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Kommentar: Die Kritik am Lieferkettengesetz ist überzogen

Kommentar

Die Kritik am Lieferkettengesetz ist überzogen

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    Die Bundesminister Gerd Müller (CSU, l) und Hubertus Heil (SPD) wollen Unternehmen noch in dieser Legislaturperiode mit einem Gesetz zur Einhaltung von Menschenrechten in den Lieferketten verpflichten.
    Die Bundesminister Gerd Müller (CSU, l) und Hubertus Heil (SPD) wollen Unternehmen noch in dieser Legislaturperiode mit einem Gesetz zur Einhaltung von Menschenrechten in den Lieferketten verpflichten. Foto: Michael Kappeler, dpa

    Gegen das geplante Lieferkettengesetz der Bundesregierung regt sich Widerstand, der so erbittert wie überzogen ist. Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) und Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) fordern, dass deutsche Firmen Menschenrechte und soziale Mindeststandards in ihren Lieferketten sicherstellen. Dies werde deutsche Firmen in den Ruin treiben und auch Arbeitsplätze im Inland kosten, klagen die Wirtschaftsverbände.

    Das Lieferkettengesetz kann für einen Mehrwert sorgen

    Die Unternehmen scheuen die sicher nicht zu unterschätzende Mühe, über ihre gesamten Produktionswege hinweg die Einhaltung ökologischer und sozialer Standards zu dokumentieren. Sie übersehen dabei aber eine gewaltige Chance. Ein nachweislich fair und nachhaltig hergestelltes Produkt bietet einen echten Mehrwert: das gute Gewissen bei der Nutzung.

    Ein Blick in die Wirtschaftsgeschichte zeigt die Macht von Produkt-Siegeln. Ab 1887 mussten deutsche Produkte in Großbritannien die Aufschrift "Made in Germany" tragen – als Warnung an die Kunden vor vermeintlich minderwertiger Ware vom Kontinent. Was als Schutzmaßnahme für heimische Hersteller gedacht war, ging nach hinten los. Schnell merkten die Verbraucher auf der Insel, dass die deutschen Waren hohe Qualität zum anständigen Preis boten. Vom Nimbus des Made in Germany profitieren noch heute die deutschen Markenhersteller. Dabei werden viele ihrer Waren längst nicht mehr in Deutschland hergestellt, sondern in – oft fernöstlichen – Billiglohnländern. Dass auch dort heute in der Regel hohe Qualitätsstandards erreicht werden, steht außer Frage.

    Der Verbraucher hat ein Recht darauf, Antworten zu bekommen

    Andere Fragen dagegen bleiben viel zu häufig offen: Waren an der Produktion Kinder beteiligt, die lieber in der Schule für eine bessere Zukunft lernen sollten? Wurde für das vermeintliche Schnäppchen Raubbau an den natürlichen Lebensgrundlagen der Menschheit betrieben? Entstand der Artikel unter ausbeuterischen Bedingungen, die an moderne Sklaverei erinnern? Der Verbraucher hat ein Recht darauf, Antworten zu bekommen. Ein Siegel für Waren, die zwar nicht in Deutschland hergestellt wurden, aber nach deutschen Standards, was Fairness und Nachhaltigkeit betrifft, könnte sich nicht nur im Inland, sondern auf längere Sicht sogar weltweit verkaufsfördernd auswirken.

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