Der mutmaßliche Attentäter von Magdeburg hat getan, was er angekündigt hatte. „Wenn Deutschland uns töten will, werden wir sie abschlachten, sterben oder mit Stolz ins Gefängnis gehen“, schrieb er im Sommer auf dem Kurznachrichtendienst X. Ihm folgten dort 40.000 Nutzer. Die offene Radikalisierung war seinem Heimatland Saudi-Arabien aufgefallen, das deutsche Stellen vor ihm warnte.
Bereits vor mehr als zehn Jahren wurde er von einem deutschen Gericht wegen Gewaltandrohung verurteilt. Die Polizei ermittelte mehrfach gegen den Amokfahrer. Doch seine Gefährlichkeit hatte keine Konsequenzen. Nun sind fünf Menschen tot, 200 verletzt. Der Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt trifft das Land ins Mark.
Erst vor wenigen Tagen wurde der Opfer des Anschlags vom Berliner Breitscheidplatz gedacht. Vor acht Jahren war ein islamistischer Terrorist mit einem Lkw in den dortigen Weihnachtsmarkt gerast. 13 Menschen verloren ihr Leben. Zur Bluttat von Magdeburg bestehen erschütternde Parallelen. Auch seinerzeit war Deutschland aus dem Ausland gewarnt worden. Der marokkanische Geheimdienst informierte das Bundeskriminalamt über die Gefährlichkeit des Mannes, der sogar observiert wurde. Dennoch gelang es ihm, vom Radar der deutschen Sicherheitsbehörden zu verschwinden – mit fatalen Folgen.
Eine schwere Nachlässigkeit in Magdeburg
Eine wichtige Lehre aus dem Anschlag vom Breitscheidplatz war die bessere Sicherung von Weihnachtsmärkten. In Magdeburg ist dabei nach dem bisherigen Kenntnisstand ein schwerer Fehler gemacht worden. Der Rettungsweg war nicht durch eine Kette, die an schweren Pollern hängt, versperrt. Ein Posten hätte im Notfall den Weg für Feuerwehr und Krankenwagen freigeben können, ansonsten wäre dieser blockiert gewesen. Bei den enormen Umsätzen, die auf Weihnachtsmärkten erzielt werden, wären die Kosten für ein oder zwei Wachmänner an dieser Stelle sehr überschaubar gewesen. Der Schwachpunkt, den der Täter ausnutzte, hat das gesamte Sicherheitskonzept des Weihnachtsmarktes zunichte gemacht.
Die deutschen Behörden müssen sich den Vorwurf gefallen lassen, in Magdeburg versagt zu haben. Gerade jetzt ist höchste Wachsamkeit geboten. Denn die abscheuliche Tat könnte Nachahmer dazu bringen, auch losschlagen zu wollen. Dem Attentat vom Breitscheidplatz war die Lkw-Amokfahrt von Nizza vorausgegangen, die 86 Menschen das Leben nahm.
Deutschland braucht eine Sicherheitswende
Wenn in Deutschland Anschläge verhindert werden, gelingt das in den meisten Fällen nur, wenn ausländische Geheimdienste den deutschen Stellen Tipps geben. Die eigenen Fähigkeiten zur Ermittlung und Überwachung Radikalisierter sind zu schwach. Und manche Warnungen werden nicht verfolgt, wie die Weihnachtsmarktanschläge zeigen.
Im Wahlkampf sollte das eine Rolle spielen und nach der Wahl auch Folgen haben. Der Wirtschaftswende sollte eine Sicherheitswende folgen. Wie die Attentate von Magdeburg und Berlin offenbaren, gehen zu viele Information zwischen den staatlichen Stellen verloren. Beider Männer hätte man habhaft werden können, bevor sie ihre grausamen Pläne durchzogen. Für die Angehörigen der Toten muss es unerträglich sein, dass ihre Lieben nicht hätten sterben müssen, wenn Polizei, Geheimdienste und andere Behörden ihre Arbeit richtig gemacht hätten. Unbegreiflich auch, weshalb in Magdeburg bei dem Rettungsweg solch ein Anfängerfehler geschehen ist.
Natürlich wird es auch nach einer Reform keine absolute Sicherheit geben, aber wenn sich das Gefühl festsetzt, dass man in Deutschland besser nicht mehr auf den Weihnachtsmarkt geht, weil es zu gefährlich ist, wäre das besorgniserregend.
Ein sachlicher Kommentar und nüchterne Analyse der Fakten Herr Grimm. Bleibt zu hoffen das es bei der richtigen Adresse ankommt. Ganz im Gegensatz dazu der gestrige Kommentar ihres Kollegen Kaminski der, ohne die Faktenlage zu kennen, schon einen weiten Bogen gespannt hatte um das rechte politische Lager dafür in Mitverantwortung zu nehmen.
Das rechte Lager hat sich selbst diskreditiert, indem es die Tat eines Mitläufers ins Gegenteil verkehren wollte. Denn es darf ja nicht sein, dass ein AfD-Sympathisant zum Täter wird, die sind ja alle im Engelsgewand unterwegs.
