SPD-Experte fordert unabhängige Untersuchung der Missbrauchs-Vorwürfe
Exklusiv Der religionspolitische Sprecher Castelluci verlangt einen verbindlichen Rechtsrahmen für die Aufarbeitung sexualisierter Gewalt in der Kirche in Deutschland.
Nach dem Gutachten über sexuellen Missbrauch im Erzbistum München und schweren Vorwürfe gegen den emeritierten Papst Benedikt XVI werden in der Koalition Forderungen nach einer unabhängigen Untersuchung laut. „Keiner kann sich selbst aufklären, dafür gibt es unseren Rechtsstaat“, sagte der religionspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion Lars Castelluci unserer Redaktion. „Es kann nicht sein, dass der Schutz der Organisation größer geschrieben wird als der Schutz der Menschen“, betonte er.
„Nach den Erfahrungen mit den unterschiedlichen Gutachten und deren Handhabung fordere ich einen verbindlichen gemeinsamen und überprüfbaren Rahmen für die Aufarbeitung in ganz Deutschland“, betonte Castelluci. „Transparenz und Unabhängigkeit müssen gestärkt werden“, sagte der SPD-Politiker. „Das Thema betrifft allerdings nicht nur die katholische Kirche, sondern auch die evangelische, die hier hinterherhinkt und es betrifft andere gesellschaftliche Bereiche, etwa den Sport oder Bildungseinrichtungen“, fügte er hinzu.
Kindesmissbrauch: SPD-Politiker Castelluci kündigt Stärkung der Aufarbeitungskommission an
„Insbesondere die Unabhängige Aufarbeitungskommission muss in die Lage versetzt werden, ihren Auftrag zu erfüllen, dazu müssen wir sie aufwerten und ihr die nötigen Mittel zur Verfügung stellen", sagte der SPD-Politiker. Die Koalition werde die Position des Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs stärken und seine Arbeit gesetzlich regeln, sowie eine regelmäßige Berichtspflicht an den Deutschen Bundestag einführen, kündigte er an.
Castelluci betonte, das Münchner Gutachten bestätige sowohl die bisher bekannten Dimensionen sexualisierter Gewalt im Rahmen der Kirchen als auch einen mangelhaften Umgang damit. „Insbesondere das jahrzehntelange fehlende Interesse an den Betroffenen und dem ihnen zugefügten Leid ist erschreckend“, sagte der SPD-Politiker. „Auch das Dunkelfeld ist groß und noch nicht ausreichend erforscht, die Aufklärung muss deshalb dringend weitergehen“, forderte er.
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