Viele Menschen erwartet karge Rente trotz 45 Jahren Vollzeit-Arbeit
Rund ein Drittel der Beschäftigten in Bayern und Baden-Württemberg können trotz 45 Beitragsjahren nur mit einer Rente von 1200 Euro rechnen. Im Osten sind es noch deutlich mehr.
Im Alter zu wenig Geld zum Leben zu haben, diese Angst plagt Millionen Beschäftigte in Deutschland. Sorgen müssen sich aber nicht nur diejenigen, die länger arbeitslos waren oder sich zu Hause um Kinder und Haushalt gekümmert haben. Selbst wer 45 Jahre lang in Vollzeit arbeitet, kann unter dem Strich mit einer Rente nach Hause gehen, die alles andere als üppig ist.
In Bayern sind es ein knappes Drittel der 3,75 Millionen Vollzeitbeschäftigten, die eine gesetzliche Rente von lediglich 1200 Euro netto pro Monat erwarten können. In Baden-Württemberg und Hessen ist die Größenordnung die gleiche. Von den 3,2 Millionen im Südwesten mit voller Stelle landen 914.000 nach Abzug von Steuern und Abgaben bei 1200 Euro Rente. In Hessen sind es 540.000 von 1,7 Millionen.
Vorbild Österreich bei der Rentenreform in Deutschland?
Abgefragt hat die Daten die Linkspartei bei der Bundesregierung, die sich in ihrer Antwort auf Zahlen der Arbeitsagentur beruft. Um die 1200 Euro aus der Rentenkasse zu bekommen, müssen die Beschäftigten ihr Arbeitsleben lang um die 3000 Euro brutto verdienen.
Die Linkspartei hält das Verhältnis zwischen Eingezahltem und Ausgezahltem für schief. "Wir brauchen eine große Rentenreform in Deutschland. Lohn- und Rentenniveau sind vielfach zu niedrig", sagte Linken-Fraktionschef Dietmar Bartsch unserer Redaktion. Für einen beträchtlichen Teil der Beschäftigten werde es damit im Ruhestand finanziell eng. Als Vorbild für Rentenreform nannte er Österreich. "Wir brauchen eine Rentenkasse wie in Österreich, wo die durchschnittliche Rente 800 Euro höher ist als bei uns", meinte Bartsch. In dem Nachbarland zahlen nicht nur Angestellte in die Kasse ein, sondern auch Selbstständige, Abgeordnete und Manager.*
Das Problem der mageren Renten selbst bei Vollzeit und 45 Arbeitsjahren ist im Osten Deutschlands noch größer als im Westen. Das liegt an der geringeren Wirtschaftskraft und niedrigeren Löhnen. In Sachsen wird laut der amtlichen Daten über die Hälfte der künftigen Rentner mit 1200 Euro aus der gesetzlichen Versicherung nach Hause gehen, in Thüringen sind es gar 57 Prozent. Im Durchschnitt der gesamten Republik sind es 36 Prozent.
Länger arbeiten und weniger stark steigende Renten
Wegen der Alterung der Gesellschaft geraten in den kommenden Jahren aber sogar die vergleichsweise bescheidenen Renten unter Druck. Schon heute fließen jedes Jahr über 100 Milliarden Euro Zuschuss aus dem Bundeshaushalt an die Rentenkasse, um das System stabil zu halten. Die Münchner Ökonomieprofessorin und Chefin der Wirtschaftsweisen, Monika Schnitzer, hat vor wenigen Tagen in der Süddeutschen Zeitung die Rentendebatte neu aufgemacht. Die Wirtschaftsweisen raten der Bundesregierung, das Renteneintrittsalter schrittweise zu erhöhen und die Stufen an die steigende Lebenserwartung zu koppeln.
"Für jedes Jahr zusätzlicher Lebenserwartung kann jemand vier Monate länger Rente beziehen, muss aber auch acht Monate länger arbeiten", rechnet Schnitzer vor. Als Faustregel gilt, dass sich alle zehn Jahre die Lebenserwartung um ein Jahr erhöht. Die Lebensarbeitszeit klettert also langsam.
Demografischer Wandel: Renteneintrittsalter soll steigen
Schnitzer will aber nicht nur die Jahrgänge zur Abstützung der Rente heranziehen, die noch Jahrzehnte arbeiten müssen, sondern auch die Babyboomer, die demnächst in den Ruhestand gehen. Deshalb sollten aus ihrer Sicht die Beiträge schon heute angehoben werden, um sie auf der Zielgeraden des Erwerbslebens stärker an der Finanzierung der Rente zu beteiligen. Außerdem hält es die Wirtschaftsprofessorin für angezeigt, dass die Löhne in Zukunft stärker steigen als die Renten. Bisher sind beide aneinandergekoppelt.
Im Frühjahr will sich die Ampelkoalition mit der Reform der Alterssicherung befassen. SPD und Grüne dringen entgegen der FDP und des Rats der Wirtschaftsweisen auf ein stärkeres Anwachsen der Renten. Die Liberalen plädieren hingegen für eine Aktienrente, um zusätzliche Mittel für die Ruheständler an der Börse zu verdienen. Der Staat baut dem Modell nach einen Kapitalstock aus Aktien und Anleihen auf und schüttet die Gewinne an die Rentner aus.
*In einer vorherigen Fassung des Textes stand, dass in Österreich auch Beamte in die Rentenkasse einzahlen. Das ist falsch. Wir haben den Fehler korrigiert.
Die Diskussion ist geschlossen.
