"Booster" für alle: Gesundheitsminister beschließen Maßnahmen
Die Gesundheitsministerinnen und -minister der Länder einigen sich mit der Bundesregierung auf ein Bündel an Maßnahmen. Die Impfzentren sollen wieder öffnen, jedoch nicht überall.
Deutschland ist spät dran. Die vierte Corona-Welle hat sich langsam aber stetig aufgebaut und ist jetzt höher als die Wellen davor. Nun versuchen Bund und Länder gegenzuhalten. Die Gesundheitsministerinnen und -minister haben sich auf mehrere Maßnahmen verständigt, um dem Virus wieder Herr zu werden.
Wichtigstes Mittel sind die Auffrischungsimpfungen, die ab jetzt jeder bekommen soll, dessen zweiter Piks ein halbes Jahr zurückliegt. „Boostern nach sechs Monaten sollte die Regel werden, nicht die Ausnahme“, sagte der scheidende Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Freitag in Lindau am Bodensee.
Damit die Arztpraxen nicht überrannt werden, sollen die Impfzentren wieder hochgefahren werden. Sie waren teilweise eingemottet worden, weil sich dort nur noch wenige eine Spritze geben lassen wollten. Die Länder werden selbst entscheiden, in welchem Umfang sie die Zentren reaktiviere. „Wir wollen ganz stark in diese Welle reingehen“, kündigte der bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) an.
Das Saarland geht einen anderen Weg
Seine Amtskollegin aus dem Saarland will hingegen auf die Impfzentren verzichten, weil die Impfquote dort bereits vergleichsweise hoch ist. „Ich werde es nicht tun“, meinte Monika Bachmann (CDU). Es dauere zwei Wochen, bis die Zentren wieder einsatzbereit seien. Das Saarland setzt darauf, die Auffrischungen in den Praxen verabreichen zu können.
In den vergangenen Tagen waren von den Vertretern der Ärzteschaft deutliche Misstöne zu vernehmen. Jetzt, da die kalte Jahreszeit beginnt und sich die Praxen ohnehin füllen, ist die Lust der Ärztinnen und Ärzte begrenzt, Millionen Impfungen zu spritzen und den dafür nötigen Papierkram zu bewältigen. Bislang ist die Auffrischung für rund 15 Millionen Menschen empfohlen, weil sie älter als 70 Jahre alt oder vorerkrankt sind beziehungsweise in einem medizinischen Beruf arbeiten.
Doch während die Ständige Impfkommission noch darüber berät, ob der Booster für alle sinnvoll ist, haben die Gesundheitsminister ihr Expertengremium überrundet. Sie treibt die Sorge, dass die Intensivstationen unter der Last der Corona-Infizierten zusammenbrechen. Vor einem Jahr konnte der Ernstfall abgewendet werden. „Wir sind an eine kritische Grenze angestoßen“, mahnte Uwe Janssens vom Intensivmedizinerverband DIVI. Er hat den Gesundheitsministern bei ihrem Treffen die Lage auf den Intensivstationen geschildert, die mittlerweile wieder angespannt ist.
Fast allen Kliniken fehlt Personal auf den Intensivstationen
Der Coronadruck führt dort zu Personalmangel, weil sich frustrierte Pfleger und Schwestern aus dem Beruf zurückgezogen haben oder länger krank sind. Laut einer neuen Umfrage können 86 Prozent der Kliniken ihre Intensivstationen nicht in vollem Umfang auslasten, weil Personal fehlt. In den nächsten Wochen wird die Belastung nicht nachlassen.
Knapp ein Prozent der Neuinfizierten kämpft nach einer Faustregel zehn bis 14 Tage nach der Ansteckung im Krankenhaus mit dem Tode. Bei derzeit beinahe 40.000 Neuansteckungen macht das zwischen 350 und 400 künftige Intensivfälle - pro Tag. Derzeit liegen rund 2500 Corona-Patienten auf den Intensivstationen. In der Spitze waren es Anfang des Jahres über 5000, die allerdings eine enorme Belastung für die Krankenhäuser waren. Die Kliniken bereiten sich bereits jetzt darauf vor, wieder planbare Eingriffe zu verschieben. Sie sollen dafür erneut eine Kompensation erhalten, um nicht in wirtschaftliche Schwierigkeiten zu geraten.
Um Impfdurchbrüche in den Altenheimen zu verhindern, die wieder zu mehr Intensivpatienten führen würden, soll dort verpflichtend stärker auf den Erreger getestet werden. Das gilt für Senioren, Pflegepersonal und Besucher - selbst wenn sie geimpft oder genesen sind. Die Kosten für die Tests übernimmt der Staat. „Vor uns liegen sehr schwere Wochen“, warnte Gesundheitsminister Spahn zum Abschluss der Konferenz. Es dürfe nicht noch einmal zum großen Sterben in den Heimen kommen.
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Alle 6 Monate? Am besten alle 3 Monate Sicher ist sicher oder ????
Zuwenig und zu langsam!!!
Ich fürchte Deutschland wacht erst auf wenn die ersten ein bis zweitausend Menschen vorm überfüllten Krankenhaus krepiert sind!
Hauptsache jeder ist sich selbst der Nächste!!!
Ja? Wer auf sich obacht gibt und seine Nase nicht überall hineinsteckt (im wahrsten Sinne des Wortes) kommt auch ohne Impfung aus. Oder wie haben es die über 20 000 000 denn geschafft? Nur durch Glück? Nein - durch umsichtiges Handeln.
@Wolfgang B.
Ihr Kommentar ist nicht weiter als Versöhnung des Personals auf den Intensivstationen.
Wie es die 20 Mio. geschafft haben? Zu einem sind darunter mehrere Millionen von Kindern und Jugendlichen,, die von Covid19 in der Regel wenig zu befürchten haben. Aber nun wieder Maske tragen müssen. Der Rest befüllt weit überdurchschnittlich die Intensivstationen. Hinzu kommen jetzt immer mehr, wo der Impfschutz nachlässt. Es wird nicht mehr lange dauern, wenn die Boosterimpfungen nicht bald stark anläuft, dass entweder einLockdown kommt oder hoffen muss, dass der Winter kalt wird. Die Kühlkammern der Leichenhäuser werden nämlich nicht reichen ....
Ach, umsichtig Handeln???? Ich kenne zwei Fälle ersönlich von Impfverweigerern, die trotz engen Kontakts mit positiven und erkrankten Fällen ohne Maske, ohne Hinweis und ohne Abstand in der Arbeit und woanders waren. Bis sie wegen eigener Erkrankung unter Quarantäne gestellt wurden. Umsichtig Handeln sieht für mich definitiv anders aus.
2 Fälle kann man wohl schwer als repräsentativ nehmen. Ich bin 2x geimpft, weil ich zu dem "Impffreunden", z.B. auch Grippe, gehöre und bin annähernd zu 100% davon überzeugt, daß ich mich nicht infiziert hätte. Wer mir zu nbahe kommt macht das nur 1x.