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Interview: Tagesschau-Sprecherin Daubner würde gern den Weltfrieden verkünden

Interview

„Tagesschau“-Sprecherin Susanne Daubner: „Ich würde gerne den Weltfrieden verkünden“

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    Susanne Daubner sagt über sich: „Ich würde mich schon als authentischen Menschen bezeichnen, der ehrlich ist und Haltung bezieht.“
    Susanne Daubner sagt über sich: „Ich würde mich schon als authentischen Menschen bezeichnen, der ehrlich ist und Haltung bezieht.“ Foto: imago/APress

    Sie sind 1989 aus der DDR geflohen und arbeiten seitdem bei der ARD. Was bedeutet Ihnen der Senderverbund?
    SUSANNE DAUBNER: Ich bin in der DDR aufgewachsen. Schon als Jugendliche habe ich mich kritisch mit dem System auseinandergesetzt, vor meinem Weggang noch beim DDR-Rundfunk gearbeitet. Ich habe also erlebt, wie eine Staatspartei den Rundfunk vereinnahmt und ihn für ihre Propagandazwecke missbraucht. Da begreift man, wie wichtig und unverzichtbar ein unabhängiger Rundfunk wie die ARD ist. Sie trägt seit nunmehr 75 Jahren zur freien Meinungsbildung bei und erfüllt damit eine wichtige Aufgabe in unserer Gesellschaft.

    In der Dokumentation „75 Jahre. Fürs Erste!“ geht es um Meilensteine in der ARD-Geschichte. Was davon hat Sie am meisten beeindruckt?
    DAUBNER: Aufgrund meiner persönlichen Geschichte natürlich die bewegenden Bilder vom November 89. Ich habe den Mauerfall in Westberlin vor dem Fernseher erlebt. Ich konnte damals nicht vor die Tür gehen und mich mit den anderen freuen. Ich befand mich vier Monate nach meiner Flucht in einer Art Vakuum. Jedes Jahr wieder, wenn ich die Bilder sehe, bin ich zu Tränen gerührt. Für mich ist das der bedeutendste Moment deutscher Geschichte nach 1945.

    Haben Sie als DDR-Bürgerin West-Fernsehen geguckt?
    DAUBNER: Klar, ich hatte einen kleinen Schwarzweiß-Fernseher aus russischer Produktion und habe Tagesschau geguckt. Wie sollte ich sonst einen unparteiischen Blick auf unser geteiltes Land bekommen? Die Tagesschau war für mich eine ganz wichtige Quelle. 

    Sie konnten damals natürlich noch nicht ahnen, dass Sie selber mal in der Tagesschau Nachrichten sprechen werden…
    DAUBNER: Nein, natürlich nicht, wer verfügt schon über eine Zauberkugel. Mein beruflicher Werdegang war für mich damals zweitrangig. Ich wollte einfach nur weg aus der DDR, in ein freies und selbstbestimmtes Leben.

    Sie sind seit 1999 bei der Tagesschau. Welches war denn die wichtigste Meldung, die Sie je verkündet haben?
    DAUBNER: Gibt es denn die eine wichtigste Meldung, angesichts der vielen Konflikte, Klimawandel und Naturkatastrophen auf der Welt? Ich glaube nicht. Ich würde gerne den Weltfrieden verkünden, was wohl leider auf ewig eine Utopie bleiben wird. Aber doch zumindest ein Ende des Ukraine-Krieges und Frieden in Nahost. Die aktuelle politische Weltlage führt bei mir mitunter dazu, dass ich manche Nachricht mit nach Hause und in den Schlaf nehme.

    Sie sind eine der beliebtesten Sprecherinnen im deutschen Fernsehen, schreiben aber anders als viele Ihrer Kollegen keine Bücher oder moderieren eine Talkshow. Warum eigentlich nicht?
    DAUBNER: Mein Leben ist ja noch nicht vorbei (lacht). Ich mache schon einiges neben der Tagesschau, aber eben nicht vor der Kamera. Vielleicht schreibe ich ja noch ein Buch, aber ganz sicher keinen Krimi, davon gibt es schon genug. Es würde wohl eher von meinem Leben, den Brüchen und Erfahrungen handeln.

    Seit 2021 verkünden Sie auf der Plattform TikTok das Jugendwort des Jahres, was Ihnen einen gewissen Kultstatus eingebracht hat. Welches Jugendwort ist Ihr Liebling?
    DAUBNER: Es gibt mehrere, aber besonders gut gefällt mir Ehrenfrau. Es war, glaube ich, das Jugendwort 2018.

    Sind Sie denn eine Ehrenfrau?
    DAUBNER: Gute Frage (lacht). Sagen wir mal so: Ich würde mich schon als authentischen Menschen bezeichnen, der ehrlich ist und Haltung bezieht. Von daher passt der Begriff doch ganz gut zu mir.

    Zur Person

    Susanne Dauber wurde 1961 in Halle an der Saale geboren und zog später nach Berlin. Seit Januar 1999 gehört sie dem Tagesschau-Team an.

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