Bedauerlich ist, dass dies Wiederholungsfehler sind, die Menschenleben kosten.
Es wird schon langsam peinlich, denn immer wieder dieselben Fragen, warum die Politiker und Sicherheitsbeamten nicht tätig waren und wurden? Und es passiert leider nichts, weder Konsequenzen noch Lerneffekte. Kein Wunder, dass Saudi Arabien vor dem kriminell auffälligen Täter gewarnt und um Auslieferung gebeten hatte. In seine, Heimatland wäre er für solch ein Verbrechen jedoch geköpft worden.
Stimmt, sollten wir uns die zum Vorbild nehmen? Abfall vom Glauben? Köpfen! Beleidigung der Herrschenden? Köpfen!
Der Tod ist für solche Täter nur eine Gnade; wir brauchen echte lebenslange Freiheitsstrafen mit knapp an der Menschenunwürdigkeit grenzenden Haftbedingungen.
Und Auge um Auge, Zahn um Zahn? Vielleicht sollten Sie mal daran denken, nach Saudi-Arabien auszuwandern? Gutes Klima, günstige Energieversorgung ohne Solardiktatur, Herrscher mit Durchsetzungskraft, Sicherheit bis zur Totalüberwachung, ab und zu eine öffentliche Hinrichtung? Ansonsten Sklavenarbeit auf den Baustellen (sind ja nur Migranten), dafür wird alles rechtzeitig fertig, und für Kleinkriminelle dunkle Kerker? Dieser Kommentar sollte allen Lesern zu denken geben. Sind wir auf dem Weg zurück ins Mittelalter? Oder nur ein paar Jahrezehnte zurück, wo in Deutschland noch Zucht, Ordnung und Diktatur herrschten?
"Wieder haben die Behörden bei einem Attentäter weggeschaut!" Diese Aussage ist falsch, Herr Grimm! Im Gegenteil hatten die Behörden den Attentäter sehr wohl auf dem Schirm und ihn auch teilweise überwacht. Dass die Gefährdungslage falsch eingeschätzt wurde, steht auf einem anderen Blatt. Allerdings war die Tat auch schwer vorhersehbar und absolut untypisch, wie auch Terrorismus-Experten einräumten.
Der Täter hatte halt den richtigen Vornamen um weitgehend unbehelligt zu bleiben. Bereits 2013 vor seinem Asylantrag 2016 hat er einen Terroranschlag angedroht: "Er habe Handlungen angedroht, die international Beachtung finden würden und auf den Anschlag auf den Marathon in Boston vom 15. April 2013 verwiesen – die Drohung erfolgte nur zwei Tage nach dem dortigen Anschlag." - www.spiegel.de/panorama/justiz/magdeburg-taleb-al-abdulmohsen-drohte-aerztekammer-2013-mit-anschlag-a-0fd8a57f-2b9f-4d34-b923-dc424306ac2e
Sie meinen, wenn er Hans geheißen hätte und hätte mit einem imaginären Ereignis gedroht, dann hätte man ihn in ein finsteres Verlies gesperrt? Sie stellen mit so einer abstrusen Bemerkung alle Menschen unter Tatverdacht, die einen ausländischen Vornamen haben – ganz gleich, welcher Tätigkeit sie nachgehen, welchen Beruf sie haben, welcher Nation oder Religion sie angehören. Nur Hans oder Adolf sind die Guten? Nun ja ... seltsame Rechtsauffassung haben Sie.
Herr Grimm, wir brauchen keine "Sicherheitswende", sondern Polizeiautos da, wo sie Sinn machen, zum Beispiel zur Überwachung oder Sicherung eines Rettungswegs. Diese Rettungsgasse war ja beinahe eine Einladung für einen Attentäter. Um dieses Attentat zu verhindern, hätte es nicht einmal einen Geheimdienst gebraucht. Es wird nie eine absolute Sicherheit geben – es ist nur bedauerlich, dass man nun die Debatte nun so hochkocht, weil der Mann ein gebürtiger Saudi war. Also bitte, Herr Grimm, erklären Sie uns, welche Maßnahmen hätten ergriffen werden müssen, außer der fehlenden Sicherung des Rettungswegs? §126 StGB oder § 241 StGB vielleicht? Wenn es so einfach wäre, müsste wahrscheinlich die Hälfte aller Social-Media-Nutzer angeklagt werden. Denn dort beginnt das Übel – wer am primitivsten hetzt, hat die Follower garantiert auf seiner Seite.
Im aktuellen SPIEGEL findet sich eine m.e. gute Reportage zu dem Fall. Es gab Dutzende von Hinweisen an verschiedene Behörden, aber die haben offensichtlich geschlafen, etwas freundlicher ausgedrückt: komplett falsche Lagebeurteilung und zwar nicht nur 1x, sondern mehrmals.
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