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Vatikan: Revolution im Vatikan: Erstmals leitet eine Frau ein Ministerium

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Revolution im Vatikan: Erstmals leitet eine Frau ein Ministerium

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    Schwester Simona Brambilla darf das Dikasterium für die Institute geweihten Lebens und die Gesellschaften apostolischen Lebens leiten.
    Schwester Simona Brambilla darf das Dikasterium für die Institute geweihten Lebens und die Gesellschaften apostolischen Lebens leiten. Foto: Catholic Press Photo, Imago

    Im Vatikan gibt es 16 Ministerien, sie werden Dikasterien genannt. Eines davon wird nun von einer Frau geleitet, es ist das erste Mal in der Geschichte der katholischen Kirche. Papst Franziskus ernannte am Montag die Ordensschwester Simona Brambilla zur Präfektin des Dikasteriums für die Institute geweihten Lebens und die Gesellschaften apostolischen Lebens. Damit sind religiöse Orden gemeint, also beispielsweise der Franziskaner-Orden oder die traditionalistische Petrus-Bruderschaft. Frauen-Orden sind zwar weniger bekannt, die rund 600.000 Ordensfrauen in der katholischen Kirche sind aber in der großen Mehrheit. Ihnen stehen nur 178.000 Männer gegenüber. Dass mit Brambilla nun eine Frau die Behörde leitet, hat also durchaus seine Logik. Und doch soll es im Vatikan Widerstand gegen ihre Berufung gegeben haben.

    Die 59 Jahre alte Italienerin ist selbst Ordensschwester, sie gehört seit 1988 den Consolata-Missionarinnen an. Brambilla stammt aus Monza bei Mailand und war zunächst als Krankenschwester tätig. Später war sie als Missionarin in Mosambik aktiv, eine Erfahrung, die sie nach eigener Aussage „tiefgreifend verändert“ habe. 2008 beendete sie ein Studium der Psychologie an der römischen Gregoriana-Universität. 2011 wurde Brambilla Ordensoberin der Consolata-Missionarinnen, den Posten behielt sie bis zum Jahr 2023. Weggefährtinnen beschreiben sie als „hartnäckig“ und „mit außerordentlicher Führungskraft ausgestattet“. Bereits 2019 berief sie Papst Franziskus als Mitglied des Dikasteriums, das sie nun leitet. 2023 wurde Brambilla Sekretärin, also Nummer zwei der Behörde. Bereits einige Jahre zuvor hatte Franziskus begonnen, Frauen im Vatikan in Führungspositionen zu bringen. Brambilla war eine von ihnen. Jetzt schrieb sie mit ihrer Berufung an die Spitze Kirchengeschichte.

    Ordensschwester Simona Brambilla wird ein Kardinal zur Seite gestellt

    Im Vatikan wird ihr Aufstieg von konservativer Seite kritisch beäugt. Brambilla ist nicht nur die einzige Behördenleiterin im Vatikan, sie ist auch die einzige Ministeriumsleiterin, der ein sogenannter Pro-Präfekt zur Seite gestellt wurde. Pro-Präfekten im Vatikan üben normalerweise die Führungstätigkeit für einen verhinderten Präfekten aus. Der Papst stellte Brambilla mit dem Spanier Ángel Fernández Artime jetzt sogar einen Kardinal zur Seite. Artime wird unter anderem gebraucht werden, wenn der Behördenleiter eine Weihe vornehmen oder einer Messfeier vorstehen soll. Dies dürfen Frauen nach wie vor in der katholischen Kirche nicht. Am Weiheverbot für Frauen, das Papst Johannes Paul II. 1994 bestätigte, will auch Franziskus nicht rütteln.

    Handelt es sich bei der Beförderung Brambillas also nur um woke Vatikan-Kosmetik? Nicht ganz. Franziskus hielt in seiner neuen Kurienverfassung Praedicate Evangelium von 2022 fest, dass in Zukunft jeder kompetente Gläubige befugt ist, eine Vatikanbehörde zu leiten, auch Frauen. Der Schritt war bedeutend. Bereits 2018 ernannte der Papst mit Paolo Ruffini als Kommunikationsdirektor erstmals einen Laien zum Behördenleiter. Es folgten die Berufungen von Frauen in Spitzenpositionen. Die Ordensfrauen Nathalie Becquart und Alessandra Smerilli wurden 2021 Untersekretärinnen, vergleichbar mit dem Posten einer stellvertretenden Staatssekretärin. Raffaella Petrini wurde im selben Jahr Generalsekretärin der Staatsverwaltung im Vatikan. Seit 2022 ist sie zudem zusammen mit Schwester Yvonne Reungoat für die Auswahl der Bischöfe mit zuständig.

    Es tut sich also etwas im Vatikan, übrigens auch auf den unteren Ebenen. Und doch bemängeln Kritikerinnen, dem Papst fehle es letztlich an Mut. Das umstrittene Thema der Weihe von Frauen zu Diakoninnen delegierte Franziskus nach der Synode im Oktober in eine Kommission. Viele erwarten, dass die heiß diskutierte Frage dort vor allem abgekühlt werden soll. 

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