In diesen Tagen ist wieder viel von Nationalstolz die Rede. Wenn die Nationalelf spielt, schlägt das deutsche Herz schneller, schwarz-rot-goldene Fähnchen wehen – den gleichen Pass zu haben, hat etwas Verbindendes. Dass das weit über den Fußball hinausreicht, ist die Hoffnung der Bundesregierung. Sie hat mit dem neuen Staatsangehörigkeitsrecht den Weg bereitet, Menschen, die hier leben, schneller die deutsche Staatsangehörigkeit zuzugestehen. Vieles, was das Gesetz vorhat, ist richtig: Deutschland ist ein Einwanderungsland und muss sich an die veränderte Lage anpassen.
Mit der Staatsbürgerschaft gibt es nicht nur Rechte, sondern auch Pflichten
Zur Wahrheit muss allerdings auch gehören: Wer sich bewusst für die deutsche Staatsbürgerschaft entscheidet, legt damit ein Bekenntnis ab. Egal, ob konservativ oder liberal, links oder rechts: Deutschland wird von einem Wertegerüst zusammengehalten, das zu respektieren ist. Vor allem wird die Gesetzesänderung eines nicht ersetzen: die Mühen der Integration. Wer nach Jahren, die er in der neuen Heimat lebt, noch immer nicht die Sprache spricht, wer die Demokratie durch ein Kalifat ersetzen will, wer die Rechte von Frauen und Minderheiten nicht respektiert, muss sich die Frage stellen, ob er sich wirklich das richtige Land ausgesucht hat. Es ist das gute Recht eines Einwanderungslandes, zu wählen, wer neuer Staatsbürger werden darf.
Allein eine Gesetzesänderung wird also kaum ausreichen. Sie muss eingebettet sein in ein Gesamtkonzept.