Startseite
Icon Pfeil nach unten
Politik
Icon Pfeil nach unten

Jugendschutz im Internet: Kommt bald eine Altersprüfung?

Jugendschutz

Fälle sexualisierter Gewalt gegen Kinder und Jugendliche im Netz nehmen zu

    • |
    • |
    • |
    Familienministerin Karin Prient stellte den Bericht am Dienstag in Berlin vor.
    Familienministerin Karin Prient stellte den Bericht am Dienstag in Berlin vor. Foto: Hannes P. Albert, dpa

    „Hi, möchtest du dein Taschengeld aufbessern?“, fragt ein Mann unter dem Video eines Mädchens auf der Plattform „Likee“, einer Alternative zum chinesischen Anbieter TikTok. „Wie meinst du“, fragt sie. „Will dich in Unterwäsche sehen und dir dafür Geld geben“, sagt der Mann. 

    Es sind solche Fälle, die der Organisation „jugendschutz.net“ in immer größerer Zahl gemeldet werden. Verzeichneten die Jugendschützer 2023 noch etwa 5000 Fälle sexualisierter Gewalt gegen Kinder im Netz, waren es im vergangenen Jahr fast 16.000. Sexualisierte Gewalt machte 2024 etwa 90 Prozent aller Verstöße gegen den Jugendschutz im Netz aus. Insgesamt wurden fast 18.000 Inhalte gemeldet. Darunter neben sexuellen Inhalten auch Gewaltverherrlichung und Hassinhalte. „Ein hoher Zuwachs war auch bei politischem Extremismus zu verzeichnen“, heißt es in dem Bericht. „Selbst wenn das Thema nur sieben Prozent am Gesamtaufkommen ausmacht.“ 1.245 solcher Fälle hat die Organisation registriert, etwa 400 mehr als im Vorjahr.

    Bildungs- und Familienministerin Karin Prien nannte den Bericht am Dienstag „erschütternd“

    „Jugendschutz.net“ wird von den Landesmedienanstalten und dem Bundesministerium für Familie finanziert. Die Organisation dient als gemeinsame Zentralstelle für den Schutz von Kindern und Jugendlichen im World Wide Web. Der Anstieg, den die Autoren verzeichnet haben, bedeute allerdings nicht unbedingt, dass soziale Medien im vergangenen Jahr zu einem deutlich gefährlicheren Ort für Kinder und Jugendliche geworden sind, sagt Geschäftsführer Stefan Glaser. Die Zunahme hänge auch damit zusammen, dass zuletzt schlicht mehr Fälle registriert werden konnten – durch Kooperationen mit Meldestellen im Ausland beispielsweise. Nichtsdestotrotz könne man von einem erkennbaren Anstieg über die letzten Jahre sprechen.

    Bildungs- und Familienministerin Karin Prien nannte den Bericht am Dienstag „erschütternd“ und „wirklich alarmierend“. Er zeige, „dass wir noch sehr weit davon entfernt sind, Kindern und Jugendlichen eine unbeschwerte Teilhabe an der digitalen Welt zu ermöglichen.“ Da sei auch die Politik in der Pflicht.

    Die CDU-Politikerin begrüßt beispielsweise, dass die EU künftig durch regelmäßige Alterskontrollen Kinder und Jugendliche vor unangemessenen Inhalten im Netz schützen möchte. Aktuell werde häufig nur das Alter abgefragt – ohne, dass die Angaben verlässlich geprüft werden. Die Kommission hat dazu eine Software in Auftrag gegeben. Sie soll eine solche Altersprüfung möglich machen. „Das wäre ein großer Schritt“, sagt Prien. „Aus meiner Sicht reicht das allerdings noch nicht aus.“ Die großen Plattformen wie Youtube, Tiktok und Instagram müssten das dann auch wirklich umsetzen – was in der Vergangenheit häufig nicht der Fall war. „Darum wird es gehen und dafür wird sich diese Bundesregierung auch bei der europäischen Kommission mit Nachdruck einsetzen.“

    Prien: „Technische Schutzmaßnahmen sind nicht alles“

    Bisher entfernen die Dienste oft nur zögerlich Inhalte aus dem Netz. „Jugendschutz.net“ hat dazu Meldetests durchgeführt. Das Ergebnis: Meist nahmen sie Inhalte nur dann von der Plattform, wenn die Organisation offiziell Kontakt mit den Betreibern aufnahm. Eine einfache Meldung genügte in den meisten Fällen nicht. „Es zeigt sich, dass Dienste weiterhin ihre Pflicht zur raschen Abhilfe bei gemeldeten Verstößen nicht ernst nehmen“, schreiben die Autoren des Berichts.

    Die Bildungsministerin will beim Jugendschutz aber nicht nur die Plattformen, sondern auch Eltern und Lehrer in die Pflicht nehmen. „Technische Schutzmaßnahmen sind nicht alles“, sagt sie. „Kinder brauchen informierte Eltern, Lehrkräfte und Fachkräfte. Sie werden stark durch Medienkompetenz in der Schule und durch ihre Eltern, die nicht wegschauen und Vorbilder sind.“

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare

    Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.

    Registrieren sie sich

    Sie haben ein Konto? Hier anmelden