Es sind Bilder, auf die viele seiner Anhänger lange gewartet haben: Julian Assange besteigt ein Flugzeug, das ihn in die Freiheit bringen soll. Damit ist das Ende eines unwürdigen Umgangs mit einem Mann erreicht, der die Schandtaten der USA schonungslos und, ja, auch das, brutal offengelegt hat.
Der Deal, den der Wikileaks-Gründer und Washington nun geschlossen haben, ist wohl die pragmatischste aller Lösungen. Der Australier bekennt sich in einem Punkt schuldig und darf dafür unbehelligt nach Australien ausreisen. Gesichtswahrend ist das vor allem für Amerika: Das Weiße Haus kann darauf verweisen, dass der Fall zu einem Ende gekommen ist. Assange kann zumindest ein neues Kapitel in seinem Leben aufschlagen. Zwölf Jahre konnte er sich nicht frei bewegen, wurde an den Rand des psychischen Zusammenbruchs getrieben.

Der Fall Assange wirft kein gutes Licht auf die USA
Natürlich hatte seine Enthüllung ihre Schwächen, gefährdete das Leben von Menschen. Doch es geht auch ums Prinzip: Wer als Whistleblower Skandale offenlegt, muss manchmal ins Risiko gehen. Man kann Assanges Verhalten bewerten, wie man will – an einem ändert sich nichts: Für die USA wird der Fall ein dunkles Kapitel bleiben. Ausgerechnet ein Land, das sich als Mutterland der Demokratie versteht und Autokraten in der ganzen Welt mit großem moralischem Impetus gegenübertritt, hat ein fragwürdiges Verständnis von Pressefreiheit. Dass Informationen, die andere lieber unter dem Deckel halten würden, an die Öffentlichkeit geraten, ist der Kern von investigativer Arbeit, egal ob von Whistleblowern oder von Journalisten. Wenn diese Kontrollfunktion von einer der mächtigsten Regierungen der Welt infrage gestellt wird, ist das alles andere als ein gutes Zeichen.