Startseite
Icon Pfeil nach unten
Politik
Icon Pfeil nach unten

Großbritannien: Wie Deutschland zu einem Stück England kam

Großbritannien

Wie Deutschland zu einem Stück England kam

    • |
    • |
    Blick auf die Stadt mit dem Big Ben, dem Palace of Westminster (Sitz des britischen Parlaments) und der Themse. In dem Gebiet haben jetzt auch die deutschen Steuerzahler ein Grundstück.
    Blick auf die Stadt mit dem Big Ben, dem Palace of Westminster (Sitz des britischen Parlaments) und der Themse. In dem Gebiet haben jetzt auch die deutschen Steuerzahler ein Grundstück. Foto: Jonathan Brady, dpa

    Paris, Rom, Prag: Insgesamt 154 deutsche Botschaften gibt es im Ausland, viele davon sind wahre Prachtbauten. In London liegt die Botschaft am repräsentativen Belgrave Square im Regierungsviertel Westminster. „Die Gebäude am Square wurden zwischen 1825 und 1835 in einem klassizistischen Stil errichtet“, schreibt der Landesbetrieb Bundesbau Baden-Württemberg, der vor ein paar Jahren die Sanierung der Residenz der Londoner Botschaft verantwortete. 929 Quadratmeter, verteilt über vier Vollgeschosse, ein Dachgeschoss und ein Untergeschoss mussten auf den neuesten Stand gebracht werden. Kostenpunkt: 4,9 Millionen Euro. Kurz vor der Bundestagswahl hat das Auswärtige Amt nun auch das Gelände gekauft, auf dem die Residenz und die vorwiegend für Verwaltungsaufgaben verwendete Kanzlei stehen. Kostenpunkt, für mehr als 84 Millionen Euro.

    Durch das vorzeitige Aus der Ampel-Koalition gibt es keinen verabschiedeten Haushalt für das laufende Jahr. Geld kann trotzdem fließen, zum Beispiel im Rahmen von über- und außerplanmäßigen Ausgaben, die von Bundesfinanzminister Jörg Kukies genehmigt werden müssen. In diesem Fall bewilligte der SPD-Politiker für den „Erwerb der Liegenschaft Belgrave Square für die Botschaft London“ 84,32 Millionen Euro. Der ursprüngliche Ansatz für den Kauf von Grundstücken im Ausland belief sich auf 13,194 Millionen Euro. Bleibt die Frage: Passt ein solcher Einsatz von Steuergeldern in Zeiten allgemeiner Sparappelle und warum musste die Ausgabe unbedingt noch so kurz vor der Bundestagswahl bewilligt werden?

    Die Visitenkarte im Ausland

    Das Auswärtige Amt verwies auf Anfrage unserer Redaktion zunächst darauf, dass „Auslandsvertretungen und Residenzen der Leiterinnen und Leiter“ die Visitenkarte des Ministeriums im Ausland seien. „Sie bieten sichere Räumlichkeiten für vertrauliche Gespräche, nicht nur mit staatlichen Vertretern des Gastlands, sondern auch mit der Zivilgesellschaft.“ In der britischen Hauptstadt sieht die Visitenkarte nach der Sanierung laut Bundesbau Baden-Württemberg unter anderem so aus: „Der im Lauf der Zeit verblasste, in Terrakottatönen gehaltene Rote Saal wurde restauriert und erstrahlt wieder in kraftvoller Farbe. Die korinthischen Säulenkapitelle wurden von alten Farbschichten befreit, um die ursprünglich vorhandene feine Detaillierung wieder freizulegen.“

    Dem Kauf ging nach Angaben des Außenamtes eine Prüfung voraus: „Vor jeder Entscheidung im Liegenschaftsbereich erfolgt eine Wirtschaftlichkeitsuntersuchung.“ Im Fall der Londoner Botschaft habe es „unerwartet im Zuge von Sondierungen zur Verlängerung der Pacht für das Grundstück das Angebot zum Erwerb des Grundstücks“ gegeben. Ein Kauf sei auf langfristige Sicht wirtschaftlicher als eine Verlängerung des Pachtvertrags. „Durch den Erwerb können die Aufgaben der Botschaft und auch die Residenz des Botschafters dauerhaft an diesem Ort konsolidiert werden“, hieß es im Auswärtigen Amt. Demnach war Eile geboten: „Das nach umfangreichen Verhandlungen erzielte Angebot band das Auswärtige Amt an den Vertragsschluss und die Kaufpreiszahlung vor Jahresende 2024.“

    Die Botschaft ist eine von insgesamt 225 deutschen Auslandsvertretungen. Neben den 154 Botschaften zählen dazu unter anderem 50 Generalkonsulate und sieben Konsulate. Außerdem gibt es 333 ehrenamtlich tätige Honorargeneralkonsulinnen sowie Honorarkonsuln. Der Auswärtige Dienst mit seiner Zentrale in Berlin und einem Netz von rund 230 Auslandsvertretungen hat gegenwärtig 13.551 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare

    Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.

    Registrieren sie sich

    Sie haben ein Konto? Hier anmelden