Viele Selbständige zahlen Zwangsbeiträge in das Versorgungswerk ein. Die liegen aktuell bei über 15.000 Euro im Jahr als Höchstbetrag. Wohlgemerkt, Pflichtbeiträge ! Wenn diese Selbständigen ausserdem nicht dort einzahlen, sondern in die "normale" Rentenversicherung, dann bekommen sie dort auch Leistungen. Und die Besserverdienenden leben länger. Da glaube ich nicht, dass die Rentenversicherung dadurch einen Gewinn machen würde.
Das Problem ist die extrem ungerechte Verteilung der Altersbezüge in Deutschland. Das Land leistet sich z.B. vier Alt- Bundespräsidenten, die fürs Nichtstun einen "Ehrensold" von jeweils monatlich 18000€ bekommen. Für das Geld könnte man schon 35 Arbeitnehmern eine menschenwürdige Renten bezahlen, anstatt sie bis kurz vor ihrem Ableben arbeiten zu lassen.
Ich plädiere für eine Einheitsrente, die nur von den Arbeitsjahren abhängig ist. Wer ein hohes Einkommen hat, kann im Alter mit der Rendite seines Kapitals seinen bisherigen Lebensstandart halten.
>>Das Land leistet sich z.B. vier Alt- Bundespräsidenten, die fürs Nichtstun einen "Ehrensold" von jeweils monatlich 18000€ bekommen. <<
Wie kann man in einen Satz nur so viel Fake News schreiben? Erstens gibt es nur drei noch lebende Altbundespräsidenten, zum anderen nehmen diese Herren durchaus auch noch jetzt diplomatische Verpflichtungen der Bundesrepublik wahr. Denn diese sind durchaus zahlreicher als Sie das glauben. Ein früherer Bankchef würde diesen Sold übrigens als Peanuts bezeichnen, das nur am Rande bemerkt.
@Walter K.
Was heißt "so viel Fake News"?
Gerold R. hat sich um einen vertan.
Andererseits bemängelt auch der Rechnungshof, dass unsere Bundespräsidenten a. D. zu teuer sind.
>> die fürs Nichtstun einen "Ehrensold" von jeweils monatlich 18000€ bekommen. <<
Das ist nachweislich falsch, Martin M. und das habe ich auch geschrieben. Der Rechnungshof bemängelt viel, aber fragen Sie einfach mal Gerold R., ob er sich selbst zu den 35 Personen zählt, die statt den Altpräsidenten das Geld bekommen sollen. Das wären pro Person knapp 1543 Euro. In diesem Land wird viel mehr Geld kaputt gemacht durch Enzscheidungen wie bei der Maut durch die Herren Dobrindt und Scheuer, die halbe Milliarde ist weit mehr als noch so viele Altpräsidentenpensionen!
@Walter K.
Die Bundespräsidenten a.D. bekommen Geld für Nichtstun!
Für ihre "Arbeit" (nicht Nichtstun) haben sie eine Sekretärin, ein Büro (spärlich benutzt) und ein Fahrzeug mit Fahrer.
Diese Tätigkeiten werden gesondert bezahlt (jährliche Kosten bei 990.000€ bzw. 2.300.000€)
Daneben haben sie auch noch ihr "normales" Einkommen.
Dass sich hier der Rechnungshof auslässt ist eigentlich seine Aufgabe - dem er auch nachkommt.
Ihr Verweis auf andere soll anscheinend nur von Thema ablenken.
Ergo:
für Politiker a. D. wird Geld verbrannt, das dann für unsere Rentner fehlt!
>>für Politiker a. D. wird Geld verbrannt, das dann für unsere Rentner fehlt!<<
Es ist schon seltsam: Im kritisieren von Politikern sind Sie alle schnell, auch wenn deutlich wird, dass Sie wenig bis keine Ahnung von der Arbeit eines Politikers haben. Die Renten werden über ganz andere Kassen finanziert, aber grundsätzlich hätte es ja jeder der Kritiker selbst in der Hand, sich in der Politik einzubringen und selbst dazu beitragen, dass sich Dinge ändern. Aber man pflegt lieber eine Neiddebatte, weil Politiker ja faule Säcke sind, die am besten noch Geld mitbringen sollten statt etwas zu bekommen.
Ich würde Ihnen einfach mal empfehlen, nur eine Woche lang alle Termine Ihres Bundestagsabgeordneten mitzumachen, das würde schon mal viel helfen, Verständnis für den TATSÄCHLICHEN Arbeitsaufwand zu bekommen. Dieser Tage war ein Interview mit Peter Altmeier in der Zeitung, darin gab er einen kleinen Einblick in sein früheres Leben als Bundespolitiker. Jeder Arbeitnehmer schreit Zeter und Mordio, wenn er länger als 35 oder 40 Stunden pro Woche arbeiten soll. Bei einem ganz einfachen Abgeordneten sind es zwischen 60 und 80 Stunden pro Woche, nicht eingerechnet noch die Termine im eigenen Wahlkreis. Spitzenpolitiker sind in einem Hamsterrad, denn die bekommen ihre Termine aufgebrummt, ob es nun Besuche bei wichtigen Wirtschaftsverbänden sind oder Besuche von Institutionen, natürlich auch Termine im Ausland oder bei Besuchen aus dem Ausland. Wenn ich dann noch lese, dass das Gehalt eines Bundeskanzlers weit weniger ist als das eines Managers, dann frage ich mich wirklich, was der Neid soll. Ich weiß ja nicht, ob Sie Fußballfan sind, aber es gibt mehr als genug Profis, denen die Höhe der Bezahlung von Spitzenpolitikern nur ein müdes Lächeln wert ist.
Da stellt sich die Frage, warum es manchen Leuten mehr wert ist, dass Fußballprofis ein Vielfaches ihres eigenen Lohns für oft nur durchschnittliche Leistungen bekommen, aber Spitzenpolitiker sich mit einem Trinkgeld zufrieden geben sollen.