Es beginnt mit einem Höhepunkt, gleich in der ersten Minute, fast 200 Meter über der nächtlichen Stadt: Ein Pärchen liebt sich auf der luftigen Antennenplattform des Kölner Fernsehturms, nahe am Abgrund. Im Drehrestaurant darunter tobt eine wilde Party. Das kann nicht gut gehen – tut es auch nicht. Doch einer hat in diesem Moment seinen großen Auftritt, der wohl bisher größte Hauptdarsteller in der Geschichte des „Tatorts“: der 266 Meter hohe Fernsehturm von Köln, der „Colonius“. Er gibt denn auch der aktuellen Folge ihren Namen (Sonntag, 20.15 Uhr, ARD). Seit Jahren steht er leer, gilt als „Lost Place“, als verlorener Ort – und als solcher eignet er sich nun mal besonders gut, um ein furchtbares Geheimnis zu bergen.

Die Geschichte führt zurück in die partybegeisterten 90er-Jahre, als sich das Nachtleben noch vom monotonen Herzschlag der Techno-Beats antreiben ließ. Damals passierten in einer rauschhaften Nacht im „Colonius“, der einst eine Disco zwischen Drehrestaurant und Antennenplattform beherbergte, Dinge, die ganz offensichtlich in ein fatales Ereignis der Gegenwart mündeten. Ein Fotograf wird erschlagen aufgefunden. Er gehörte offenbar zu einer Clique, die einst im „Colonius“ feierte, angetrieben von endlosem Rhythmusdonner und illegalen chemischen Stimmungsbeschleunigern.
Neuer Tatort aus Köln: In Rückblenden entwickelt sich ein nächtliches Drama
Und so sitzen nun die ehemaligen Feierbiester Christian (Thomas Loibl), René (Andreas Pietschmann) und Meike (Karoline Eichhorn) als gereifte bürgerliche Existenzen im Kommissariat bei Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Schenk (Dietmar Bär) und sollen erzählen, was vor 30 Jahren passiert ist. Diesmal stammen die Begleitgeräusche vom Hämmern und Bohren der Sanierungsarbeiten am Polizeigebäude, und die Aufputschdroge heißt Kaffee. In Rückblenden entwickelt sich ein nächtliches Drama, welches das Leben aller Beteiligten prägen sollte. Über die Spanne von drei Jahrzehnten verlieren zwei Menschen ihr Leben – und dummerweise auch ein kleiner Hund, auf ziemlich grausame Weise.

Um all das aus den Zeugen herauszukitzeln, müssen die alten Herren Ballauf und Schenk mit ihren Zuträgern Norbert Jütte (Roland Riebeling) und Natalie Förster (Tinka Fürst) sehr viel klassische Polizeiarbeit leisten, Fragen stellen, Schlüsse ziehen. Es ist ein recht statischer Ermittlungs-„Tatort“ geworden, auch wenn er sich um eine wilde Partynacht dreht und das ständige verbale Bohren in eine hübsche Rauferei im Kommissariat mündet.
Die Mitglieder der Clique sind hochkarätig besetzt, das Trio Loibl, Pietschmann und Eichhorn spielt exzellent. Und doch haben sie einen massiven Konkurrenten, den beeindruckenden Fernsehturm selbst (der siebthöchste Deutschlands). Er wird durch die schwindelerregende Kamerafahrt am Anfang wie ein außerirdisches Raumschiff präsentiert, mit blinkenden Disco-Lichtern, um dann zunehmend zu einem leeren Ort des Schreckens zu werden. Beeindruckend.
Kann man anschauen - man verpasst aber auch nichts, wenn man ihn nicht ansieht. Ohne viel Außendreharbeiten, dadurch sehr statisch, wie im Bericht bereits angeführt.
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