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Region
04.05.2015

70 Jahre Kriegsende: Wer klagt gerne seine Nachbarn an?

Das Memminger Rathaus im Jahr 1933 mit nationalsozialistischen Fahne.
Foto: Stadtarchiv Memmingen/ Sammlung Willy Hetzel

Die NS-Zeit wurde lange totgeschwiegen. Viele Ortschronisten scheuen sich heute noch vor den Jahren 1933 bis 1945. Wie war das mit den Nazis vor unserer Tür?

Den großen historischen Bogen über die NS-Zeit schlugen Geschichtswissenschaftler schon bald nach dem Kriegsende 1945. Doch wie der Nationalsozialismus im Kleinen und Konkreten funktionierte, in Familien und Nachbarschaften, in Dörfern und Städten, das wird erst seit den 1990er Jahren untersucht.

Dass dieses Bemühen in schwäbischen Gemeinden bis heute an Grenzen stößt, dass die NS-Geschichte sogar weiterhin verleugnet wird, das belegt jetzt ein neuer Band aus der Schriftenreihe der Bezirksheimatpflege Schwaben, in der die NS-Zeit in Ortsgeschichten beschrieben wird.

Ortschroniken streifen das Thema oft nur

Obwohl die schwäbischen Gemeinden weder Kosten noch Mühen scheuen, um zu Jubiläen aufwendige Ortschroniken erstellen zu lassen, wird darin offenbar immer noch, auch 70 Jahre nach Kriegsende, die Zeit zwischen 1933 und 1945 entweder nur am Rande gestreift oder beschönigend und flüchtig behandelt. „Je kleiner die Gemeinde, desto nichtssagender der Abschnitt über das Dritte Reich“, befindet Bezirksheimatpfleger Peter Fassl, Herausgeber des Bands.

In der Chronik von Mittelneufnach (Kreis Augsburg) etwa heißt es nur, die Erinnerungen seien „verdammt schmerzhaft“; in der Ortsgeschichte von Löpsingen im Kreis Donau-Ries wird laut Fassl trotz Zeitzeugenberichten nicht erkennbar, wie die NS-Herrschaft funktionierte.

Soziale oder falsche Rücksichtnahme?

Soziale Rücksichtnahmen brachten viele Ortschronisten dazu, von der NS-Zeit „lieber die Finger zu lassen“, wie Barbara Sallinger erklärt, die sich intensiv – und ohne falsche Rücksichtnahme – mit der Geschichte Krumbachs befasst hat.

Die Vermeidungshaltung ist nachvollziehbar, da historische Genauigkeit im Fall einer Gemeinde zur Nazizeit auch bedeutet, sich mit der eigenen Familie, den Nachbarn, den Honoratioren des Dorfs oder der Stadt auseinanderzusetzen und deren Verstrickung in das NS-System zu benennen. Damit macht sich der Chronist bei den Nachkommen der Täter von damals keine Freunde und erregt den Protest der Bürgerschaft, die sich vielleicht selbst als Opfer des Kriegs stilisiert hat, um eigene Schuld nicht wahrnehmen zu müssen.

Lähmendes Schweigen

Davon kann der Historiker Paul Hoser erzählen. Er erwähnte in seiner Stadtgeschichte von Memmingen auch den Oberbürgermeister Heinrich Berndl, der jüdische Bürger schikanierte. Die Nachfahren Berndls gingen daraufhin gegen den Autor vor.

Bezirksheimatpfleger Peter Fassl ist Herausgeber des Bandes "Die NS-Zeit in Ortsgeschichten".
Foto: Christopher Detke

Trotz oder gerade wegen solcher Konflikte halten es Hoser und Fassl für unbedingt geboten, auch die Namen von örtlichen Tätern zu nennen. Sich vor der ungeschönten Aufarbeitung zu drücken, bedeute eine Verhöhnung der Opfer. Das Verschweigen könne zudem eine ganze Gemeinde lähmen.

Es war und ist für Historiker und engagierte Bürger nicht leicht, der Wahrheit vor Ort auf die Spur zu kommen. Funktionsträger und Behördenmitarbeiter haben schon in den letzten Kriegswochen und auch noch nach Kriegsende Akten vernichtet, in denen sich Ausgrenzung, Verfolgung und andere Verbrechen niedergeschlagen hatten.

Der Archivar Peter Fleischmann berichtet in dem Band über die gezielte und erfolgreiche Aktenvernichtung in ganz Bayerisch-Schwaben, in Landratsämtern zwischen Sonthofen und Nördlingen, in Gefängnissen, Finanz- und Gesundheitsämtern.

In den Gemeindearchiven schlummert viel Wahrheit

Umso wichtiger sind die Gemeindearchive. Johannes Mordstein hat die Archive von Buttenwiesen und Unterthürheim im Kreis Dillingen durchforstet und Interessantes zur Gleichschaltung der Gemeindeeinrichtungen und zur Nazifizierung aller Lebensbereiche zutage gefördert.

So bestellten die Lehrer der Volksschule Unterthürkheim bereits 1933 nationalsozialistisches Propagandamaterial für ihren Unterricht. Und so drückte der Gemeinderat von Buttenwiesen in einem Schreiben an die NSDAP-Kreisleitung Donauwörth-Wertingen seine Freude darüber aus, dass ein jüdischer Metzger seine Metzgerei unter Zwang verkaufen musste, „dass diese Metzgerei also endlich einmal in arische Hände kommt“.

Bürger sollen selbst forschen

Solche Details machen oft den Wert örtlicher Forschung aus. Deshalb will Katrin Holly auch historisch interessierte Bürger zur Ortsgeschichtsschreibung ermutigen, indem sie ihnen in einem abschließenden Kapitel Literaturhinweise und Ratschläge für die Forschungsarbeit gibt.

Mit ihrer praktischen Ausrichtung und den Forschungsergebnissen ergänzt die Neuerscheinung Fassls Katalogbuch „Das Kriegsende in Schwaben 1945“ aus dem Jahr 2005 sowie den von Paul Hoser und Reinhard Baumann beim Forum Suevicum herausgegebenen Band „Kriegsende und Neubeginn“ von 2003.

Peter Fassl (Hg.): Die NS-Zeit in Ortsgeschichten. Band 8 der Schriftenreihe der Bezirksheimatpflege Schwaben zu Geschichte und Kultur. ISBN 978-3-934113-14-5. Preis: 14,50 Euro.

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