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Prostitution
12.09.2023

20 Jahre nach der Liberalisierung bleibt Prostitution ein Gewerbe im Zwielicht

Deutschland hat eines der liberalsten Prostitutionsgesetze in Europa. Doch wie sieht es mit dem Schutz der Frauen aus?
Foto: Andreas Arnold, dpa (Archivbild)

Die Prostitution in Deutschland wurde vor 20 Jahren massiv liberalisiert - laut Experten mit fatalen Folgen. Die Rufe nach einer Gesetzesänderung mehren sich.

Die Theorie klingt so schön. Eine Arbeit wie jede andere sei Prostitution. Das „älteste Gewerbe der Welt“ eine Dienstleistung, bei der Frauen keine Steine in den Weg gelegt werden sollten. Mit dem Prostitutionsgesetz wollte der Gesetzgeber ein Zeichen für die Selbstbestimmung der sogenannten Sexarbeiterinnen setzen, Prostitution wurde legalisiert. Doch 20 Jahre später kommt eine Studie zu einem vernichtenden Urteil: Nicht nur, dass die deutsche Gesetzgebung zu mehr Menschenhandel und organisierter Kriminalität geführt habe – sie sei schlicht verfassungswidrig. In einem ausführlichen Gutachten legen Elke Mack, Professorin für Sozialwissenschaft an der Universität Erfurt, und der Verfassungsrechtler Ulrich Rommelfanger ausführlich dar, wie sie zu diesem miserablen Zeugnis für die deutsche Politik kommen. Es zeugt von einem Milieu, das auf Gewalt und Ausbeutung beruht und für viele Frauen schwerwiegende psychische und körperliche Folgen hat. 

Die Zahlen, die Elke Mack in ihrer Studie nennt, sind bedrückend: 95 Prozent der Prostituierten in Deutschland würden nicht freiwillig in dem Gewerbe arbeiten. Ein überwältigend hoher Anteil der Frauen sind Migrantinnen, sie stammen aus ärmsten Verhältnissen, oftmals aus Osteuropa oder Afrika, sie sprechen kein oder kaum Deutsch. Sie seien besonders oft von Gewalt betroffen, sowohl durch die Zuhälter als auch durch die Freier. Prostituierte hätten eine unterdurchschnittliche Lebenserwartung, sie würden überdurchschnittlich oft Opfer von Gewalt. „Für eine häufig kolportierte Behauptung in der deutschen Öffentlichkeit, dass sich im Fall der Bestrafung von Prostitution das Dunkelfeld erhöhe und die Situation der Prostituierten verschlechtere, kann hingegen kein wissenschaftlicher Nachweis gefunden werden“, so Mack. Da vor allem Frauen ihren Körper verkaufen, komme der Staat zudem seiner Pflicht, Ungleichheit und Diskriminierung zu bekämpfen, nicht nach. 

Hoher Anteil der Prostituierten leidet an Belastungsstörungen

„Die Bundesrepublik Deutschland ist unbestritten mittlerweile zum größten europäischen Umschlagplatz von Menschenhandel und zu einer Drehscheibe für Zwangs- und Armutsprostitution geworden“, analysieren Mack und Ulrich Rommelfanger in ihrer Untersuchung. Der Staat habe sich, so die Studie, durch das liberale Prostitutionsgesetz selbst Fesseln angelegt. Die Möglichkeiten für die Polizei, einzugreifen, sind massiv eingeschränkt. Im Milieu selbst herrscht vielfach ein strikter Schweigecodex. Wie widersprüchlich die eigene Regelung ist, zeigt auch ein anderes Detail: Obwohl Prostitution nicht mehr sittenwidrig ist, ist sie rechtlich anderen Berufen keineswegs gleichgestellt. Arbeitslose werden vom Arbeitsamt etwa nicht in Bordelle vermittelt, Prostitution gilt als unzumutbare Tätigkeit. Offenbar zu Recht: Untersuchungen kommen zu dem Ergebnis, dass 68 Prozent der Prostituierten durch die ständige Angst und den psychischen Druck unter posttraumatischen Belastungsstörungen leiden. „Diese Quote der posttraumatischen Belastungsstörungen ist bei Prostituierten somit höher als bei Kriegskombattanten und Folteropfern“, schreiben Mack und Rommelfanger. 

