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  3. Atomkraftwerk Gundremmingen: Die Terrormauer und das große Schweigen

Atomkraftwerk Gundremmingen
11.01.2012

Die Terrormauer und das große Schweigen

Im atomaren Zwischenlager auf dem Gelände des Kernkraftwerks Gundremmingen lagern Castorbehälter mit verbrauchten Brennelementen aus den Kraftwerksblöcken B und C des leistungsstärksten Atomkraftwerks Deutschlands.
5 Bilder
Im atomaren Zwischenlager auf dem Gelände des Kernkraftwerks Gundremmingen lagern Castorbehälter mit verbrauchten Brennelementen aus den Kraftwerksblöcken B und C des leistungsstärksten Atomkraftwerks Deutschlands.
Foto: Bernhard Weizenegger

Eine Mauer soll das Atomlager in Gundremmingen schützen. Anlass ist neues Wissen darüber, wie Terroristen bei einem Anschlag vorgehen könnten. Reden will darüber allerdings niemand.

Wie jeden Sonntag steht das kleine Grüppchen der Mahnwache vor dem zentralen Eingang zum Kernkraftwerk Gundremmingen. Der Wind pfeift eisig durch die Donau-Auen. Trotzdem sind die Kernkraftgegner wach. Hellwach. An der Anlage bemerken sie kleine Veränderungen: Die rotweißen, mit Ketten verbundenen Pfosten etwa, die seit einigen Wochen den Gehweg von der Straße abgrenzen. Oder eine Schranke, die sonst immer geöffnet war, heute aber geschlossen ist. Irgendwie seltsam sei das gewesen, erzählt Thomas Wolf, einer der Demonstranten.

Ob es Ahnung war oder Zufall – Wolf weiß es selbst nicht. Aber er ist nicht überrascht, als zwei Tage später im Gemeinderat Gundremmingen ein bislang unbekanntes Thema auf den Tisch kommt. Das Atommüll-Zwischenlager am Kraftwerk soll eine neue Stahlbetonabschirmung bekommen: 85 Zentimeter dick, zehn Meter hoch und über 210 Meter lang. Nur einige dürre Zeilen umfasst die Beschlussvorlage, die unserer Zeitung vorliegt. Der Gemeinderat nickt sie ab, irritiert zwar, aber wohl in dem Wissen, dass er ohnehin kaum eine Wahl hat: Ein Veto ist nur bei schweren baurechtlichen Bedenken möglich.

Der Bürgermeister verweist an des Bundesamt für Strahlenschutz

Trotz Nachfragen lässt Bürgermeister Wolfgang Mayer (parteilos) die Gründe für die neue Sicherheitsmaßnahme offen und verweist an das Bundesamt für Strahlenschutz. Gestern teilt er den vielen Anrufern nur stereotyp den Satz mit: „Warum jetzt eine Mauer nötig ist, weiß ich auch nicht.“ Mehr Information gibt es nicht. Weitere Fragen bleiben unbeantwortet.

Auch im bayerischen Innenministerium und dem Umweltministerium gehen die Offiziellen gestern mehr oder weniger auf Tauchstation. In einer Stellungnahme des Umweltministeriums heißt es später in feinstem Beamtendeutsch lediglich: „An den Brennelement-Zwischenlagern in Deutschland werden Ertüchtigungsmaßnahmen durchgeführt.“ Zu allem Weiteren wird hier ebenfalls auf die Genehmigungsbehörde, das Bundesamt für Strahlenschutz, verwiesen. Doch auch in der Behörde, die dem Bundesumweltministerium unterstellt ist, gibt man sich wortkarg. Sogar Tobias Schmidt, Pressesprecher des leistungsstärksten deutschen Atomkraftwerks, kennt angeblich keine Hintergründe. Er weiß nur: „Die Sicherheitsüberprüfung lief unabhängig von den AKW-Stresstests.“

Kein Zusammenhang mit der Reaktorkatastrophe von Fukushima

Später gibt es doch noch eine Erklärung des Bundesumweltministeriums. Darin heißt es, der Bau der Mauer habe in der Tat nichts mit der Katastrophe in Fukushima zu tun, sondern wurde bereits davor initiiert. Die baulichen Maßnahmen an den Anlagen dienen dem Schutz vor „Störmaßnahmen oder sonstige Einwirkungen Dritter“, wobei explizit auch Terroranschläge genannt werden. Baubeginn soll noch in diesem Jahr sein. Weitere Details seien geheim. Alles Verschlusssache.

Wer konkretere Hinweise sucht, findet sie in einer Stellungnahme des Umweltministeriums Niedersachsen vom November vergangenen Jahres, in der es um das Atommülllager Gorleben geht. Darin heißt es, es gebe „neue Erkenntnisse über Tatmittel und Täterverhalten“. Nach Informationen unserer Zeitung basieren diese sowohl auf geheimdienstlichen Informationen zur Entwicklung des Terrorismus als auch auf einer Greenpeace-Studie aus dem Jahr 2010.

