Man kann sagen: Allet wie üblich! Faber zerknautscht, Herzog verschlossen, neues Personal, horizontale Erzählweise über (inzwischen zu viele) Folgen hinweg. So isset eben beim „Tatort“ aus Dortmund. Im neuen, „Feuer“ (Pfingstmontag, 20.15 Uhr, ARD), isset eben aber auch: etwas anders. Und besser is dat, kann man sagen.
Denn nach der für Nicht-„Tatort“-Dortmund-Experten überfordernden Folge „Abstellgleis“ erzählen Markus Busch (Buch) und Nana Neul (Regie) in „Feuer“ weitgehend eng am Ermittlerduo Peter Faber (Jörg Hartmann) und Rosa Herzog (Stefanie Reinsperger) entlang. Sie erzählen unaufgeregt, konventionell im positiven Sinne, und setzen ein stimmiges Bild aus Stimmungen zusammen. Mit „Feuer“ verheddert sich hier ein „Tatort“, erst recht ein Dortmunder, nicht allzu heillos in Nebenhandlungen, Nebenfiguren, Nebensächlichkeiten.

Ja, man erlebt Faber, der selbst ein Kind auf brutale Weise verlor, einmal wieder als außergewöhnlich einfühlsam, gerade im Umgang mit Kindern. Und Reinsperger darf als Rosa endlich einmal wieder zeigen, dass sie unendlich mehr kann, als das, was ihr im „Tatort“ sonst abverlangt wird. Die Geschichten, die die beiden Figuren mit sich schleppen, kommen in „Feuer“ nur am Rande vor. Hauptsächlich ist es die um den unsympathischen Kriminaltechniker Sebastian Haller, der zuletzt erstochen auf dem Seziertisch landete und auf Tatort-Fotos in Fabers Büro präsent ist. Sowie die um Rosa Herzog, die einen Mann in „Nothilfe“ erschoss. Reden will sie darüber nicht, doch zu bereden wird es in den nächsten Folgen gewiss einiges geben. „Tatort“ Dortmund-typisch: Faber und Herzog sind ewig (mord-)verdächtig.
Für Faber und Herzog beginnt ein Drama, das vor allem Rosa Herzog an ihre Grenzen führen wird
Damit zu ihrem aktuellen Fall, in dem eine Frau in ihrem Haus an einer Rauchvergiftung gestorben ist. War es Brandstiftung? Aber: Was suchte sie dort? War sie nicht mit ihrer Tochter vor ihrem brutalen Partner (beeindruckend widerlich: Sebastian Zimmler) ins Frauenhaus geflüchtet? Und: Warum ist ihr Sohn auf der Flucht vor der Polizei? Für Faber und Herzog beginnt ein Drama, das Herzog an ihre Grenzen führen wird. Sie geht undercover ins Frauenhaus und tut sich sehr, sehr schwer. Weil die Frauen ihr vertrauen. Weil sie deren Schicksale an sich heranlässt. Weil sie einer, die es bräuchte, den Platz wegnimmt. Die Frauenhaus-Szenen werden die stärksten bleiben in dieser Tragödie über die Themen häusliche Gewalt und Femizid. Ein „Tatort“, der zumindest in Teilen beklemmend und – abgesehen vom überflüssigen Schluss – nicht zu moralinsauer-belehrend ist. Selten genug im „Tatort“-Kosmos, sprich: lobenswert.

Würde nicht auch in „Feuer“ manche Drehbuch-Unzulänglichkeit Funken schlagen. Verzichtbar die Auftritte von Mordkommissionschefin Klasnić (Alessija Lause) und Staatsanwalt Matuschek (Moritz Führmann). Hölzern der neue Kollege Pösken (Malick Bauer), der zu Herzog den tiefschürfenden Satz sagt: „Ich glaub, nicht mal Faber weiß, wer du wirklich bist.“ Überhastet, wie sie sich näher kommen. Schwach die von Faber formulierte Frage nach einer (!) Stunde, warum man über den Hauptverdächtigen derart wenig wisse.
Bei „Feuer“ lässt sich darüber hinwegsehen. Bei der Gesamt-Konzeption des Dortmunder „Tatort“ fragt sich: Wie lange ertragen die Zuschauerinnen und Zuschauer noch das nervtötende Misstrauen im Kommissariat und die nie endenden Kämpfe untereinander, die ermüdenden permanenten Personalwechsel und die verwirrenden tausend Erzählstränge?
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