Inzwischen mehren sich auch in der Politik die Stimmen, die eine Änderung der Gesetzeslage fordern – und das selbst in den Reihen der SPD, die das Vorhaben damals mitgetragen hat. Eine davon ist die SPD-Bundestagsabgeordnete Leni Breymaier, Vorstandsmitglied des Vereins "Sisters - Ausstieg aus der Prostitution". Sie ist überzeugt: "Wir machen es den Bösen zu leicht."

Bild der selbstbewussten Sexworkerin ist eine Illusion

Die Reform des Prostitutionsgesetzes durch die Koalition aus SPD und Grünen habe damals zwar ehrenwerte Ziele gehabt. "Entstigmatisierung war ein großes Thema, man ging davon aus, dass die Frauen selbstbestimmt und frei ihrer Tätigkeit nachgehen werden", sagt sie. Doch schon wenige Jahre nach der Liberalisierung sei klar geworden, dass keines der Ziele erreicht wurde - und das sei bis heute so. Dennoch herrsche offiziell immer noch das Bild der freien, selbstbestimmten Sexworkerin vor. "Und das ist einfach Unsinn", sagt Breymaier. Die Prostitutionspolitik müsse sich aber an der Mehrheit der Frauen und nicht an einer Minderheit ausrichten. 

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Die mündigen, selbstbewussten Geschäftsfrauen verkörperten eher die Ausnahme als die harte alltägliche Realität im Rotlichtmilieu. "Die Prostitutionslobby hat ganze Arbeit geleistet", sagt Breymaier. Leider erfahre sie dabei auch noch ideologische Unterstützung von einflussreichen Verbänden wie Amnesty International oder der Deutschen Aidshilfe. Beide sprechen sich gegen eine Kriminalisierung von Prostitution aus. Die Abgeordnete mahnt: "Es profitieren die Bordellbetreiber, die Immobilienbesitzer, die Menschenhändler, die Security." Für die betroffenen Frauen sei die Situation dagegen in aller Regel nur durch den Konsum von Drogen zu ertragen: "Sie erfahren schwerste psychische und körperliche Schäden. Die Frauen werden hier zerstört." Und auch sozialversichert seien die Prostituierten nur in den seltensten Fällen.

Prostitution: Das "nordische Modell" bestraft die Freier

Breymaier spricht sich genau wie Elke Mack und Ulrich Rommelfanger für die Einführung des "nordischen Modells" auch in Deutschland aus. Unter anderem in Schweden soll die Prostitution zurückgedrängt werden, indem Freier bestraft werden. Auch in Norwegen und Frankreich gilt, dass die Person, die für Sex Geld bezahlt, strafrechtlich zur Verantwortung gezogen wird. Das EU-Parlament sprach sich in der Vergangenheit wiederholt dafür aus, dieses Modell auch in anderen Ländern anzuwenden. Verbunden werden müsse das mit Ausstiegshilfen für die Prostituierten. Denn wer das zerstörerische Gewerbe hinter sich lassen wolle, benötige sicheren Wohnraum, eine Krankenversicherung, oftmals Sprachkurse und weitere Unterstützung, die die derzeit existierenden Beratungsstellen nicht leisten könnten. Auch eine breite gesellschaftliche Aufklärung sei nötig. In den Ländern, in denen das nordische Modell gilt, gebe es zwar weiterhin Prostitution: "Aber im Verhältnis zur Bevölkerung viel, viel weniger als bei uns." Vor allem gebe es aber eine andere Haltung: "Nicht wie bei uns 'ich nehme eine Dienstleistung in Anspruch', sondern 'das macht ein echter Kerl nicht'."

Die SPD-Abgeordnete sieht in ihrem Kampf für eine Gesetzesänderung immer mehr Verbündete, quer durch die politischen und gesellschaftlichen Lager: "Ich glaube, das gesellschaftliche Bewusstsein ändert sich." Dass es mit kosmetischen Korrekturen nicht getan sein wird, davon ist auch Ulrich Rommelfanger überzeugt. Schon 2017 wurden Änderungen an der Gesetzeslage vorgenommen, sie beinhalteten vor allem gewerberechtliche Vorgaben: Bordelle benötigen seitdem eine Betriebserlaubnis, Prostituierte sind verpflichtet, ihre Tätigkeit anzumelden und regelmäßig zur Gesundheitsberatung zu gehen. „Wir brauchen eine neue Regelung, eine ganz neue Herangehensweise“, so Rommelfanger. Leni Breymaier ist sicher: "Solange man Frauen kaufen kann, wird es nie echte Gleichberechtigung geben."

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