Im Prozess um den massenhaften Missbrauch seiner betäubten Frau hat der hauptangeklagte Ehemann überraschend ein Geständnis abgelegt. „Herr Vorsitzender, ich räume die Vorwürfe in ihrer Gesamtheit ein“, sagte der 72-Jährige vor Gericht in Avignon in Südfrankreich, wie die Zeitung „Midi Libre“ und der Sender BFMTV aus der Verhandlung berichteten. „Ich bin ein Vergewaltiger, wie alle, die in diesem Saal sind. Sie (die anderen Angeklagten) können nicht das Gegenteil behaupten.“
Der Ehemann soll die inzwischen von ihm geschiedene Frau innerhalb von knapp zehn Jahren immer wieder mit Medikamenten betäubt haben. Dann soll die Frau vor seinen Augen von fremden Männern vergewaltigt worden sein. Für den Missbrauch drohen den 50 angeklagten mutmaßlichen Tätern sowie dem Ehemann bis zu 20 Jahre Haft.
Vergewaltigungsprozess in Avignon: Den Tätern drohen bis zu 20 Jahre Haft
„Ich bin schuldig für das, was ich getan habe“, sagte der Rentner. “Ich bereue, was ich getan habe, ich bitte um Vergebung, auch wenn es nicht entschuldbar ist.“ Den Kontakt zu den Männern soll der Rentner über eine Onlineplattform hergestellt haben. Geld soll er von den Männern nicht verlangt haben, ihm ging es laut Anklage um die Befriedigung seiner sexuellen Fantasien.

Der mutmaßliche Missbrauch kam erst ans Licht, als der Rentner nach Filmaufnahmen unter den Röcken von Supermarkt-Kundinnen festgenommen wurde. Bei einer Durchsuchung stießen Fahnder auf dem Computer des Mannes auf Hunderte Videos der Taten. In Frankreich hat der Prozess mittlerweile eine Welle an Solidarität für die Betroffenen losgelöst. Vor dem Gerichtsgebäude und im ganzen Land gehen viele auf die Straße, um ihre Unterstützung für Opfer sexualisierter Gewalt zu zeigen. „Wir sind alle Gisèle“, riefen 3.500 Demonstrantinnen und Demonstranten in Paris. Zu hören waren auch die Rufe: „Vergewaltiger, wir sehen dich; Opfer, wir glauben dir“ und „Du bist nicht allein“. (mit dpa)
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