Nur die Leistung zählt, beschloss die FDP, und verzichtete auf eine innerparteiliche Frauenquote. Einige Stimmen in der Wirtschaft stehen einer Frauenquote ähnlich kritisch gegenüber. Ihr Argument: Statt auf die Leistung zu schauen, ruhen sich Frauen auf der Quote aus, denn die regelt das schon. Wer sich in diesen Aussagen wiederfindet, ist höchstwahrscheinlich männlich, eventuell ein Vorstandsmitglied. Diese Gruppe lehnt die Frauenquote der Statistik zufolge am stärksten ab.
Die Frauenquote hat das Ziel, eine bestimmte Menge an Plätzen im beruflichen Umfeld, in Vereinen, Parteien und Institutionen geschlechterspezifisch zu besetzen. Sie hält also Raum für Frauen frei. Eine Frau bekommt eine Stelle aber nicht aufgrund des Kriteriums „Frau sein“, sondern weil sie die gleichen Qualifikationen wie männliche Mitbewerber hat. Die Notwendigkeit der Frauenquote zeigt sich an folgendem Beispiel: Bis 2019 gab es in den Vorständen deutscher Unternehmen mehr Personen, die „Thomas“ oder „Michael“ hießen, als Frauen insgesamt. Das fand die deutsch-schwedische AllBright-Stiftung heraus, die sich für Gleichstellung einsetzt.
Alte Rollenbilder: Das bisschen Haushalt machen vor allem die Frauen
Nur die Leistung zählt. Das würde stimmen, wenn Männer und Frauen die gleichen Startchancen hätten. Haben sie aber nicht. Laut Bundesfamilienministerium leisten Frauen durchschnittlich knapp 30 Stunden Arbeit die Woche für Haushalt, Kinder und Familie. Stundenmäßig ein Teilzeitjob, aber unbezahlt. Praktisch fordern Kinder aber rund um die Uhr die Aufmerksamkeit ihrer Eltern. Männer kommen wöchentlich auf neun Stunden unbezahlte Hausarbeit weniger. Ob Frauen sich die Rolle der Hausfrau aussuchen oder durch bestehende Geschlechterrollen hineingedrängt werden. Fakt ist: Wer mehr Hausarbeit leistet, hat weniger Zeit für die Karriere.

Dabei müsste der Trend ein anderer sein. Wenn es um die Qualifikationen für eine erfolgreiche Karriere geht, schneiden Frauen im Schnitt besser ab. Laut Statistischem Bundesamt wird der Bildungsvorsprung der Frauen kontinuierlich größer. In vergleichbaren Gruppen hatten 47 Prozent der Frauen in Deutschland einen Universitäts- oder Hochschulabschluss. Bei den Männern waren es nur 36 Prozent. Und trotzdem schlägt sich das in den Führungspositionen nicht nieder. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) stellt in seinem „Managerinnen-Barometer“ die Frauen- und Männeranteile in hohen Führungspositionen in über 500 deutschen Unternehmen dar. Darunter sind die 200 umsatzstärksten Unternehmen. Ende 2024 lag der Frauenanteil im Vorstand bei nur 19 Prozent.
Debatte um Frauenquote: Frauen arbeiten häufig in Kümmer-Berufen
Beruflicher Erfolg fordert jedoch mehr als einen guten Abschluss. Gegner der Frauenquote berufen sich gerne auf die Berufswahl von Frauen. Diese würden häufiger schlecht bezahlte Jobs in sozialen Bereichen anstreben. Das allerdings lässt sich auf die Sozialisierung und Rollenbilder zurückführen. Frauen wird die Rolle der Pflegerin und Kümmerin zugeschoben, ihnen werden mütterliche Instinkte unterstellt. Laut Bildungsministerium neigen Frauen zum Berufsbereich Gesundheit, Erziehung und Soziales. Diese Neigung sei aber nicht angeboren, sondern anerzogen. Eine Beeinflussung der Berufswahl durch soziale Akzeptanz findet, wenn auch unterbewusst, immer statt.
Und selbst wenn Frau dann doch den gut bezahlten Job wählt, erhält sie 2024 durchschnittlich immer noch sechs Prozent weniger Gehalt als ihre männlichen Kollegen bei gleicher Qualifikation, wie das Statistische Bundesamtermittelt hat.
Die gesetzliche Verpflichtung der Unternehmen, eine Frauenquote von 30 Prozent einzuhalten, war der erste wichtige Schritt. Echte Gleichstellung verlangt aber eine Quote von 50 Prozent.
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