegenteil, ich freue mich darüber. Denn ich bin sehr gerne der neue "Alte". Ich wollte die Rolle unbedingt und bin sehr glücklich, dass es geklappt hat.
Gerade noch den Frauenschwarm gespielt und nun, mit erst 58 Jahren, schlüpfen Sie in die Rolle des "Alten". Wie fühlt sich das an?
Heinze: Ich habe keine Probleme mit dem Alter, im Gegenteil. Ich bin froh, dass ich es noch genießen darf. Denn ich bin jetzt in einem Alter, in dem mich viele Freunde und Weggefährten auch schon verlassen haben. Insofern bin ich eher dankbar, dass ich das alles noch erlebe.
In der ersten Folge als Hauptkommissar Caspar Bergmann kommen Sie ja auch gar nicht alt, sondern ziemlich dynamisch rüber.
Heinze: Ja, ich kann mich genetisch bei meinen Vorfahren bedanken. Ich bin noch nicht gebrechlich und ganz gut zu Fuß. "Passt scho", wie man in Bayern sagen würde.
Ganz anderes Thema: Sie gelten als guter Kickboxer. Hilft das bei den Aufnahmen bei so einer Aufgabe, wie sich auf einen Mann zu werfen und ihm dann Handschellen anzulegen?
Heinze: Das ist tatsächlich ganz hilfreich, wenn man sich ein bisschen bewegen kann und einigermaßen fit ist. So fit wie mein Freund Jürgen Vogel bin ich allerdings bei weitem nicht. Und das sieht man mir auch an. Aber noch sind die Stuntmänner ganz froh, wenn sie sehen: Ach, einigermaßen bewegen kann er sich …
Haben Sie denn dann auch privat schon mal jemanden verprügelt?
Heinze: Ich habe mich mal verteidigen müssen und dafür ist Kickboxen schon ganz gut. Aber normalerweise trainiere ich nur, mache keine Sparrings. Für mich als Schauspieler wäre das auch nicht sinnvoll, ein blaues Auge zu haben, das kann ja leicht mal passieren. Und dann sind die Maskenbildner nicht wirklich begeistert. Mein ältester Sohn geht beispielsweise zum Jiu-Jitsu-Training, da kommt der schon ab und zu lädiert nach Hause.
Sie wohnen seit vielen Jahren mit Ihrer Lebensgefährtin und Ihrem Sohn in Berlin. Aber heiraten, sagen Sie, sei nicht so Ihr Ding. Gibt es dafür einen speziellen Grund?
Heinze: Dafür gibt es gar keinen Grund, außer dass meine Lebensgefährtin schon einmal verheiratet war. Sie hat das Gefühl, dass das auch gar nicht unbedingt sein muss. Wir schließen es allerdings auch nicht aus. Wenn es so weit ist, dass man sich auf der Intensivstation besuchen muss, könnte das vielleicht ganz praktisch sein. Aber aktuell passt es so, wie es ist. Wir haben nicht das Gefühl, dass etwas fehlt.
Ihre Karriere begann mit einer Lüge, wenn ich das richtig gelesen habe: Sie haben den inzwischen verstorbenen Regisseur Dieter Wedel angeschwindelt, als Sie um eine Rolle in einem seiner Fernseh-Mehrteiler kämpften. Wedel fragte, ob Sie Schlittschuhlaufen könnten, und Sie sagten: "Ja, ich habe drei Jahre Eishockey gespielt." Sie bekamen die Rolle.
Heinze: Na ja, es war ein bisschen unglücklich. Denn die Produktionsfirma wollte zuerst gar nicht meine Bewerbungsbilder annehmen. Die Frau sagte damals: "Nein, wir haben schon über 500 Bewerber, nehmen Sie sie wieder mit." Ich war auf dem Weg nach draußen, da fragte sie plötzlich: "Können Sie denn Schlittschuhlaufen?" Ich: "Muss man das können?" Sie: "Ja!" Da antwortete ich: "Na klar kann ich das. Ich habe sogar drei Jahre Eishockey gespielt." Da hat sie dann die Bilder sofort an sich genommen.
Und dann?
Heinze: Die riefen mich noch am selben Tag an und sagten, Dieter Wedel sei morgen in der Stadt, und fragten, ob ich mit ihm zum Flughafen fahren könnte, denn vom Typ her käme ich absolut infrage.
Ach!
Heinze (lacht): Dann musste ich schnell herumtelefonieren. In Bad Nauheim, wo mein Vater als US-Soldat, wie Elvis Presley übrigens auch, stationiert war, habe ich meinen Bruder angerufen, der mir Kontakt zum örtlichen Eishockeyklub verschaffen sollte.
Hat es geklappt?
Heinze: Ja, ein Spieler rief zurück und gab mir ein paar Tipps.
Und wie erklärten Sie das alles dem Wedel?
Heinze: Der hat erst mal gefragt, wo ich denn Eishockey gespielt hätte. Ich antwortete: "Beim VfL Bad Nauheim." Da sagte er frei raus: "Das glaube ich nicht!" So ging das ein paar Mal hin und her. Ich verstand gar nicht, wie der meine Lüge so schnell entlarven konnte. Erst als er sagte, dass er aus Bad Nauheim stamme, war das klar. Ich flog glücklicherweise nicht auf, aber ich musste auf dem Eis vorlaufen.
Und?
Heinze: Ich bin direkt ins Eisstadion und habe jeden Tag sechs Stunden geübt. Das habe ich ein halbes Jahr gemacht, weil ich erst dann vorlaufen musste. Bis die Dreharbeiten begannen, konnte ich richtig gut Schlittschuhfahren. Es hätte zwar nicht für eine Eishockeykarriere gereicht, für den Film aber schon.
Zur Person: Thomas Heinze wurde am 30. März 1964 in West-Berlin geboren. In München studierte er in den 80er Jahren Schauspiel an der Otto-Falckenberg-Schule. 1991 war er dann in Volker Schlöndorffs Film "Homo Faber" und in Sönke Wortmanns "Allein unter Frauen" zu sehen. Es folgten weitere Kinokomödien, die große Erfolge wurden. Fürs Fernsehen trat er immer wieder im "Tatort" auf, zuletzt spielte er in "Miss Merkel – Ein Uckermark-Krimi" mit. "Der Alte" mit Heinze als Hauptkommissar Caspar Bergmann läuft am Freitag um 20.15 Uhr im ZDF.
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