Darin ist belegt, dass der bisherige Schutz deutscher Zwischenlager nicht ausreicht. Durch die „rasante Weiterentwicklung von panzerbrechenden Lenkwaffen“ sei es möglich, auch die bislang als sicher geltenden Castoren, in denen die Brennstäbe in den Zwischenlagern aufbewahrt werden, zu zerstören. Die Behälter sind sechs Meter lang und haben einen Durchmesser von rund 2,50 Meter. Die Wände aus Gussstahl sind 45 Zentimeter dick.

Experten halten Schutz der Castoren für nicht mehr ausreichend

Experten halten diesen Schutz für mehr als überholt. „Neue Waffen wie die AT-14-Kornet-E zerschlagen locker mehr als einen Meter starke Panzerungen“, erklärt Raimund Kamm, Vorsitzender des Forums „Gemeinsam gegen das Zwischenlager“. Der ehemalige Grünen-Politiker setzt sich seit Jahrzehnten mit dem Thema auseinander. Er kennt sogar eine Internetseite, auf der Tipps zum Kauf von Waffen gegeben werden, mit denen man Kernkraftwerke massiv beschädigen kann. Wie die Atomkraftgegner der Mahnwache warnt Kamm bereits seit Jahren vor einer latenten Terrorgefahr.

Wer die Greenpeace-Studie weiter liest, den wundert nicht, warum Kamm zu derart drastischen Worten greift und die Beteiligten des Mauerbaus wohl lieber schweigen. Zwar gibt es nach Angaben des Innenministeriums derzeit keine konkrete Gefahr, aber es ist kein Geheimnis, dass in den Behörden diverse Szenarien durchgespielt werden.

Wie verheerend im schlimmsten Fall die Folgen eines Terroranschlags sein könnten, wird in der Greenpeace-Studie dargelegt: Berechnungen eines Physikers belegen, dass die radioaktive Kontamination vieler Anwohner bereits innerhalb weniger Stunden den behördlichen Grenzwert für eine Evakuierung bis um das Tausendfache überschreiten könnte. „Die tödliche radioaktive Dosis käme über die Luft und würde auch in geschlossenen Räumen aufgenommen werden“, heißt es wörtlich. In der weiteren Umgebung könnten bis zu 100000 Quadratkilometer Boden derart verstrahlt sein, dass eine Umsiedlung der dort lebenden Menschen erfolgen müsste. Kamm interpretiert das so: „Im Zweifelsfall müsste ganz Süddeutschland evakuiert werden.“

Betreiber: Brennstäbe lagern in einer "äußerst robusten Konstruktion"

Bei so einem Szenario erstaunt es selbst den Laien, wie die Brennstäbe im Zwischenlager in Gundremmingen bisher geschützt sind. Es liegt am nördlichen Rand der Anlage, direkt am Kraftwerkszaun, etwa 150 Meter vom Reaktorgebäude entfernt. Das Gebäude gleicht von außen einer gewöhnlichen Industriehalle, ist laut Beschreibung der Betreiber mit seinen 0,85 Meter starken Außenwänden und dem 0,55 Meter dicken Dach – beides aus Stahlbeton – aber „eine äußerst robuste Konstruktion“.

Landtags-Grünen fordern Aufklärung

Dass es nun trotzdem mit einer massiven Stahlbetonmauer weiter verstärkt werden muss, verwundert auch die Landtags-Grünen. Sie forderten vom bayerischen Umweltministerium umgehend Aufklärung. „Bislang wurde den Bürgerinnen und Bürgern immer versichert, dass die Zwischenlager ausreichend geschützt seien“, sagt der energiepolitische Sprecher Ludwig Hartmann. Die bayerische Atomaufsicht müsse die Öffentlichkeit dringend näher über die überraschend bekannt gewordenen Schutzmaßnahmen informieren: „Diese Nacht-und-Nebel-Politik bei einer so sensiblen Materie ist völlig unangemessen.“

Während die Aufregung bei den Grünen groß ist, sind die Leute vor Ort gelassen. Die 1568 Bürger Gundremmingens geraten angesichts des geplanten Mauerbaus nicht so leicht in Panik. Sie haben im Laufe der Jahrzehnte schon einige Störfälle erlebt, doch ihre Einstellung zum Atomkraftwerk ist weitgehend positiv. „Das war für die Kunden heute überhaupt kein Thema“, sagt die Inhaberin eines Ladens. Pfarrsekretärin Stephanie Straub hat vom Mauerbau noch gar nichts mitbekommen. Thomas Wolf von der Mahnwache dagegen wusste es schon vormittags. Angst wegen des Betonwalls hat auch er nicht. Aber er zweifelt daran, dass die Baumaßnahme die Bürger tatsächlich schützt: Ob Limes oder Chinesische Mauer – nie hätten solche Bauwerke dauerhaften Schutz geboten.

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