Prozess
Jahrhundert-Diebstahl im Grünen Gewölbe: Die Idee kam beim Schulausflug
Der Prozess um den Juwelen-Raub in Dresden endet. In der Hoffnung auf mildere Strafen gaben die Täter einen Teil der Beute zurück. Doch ein Diamant bleibt verschwunden.
Manche Schüler empfinden Ausflüge in Museen als stinklangweilig, andere nehmen bleibende Eindrücke mit nach Hause. So ist es auch, als eine Berliner Schulklasse vor einigen Jahren das berühmte Grüne Gewölbe in Dresden besichtigt. In der Schatzkammer von August dem Starken wird der sächsische Staatsschatz präsentiert, den die Herrscherfamilie der Wettiner über mehrere Generationen zusammengetragen hat. Es sind Schmuckstücke von unschätzbarem Wert, reich mit Diamanten und Edelsteinen besetzte Geschmeide. Der wohl umfangreichste Juwelenbestand Europas besteht aus Preziosen wie dem Bruststern des polnischen Weißen-Adler-Ordens, der "Diamantrosengarnitur", zu der ein reich verzierter Prunkdegen gehört, einem Hutschmuck namens "Reiherstutz", über und über mit Brillanten besetzt, dem Perlen- und Diamantschmuck der sächsischen Königinnen. Glanzstück ist die berühmte "Epaulette", auf der Schulterklappe prangt der "Sächsische Weiße", ein unvorstellbar wertvoller Diamant von 50 Karat. Wie viele Jugendliche aus besagter Berliner Schulkasse anschließend eine Postkarte von einem besonders schönen Exponat gekauft haben, ist nicht überliefert. Sicher ist: Einem bestimmten Schüler genügt ein Souvenir aus dem Museumsladen nicht. Ihm kommt die Idee, die echten Sachsen-Schätze in den Besitz seiner Familie zu bringen.
Bei dem jungen Museumsbesucher handelt es sich um einen Spross des berühmten arabischstämmigen Remmo-Clans aus Berlin, auf dessen Konto zahlreiche spektakuläre Verbrechen gehen. Mehrere Mitglieder tüfteln nach dem Dresden-Trip über ein Jahr lang an einem so dreisten wie spektakulären Plan, der schließlich am 25. November 2019 in die Tat umgesetzt wird. Die Beute des Jahrhundert-Coups: Juwelen, deren Versicherungssumme mit 113 Millionen Euro angegeben wird, deren ideelle Bedeutung aber kaum zu beziffern ist. An diesem Dienstag soll das Urteil gegen sechs mitunter vielfach vorbestrafte Angeklagte zwischen 23 und 29 Jahren fallen, die die Tat teils gestanden haben. Weil es eine Absprache mit der Justiz gibt, hat die Staatsanwaltschaft für fünf der Männer Haftstrafen von viereinhalb bis höchstens sieben Jahren gefordert, der sechste soll freigesprochen werden. Der Prozess, der Anfang 2022 begann, brachte teils bizarre Details ans Licht. Etwa, wie Clan-Mitglieder nach Dresden fahren, um den Tatort auszukundschaften. Dabei wundern sie sich, "wie frei und unbemerkt man sich dort bewegen" kann. Ein Museums-Mitarbeiter erklärt sogar bereitwillig, in welcher Vitrine sich die wertvollsten Stücke befinden.
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