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Papst Franziskus: Gesundheitszustand ernst, Betrugsaffäre um Arzt Alfieri

Vatikan

Papst-Arzt im Visier der Justiz

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    Professor Sergio Alfieri ist der Chef des behandelnden Ärzteteams des Papstes. Gegen den Chirurg ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen Betrugs.
    Professor Sergio Alfieri ist der Chef des behandelnden Ärzteteams des Papstes. Gegen den Chirurg ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen Betrugs. Foto: Alessandra Tarantino, AP/dpa

    Seit drei Wochen ist Papst Franziskus nun im Krankenhaus. Seine beidseitige Lungenentzündung verschlechtert sich nach Angaben aus dem Vatikan zwar nicht, wird aber auch nicht besser. Am Mittwochabend war im ärztlichen Bulletin zu lesen, Franziskus bekomme tagsüber eine „High-flow-Sauerstofftherapie“ und werde nachts „nicht-invasiv“ mechanisch beatmet, trage im Schlaf also eine Atemmaske. Die Rede ist weiterhin von einer „Komplexität des Krankheitsbildes“, die Prognose gilt als „verhalten“. Immerhin gab es zuletzt keine Atmungskrisen mehr mit „Bronchospasmen“. Diese Wortwahl stammt nicht etwa vom Vatikan selbst, sondern von den behandelnden Ärzten. Unter ihnen sticht Professor Sergio Alfieri, Chef des behandelnden Ärzteteams im Gemelli-Klinikum, heraus. Der Chirurg scheint herausragende Fähigkeiten als Arzt zu haben, steht gleichzeitig aber im Visier der Justiz.

    Eine gewisse Eitelkeit ist dem Arzt anzumerken

    Der Römer Alfieri ist die Koryphäe, die im römischen Gemelli-Klinikum die medizinisch-chirurgische Abteilung leitet und das Ärzteteam koordiniert, das den Papst versorgt. Der 58-Jährige war es auch, der in der ersten Woche des päpstlichen Krankenhausaufenthalts vor die Presse trat, beim bislang einzigen Pressetermin. Alfieri war damals im weißen Kittel durchaus eine gewisse Eitelkeit anzumerken. „Ist der Papst außer Gefahr? Nein, er ist nicht außer Gefahr. Die Tür ist in beide Richtungen offen.“ Diese Sätze Alfieris kennzeichneten den Ernst der Lage, der nach wie vor zutreffend ist. Der 88 Jahre alte Franziskus, zweitältester Papst der Geschichte, kann es schaffen, angesichts seines hohen Alters ist aber auch der Tod nicht auszuschließen.

    Der Gesundheitszustand von Papst Franziskus bleibt Besorgnis erregend.
    Der Gesundheitszustand von Papst Franziskus bleibt Besorgnis erregend. Foto: picture alliance/dpa/ZUMA Press Wire

    Die Kommunikation des Gesundheitszustandes des Papstes ist keine unkomplizierte Sache. Die Gerüchteküche in Rom kocht heiß, jede ungenaue Silbe kann zusätzliche Spekulationen befördern. So wie am Aschermittwoch. Bei der Bußprozession auf dem Aventinshügel in Rom vertrat Kardinal Angelo De Donatis den Papst und las dessen Predigt vor, in der es hieß: „Die Asche hilft uns nämlich, uns an die Zerbrechlichkeit und die Bescheidenheit unseres Lebens zu erinnern: Wir sind Staub, aus Staub wurden wir erschaffen, und zum Staub werden wir zurückkehren.“ Mit dem schwer kranken Franziskus im Krankenhaus klingen solche Worte gleich dramatischer. Panik verursachten auch die Worte des Krankenhauskaplans vor einer Woche, der über „Hoffnung gegen alle Hoffnung“ predigte. Franziskus fordert von den Ärzten und der Presseabteilung des Vatikans deshalb, kein Geheimnis aus seinem Zustand zu machen. „Der Heilige Vater wollte von Beginn an, dass wir die Wahrheit sagen“, bemerkte Alfieri bei der Pressekonferenz. Franziskus hat in dieser Hinsicht Neuland betreten. Denn das aus der Zeit gefallene Dogma der Unfehlbarkeit des Papstes und seine Monarchen-Stellung hatten im Vatikan lange den bizarren Nebeneffekt, aus einem alten, gebrechlichen Mann auch einen stets gesunden Stellvertreter Christi machen zu wollen. 

    Ärzte sind wertvoll, müssen aber soweit wie möglich auf Distanz gehalten werden

    Devise von Papst Franziskus

    Davon kann heute keine Rede mehr sein. Die Öffentlichkeit wird in allen Details über die Erkrankung des Papstes informiert, Erbrechen, Insuffizienzen, Atemkrisen inklusive. Arzt von Jorge Bergoglio zu sein, ist dabei kein Kinderspiel. „Ärzte sind wertvoll, müssen aber soweit wie möglich auf Distanz gehalten werden“, lautet seine Devise, wie er einmal in einem Interview bekannte. Es ist davon auszugehen, dass diese Skepsis auch für Sergio Alfieri sowie den vatikanischen Leibarzt Luigi Carbone gilt. Wenn überhaupt, lässt sich Franziskus am liebsten von seinem persönlichen Krankenpfleger Massimiliano Strappetti behandeln. Der Pfleger habe ihm „das Leben gerettet“, lobte Franziskus nach einer ersten, übrigens von Sergio Alfieri durchgeführten Darmoperation im Jahr 2021. Strappetti hatte dem Papst zu dem Eingriff geraten, während die Ärzte nur Antibiotika geben wollten. Franziskus beförderte Strappetti später zu seinem „persönlichen Gesundheitsassistenten“. 

    Ein Patient hat den Professor angezeigt

    Strappetti hat das Vertrauen. Die große Bühne hat hingegen Professor Alfieri, der Franziskus auch 2023 wegen einer Divertikulitis im Gemelli-Krankenhaus operierte. Woher das Misstrauen des Papstes gegenüber Ärzten stammt, ist nicht bekannt. Sein Instinkt jedenfalls scheint nicht ganz unbegründet. Die Staatsanwaltschaft Rom hat Alfieri angeklagt, zwischen Mai 2022 und April 2023 Falschangaben zu den von ihm durchgeführten Operationen gemacht und dafür abkassiert zu haben. Ein Patient hatte den Professor angezeigt. Laut Ermittlern fand sich in 29 Fällen Alfieris Unterschrift im OP-Register des Krankenhauses, der Chirurg selbst war aber gar nicht vor Ort. Das ergaben Abgleiche mit Alfieris Smartphone. Der Beschuldigte weist die Vorwürfe kategorisch zurück.

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