
Libysche Häftlinge sind Ziel von Folter

Libysche Behörden foltern nach Angaben von "Ärzte ohne Grenzen" ehemalige Gaddafi-Anhänger. Immer häufiger wiesen Patienten Verletzungen illegaler Folterungen auf.
Die Diktatur Gaddafis ist vorbei in Libyen. Rebellen lehnten sich gegen die Unterdrückung und Folter auf. Doch jetzt dreht sich das Bild angeblich: Es wird weiter gefoltert, diesmal trifft es jedoch frühere Gaddafi-Anhänger.
Gaddafi-Anhänger werden angeblich zu Tode gefoltert
Drei Monate nach dem Tod von Langzeitmachthaber Muammar al-Gaddafi mehren sich die Berichte über Folter in Libyens Haftanstalten. Opfer dieser Praktiken werden demnach besonders Libyer und afrikanische Ausländer, die verdächtigt werden, das alte Regime im Bürgerkrieg unterstützt zu haben.
Anhänger des getöteten libyschen Ex-Machthabers Muammar al-Gaddafi werden nach Angaben von Ärzten und Menschenrechtlern in Gefangenenlagern in Libyen teilweise zu Tode gefoltert. Mehrere Gefangene seien gestorben, nachdem sie in den vergangenen Wochen in von Milizen kontrollierten Lagern gefoltert worden seien, teilte die Menschenrechtsorganisation Amnesty International am Donnerstag mit.
Ärzte ohne Grenzen beendeten deshalb ihre Arbeit in Misrata
Folter und Misshandlung durch Militär- und Sicherheitskräfte sowie durch eine Vielzahl bewaffneter Milizen, die außerhalb der Legalität agierten, seien weit verbreitet. Mitarbeiter der Organisation trafen demnach Gefangene in den Großstädten Tripolis und Misrata sowie in kleineren Städten wie Gharijan, die deutliche Zeichen von erst kürzlich erlittener Folter aufwiesen.
Die Organisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) beendete aufgrund der zahlreichen Fälle von Folter ihre Arbeit in der Küstenstadt Misrata. "Mitarbeiter haben festgestellt, dass Gefangene gefoltert werden und ihnen medizinische Hilfe vorenthalten wird", erklärte ein Sprecher. Die Ärzte seien zunehmend mit Patienten konfrontiert, die durch Folter bei Verhören zugefügte Verletzungen erlitten.
Ärzte sollen Folter-Opfer für weitere Befragung wieder fit machen
Diese Verhöre hätten außerhalb der Gefangenenlager stattgefunden. Einige Behördenvertreter hätten zudem versucht, die Arbeit der Organisation "zu instrumentalisieren oder zu behindern".
Die Helfer stellten nach eigenen Angaben bei insgesamt 115 Gefangenen, die sie behandelten, Verletzungen durch Folter fest. Ein MSF-Sprecher erklärte dazu: "Patienten wurden während der Verhöre zur Behandlung zu uns gebracht, um sie wieder fit zu machen für die Fortsetzung der Befragung. Das ist vollkommen inakzeptabel." MSF-Mediziner hätten die Verantwortlichen in Misrata sowie mehrere Regierungsvertreter über die Misshandlungen informiert. Dies sei jedoch ohne Wirkung geblieben.
Tausende Menschen sitzen in geheimen Gefangenenlagern
Zuvor hatten sich ranghohe UN-Beamte besorgt über sogenannte libysche Revolutionsgarden gezeigt. Diese seien für eine erneute Zunahme der Gewalt verantwortlich und hielten tausende Menschen in geheimen Gefangenenlagern fest.
In einem monatelangen Volksaufstand hatten Gaddafi-Gegner im vergangenen Jahr den Sturz des langjährigen Machthabers herbeigeführt. Militärische Unterstützung erhielten die Rebellen von der NATO, die auf Basis einer UN-Resolution in Libyen eingriff. Gaddafi wurde am 20. Oktober in seiner Heimatstadt Sirte getötet. afp
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