Mangelnde Transparenz kann man dem ZDF nicht vorwerfen: Den Wirbel um ein offenbar parteiisches Publikum in der Wahlsendung „Schlagabtausch“ am vergangenen Donnerstag hat der Sender selbst mit ausgelöst. In der Spätnachrichtensendung „Heute-Journal-Update“ eine Stunde nach der Waharena, war es der ZDF-Korrespondent Dominik Rzepka, der darauf hinwies, dass der Applaus des Studiopublikums alles andere als ausgewogen war, sondern vor allem ertönte, wenn Grünen-Chef Felix Banaszak und der Linke-Parteivorsitzende Jan van Aken an der Reihe waren.
FDP-nahe Naumann-Stiftung reagiert empört auf ZDF-Falschmeldung
Wobei van Akens fein formulierter Wutausbruch, „Jetzt halten Sie mal ihren rechten Rand!“, auf Einwürfe des AfD-Chefs Tino Chrupalla, zweifellos ein Höhepunkt der Wahlkampfarena der kleinen Bundestagsparteien war. „Im Publikum saßen relativ viele Zuschauer von der HU Berlin und FU Berlin – das sind zwei eher linke Universitäten hier bei uns in Berlin, die extra angeschrieben und eingeladen wurden“, sagte ZDF-Journalist Rzepka im Live-Interview der Nachrichtensendung. „Das hat online schon für Diskussionen gesorgt“, erklärte er. „Vielleicht muss man dazu sagen, es war so gesehen nicht wirklich repräsentativ“, räumte er ein.
Noch mehr Ärger gab es, als am nächsten Tag die ZDF-Presseabteilung erklärte, es seien neben den beiden Unis auch andere als von Rezpak genannte Organisationen eingeladen worden, aus ihren Reihen Publikumsgäste anzumelden. Dass das ZDF dabei auch die FDP-nahe Friedrich-Naumann-Stiftung für Freiheit und das einst von Unternehmen gegründete „Demographie Netzwerk“ nannte, war aber falsch. Zwar waren von beiden Organisationen einzelne Gäste anwesend, aber sie konnten keine Gruppen entsenden.
Die Naumann-Stiftung reagierte empört: „Unserer Stiftung mit einer obendrein falschen Behauptung im Nachhinein quasi eine Mitschuld an der Unausgewogenheit des Publikums zu geben, war dreist“, sagte der Vorsitzende Karl-Heinz Paqué der Frankfurter Allgemeinen. In der Zeitung kritisierte zudem der nordrhein-westfälische CDU-Medienminister Nathanael Liminski den Filmschnitt eines Beitrags der ZDF-Nachrichten „heute“ über den CDU-Parteitag. Dort sah es so aus, als hätten die Delegierten mit skeptischen Blicken auf die Aussage von CDU-Chef Friedrich Merz reagiert, dass er und die Union sich klar von der AfD abgrenzten. Tatsächlich gab es an dieser Stelle starken Beifall.
„Spiegel“ hat Ärger wegen Leserbrief mit Fake-Vorwürfen gegen Merz
Bei dem Schnitt des Beitrags , so kritisierte Liminski, „handelt es sich nicht um eine kleine Unsauberkeit oder um ein zufälliges Versehen, sondern um eine bewusste Falschdarstellung“. Das ZDF wies die Kritik zurück und erklärte, die Jubelbilder in dem Beitrag gesendet zu haben. Die ruhigere Passage sei hineingeschnitten worden, damit der darüberliegende Sprechertext besser verständlich sei.
Nicht nur das ZDF steht in Wahlkampfzeiten in der Kritik, auch Der Spiegel hat Ärger mit einem verleumderischen Leserbrief. Darin wütet der Schreiber darüber, dass CDU-Kanzlerkandidat Merz als angeblicher „Honorarprofessor in Wirtschaftswissenschaften“ an der Schweizer Hochschule St. Gallen versagt haben solle. Doch der Jurist Merz war dort niemals tätig, wie am Wochenende auch der Leserbriefschreiber einräumte.
Der Mann aus dem bayerischen Neuötting gestand der Süddeutschen Zeitung, dass er Falschinformationen der KI-Suchmaschinen Chat-GPT und DeepSeek aufgesessen sei. Tatsächlich sind die Anbieter von Künstlicher Intelligenz für Halluzinationen bekannt. Dass der einst für seine „Dokumentationsabteilung“ geschätzte Spiegel den Leserbrief aber offenbar ungeprüft veröffentlichte, dürfte dort vermutlich ein Nachspiel haben.
>> Der Mann aus dem bayerischen Neuötting gestand der Süddeutschen Zeitung, dass er Falschinformationen der KI-Suchmaschinen Chat-GPT und DeepSeek aufgesessen sei. << - Oder er hat gezielt danach gesucht? So wie man in dieser Gegend vor der Landtagswahl was gegen Aiwanger gesucht hat. Alles für sich könnte einmal passieren - die aktuelle Ballung vor der Bundestagswahl wirkt jedoch nicht mehr zufällig, sondern erscheint eher als Putschversuch.
Hier haben die Verantwortlichen im ZDF der Sache und sich selbst einen Bärendienst erwiesen. Von Objektivität und Neutralität keine Spur. Ein gewonnener Baustein für diejenigen, welche die staatlich verordnete Information ersatzlos streichen wollen. Betrachtet man die politische Landschaft bei den öffentlich-rechtlichen im Detail, so sollte aber mittlerweile jedem auffallen, dass von Neutralität keine Spur mehr zu finden ist.
Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden