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Foto: Julian Stratenschulte, dpa
Foto: Julian Stratenschulte, dpa

Eine Ampulle mit dem Impfstoff AstraZeneca.

Corona-Impfstoff
18.03.2021

AstraZeneca "sicher": Hausärzte sollen Ruf des Impfstoffs retten

Von Christian Grimm

Das Corona-Virus breitet sich wieder schneller aus, eine Lockdown-Verlängerung ist fast unausweichlich. Auch wenn der AstraZeneca-Impfstoff wieder gespritzt werden kann: Die Zweifel sind enorm.

Jetzt sollen es die Hausärzte richten. Sie sollen die nagenden Zweifel an dem Impfstoff von AstraZeneca beseitigen und das nach dem Impfstopp verlorene Vertrauen zurückerobern. So stellt sich das Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) vor, so stellt es sich Berlins Bürgermeister Michael Müller vor (SPD). Beide leiten die Corona-Schalten der Länderchefs, in den der Kurs in der Pandemie festgelegt wird. „Die Wahrheit liegt in der Impfdose“, sagte Söder nach eben solch einer Runde am Donnerstag. Die Hausärzte wüssten am besten, welche ihrer Patienten für das AstraZeneca-Serum in Frage kämen.

Corona-Impfkampagne zu langsam: Wann starten Hausärzte und Betriebe?

Beide Politiker eint, dass ihnen das Impfen gegen das Corona-Virus viel zu langsam vorangeht. Sie wollen die Immunisierung in die Breite tragen, in die Arztpraxen und Betriebe. Die Bundesregierung will das auch, aber erst später. Vielleicht Mitte April, aber vielleicht auch erst im Mai.  „Da will ich auch nicht mehr warten“, sagte Müller.

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Der Druck auf den zuständigen Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) steigt täglich und das nicht nur, weil immer mehr schwere Fehler seiner Krisenpolitik offenbar werden.  Deutschland ist nach dem Herbst letzten Jahres  das zweite Mal dabei, an dem Virus zu scheitern. Der Inzidenzwert liegt am Donnerstag bei 90 Neuansteckungen auf 100.000 Einwohner, eine Woche zuvor hatte er bei 69,1 gelegen. Besonders Kinder und Jugendliche infizieren sich in den wieder eröffneten Kindergärten und Schulen. Drei Viertel der Fälle gehen auf die ansteckendere England-Variante des Virus zurück. Der Erfolg der vor Weihnachten verhängten harten Zwangsmaßnahmen ist beinahe wieder aufgezehrt. Zu Ostern könnten die Zahlen wieder so schlimm sein, wie drei Monate zuvor.

Geht der Corona-Lockdown in die Verlängerung?

Erst vor zwei Wochen hatten die Landesfürsten beschlossen, dem müden Volk ein wenig mehr an Freiheit zurückzugeben. In der Folge ist aber genau das eingetreten, wovor Virologen gewarnt hatten: Der Erreger breitet sich schnell aus. Von geöffneten Gasthäusern und Theatern redet keiner mehr. Es geht jetzt darum, ob Ministerpräsidenten und Bundesregierung die kleinen Freiheiten wieder wegnehmen müssen. Ob Schulen und Kindergärten wieder schließen müssen.

Weil aber der Impffortschritt träge ist und den versprochenen Massentestungen die Massen mangeln, geraten die Mächtigen in die Enge. Sie stehen da wie die Zauberlehrlinge, die der Geister nicht mehr Herr werden. Eigentlich müssten sie die Notbremse ziehen, wie sie es beschlossen hatten. Doch am Hebel wird unterschiedlich fest gezogen in Deutschland. „Wir brauchen eine harte Notbremse“, verlangte Söder. Er fordert im Verbund mit Müller, dass bundesweit nach einheitlichen Kriterien entschieden wird. Das eigentlich Selbstverständliche ist aber nicht selbstverständlich.

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Ein Beispiel: Die Küstenländer Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein wollen zu Ostern die Hotels wieder aufmachen.  Wenn Urlauber nach Mallorca fliegen dürfen, sollen sie auch in Deutschland Ferien machen können, lautet das Argument.  Nicht nur einige Landesregierungen scheren aus. Auch Landräte und Bürgermeister quer über die ganze Republik zögern beim kräftigen Zug am Bremshebel und schlagen eigene Konzepte vor, wie sie ihren Bürgern mehr erlauben können als vorgesehen. Der zuletzt schon schwer bröckelnde Zusammenhalt wird immer schwächer.

Wie kann der Schaden bei AstraZeneca kleingehalten werden?

Müller und Söder haben schon am Freitag eine weitere Gelegenheit, ihre Kollegen aus den Ländern zu überzeugen. Dann treffen Sie mit der Kanzlerin zum sogenannten Impfgipfel zusammen. Das Spitzentreffen soll beraten, wie der Schaden bei AstraZeneca kleingehalten und der Impfkampagne Tempo gemacht werden kann. „Bei einem solchen Impfgipfel müssen alle Karten auf den Tisch gelegt werden“, forderte die gesundheitspolitische Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion, Christine Aschenberg-Dugnus, im Gespräch mit unserer Redaktion. Die Ursachenforschung nach den schweren Impfschäden bei wenigen Patienten „müssen an oberster Stelle stehen“.

Nach dieser zweiten Konferenz der Ministerpräsidenten mit Merkel folgt am Montag Nummer 3. Dann soll entscheiden werden, wie Deutschland weiter durch die Pandemie kommen soll. Die Zeichen stehen klar auf Verlängerung des Lockdowns. „Im Moment stehen wir auf einem Sprungbrett, einem Sprungbrett nach oben“, erklärte Söder. Lockerungen könne er sich nicht vorstellen. Für die von Zwangsschließungen oder schweren Einschränkungen betroffenen Branchen wie Gastronomie, Handel oder Kultur sind das bittere Nachrichten.

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