Was hätten die privaten Haushalte von der niedrigeren Stromsteuer gehabt?
Die Absenkung auf das europäische Minimum hätte den Strompreis um rund zwei Cent reduziert. Eine Familie mit einem Jahresverbrauch von 4.000 kWh würde dadurch laut den Berechnungen des Vergleichsportals Verivox um 93 Euro (brutto) im Jahr entlastet. Ein Paar-Haushalt mit einem Verbrauch von 2.800 kWh hätte 65 Euro weniger an den Energieversorger überweisen müssen, ein Single-Haushalt (1.500 kWh) 35 Euro. CSU-Chef Markus Söder hat unterdessen angekündigt, dass die von Schwarz-Rot versprochene Besserstellung der Verbraucher im Jahr 2027 kommen soll und damit ein Jahr später als geplant.
Was kostet Strom derzeit?
Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) hat vor knapp zwei Monaten aktuelle Marktdaten zusammengetragen. Demnach zahlen Privatkunden derzeit im Mittel 39,69 Cent je Kilowattstunde. Die Preise variieren je nach Lieferant – von Billiganbietern über Standardtarife der Versorger bis hin zur teureren Grundversorgung. Dem BDEW zufolge setzt sich der Preis wie folgt zusammen: 40 Prozent oder 16 Cent entfallen auf Stromerzeugung und Beschaffung, 28 Prozent oder elf Cent auf die Netzgebühren und 32 Prozent oder rund 13 Cent auf Steuern und Umlagen. Kleinere und mittlere Industriebetriebe zahlen hingegen laut BDEW im Schnitt 18,3 Cent je Kilowattstunde und damit etwas über einen Cent mehr als vergangenes Jahr.
Welche Unternehmen profitieren?
Die Bundesregierung hat 600.000 Unternehmen ausgemacht, die von einer niedrigen Stromsteuer profitieren. Dazu gehören das verarbeitende Gewerbe, die Baubranche, die Nahrungsmittelhersteller, aber auch ein Teil des Handwerks wie Bäcker und Fleischer. Großverbraucher aus der Industrie zahlen ohnehin nur den reduzierten Satz, sie würden von der geplanten Senkung nicht zusätzlich profitieren. Was wenig bekannt ist: Auch Mittelstand, Handwerk und Bauern können sich schon heute einen Teil der Stromsteuer vom Staat erstatten lassen. Voraussetzung dafür ist ein Jahresverbrauch von mehr als 12.500 kWh. Die Rückerstattung muss beim Zoll beantragt werden. Diese von der Ampelkoalition beschlossene Unterstützung der Wirtschaft war bis Ende 2025 befristet und wird nun von Schwarz-Rot fortgeschrieben.

Wie kommt der Beschluss von Union und SPD im Handwerk an?
Handwerkspräsident Jörg Dittrich (selbst Dachdeckermeister) platzte nach dem Koalitionsausschuss der Kragen: „Mit der Entscheidung des Koalitionsausschusses, die Stromsteuer nicht für alle als entlastende Maßnahme zu senken, bricht die Regierungskoalition ihr Versprechen“, beklagte er. Der Hauptgeschäftsführer des Bäckerhandwerks begrüßte hingegen, dass die Firmen sich die Steuer auch nächstes Jahr erstatten lassen können. „Dabei fordern wir jedoch eine Vereinfachung des Antragsverfahrens“, sagte Friedemann Berg unserer Redaktion. Die hohen Energiekosten in Deutschland setzten die Bäckereien hierzulande seit Jahren unter Druck und seien mit ein Grund vieler Betriebsaufgaben.
Wie stark profitiert ein Durchschnittshaushalt von der geplanten Senkung der Netzumlage?
Die Netzgebühren machen mit rund 30 Prozent einen erheblichen Teil der Stromkosten aus. Der Koalitionsausschuss bestätigte am Mittwochabend, dass alle Stromverbraucher (Wirtschaft und Haushalte) durch die teilweise Übernahme der Übertragungsnetzentgelte und Umlagen um 6,5 Milliarden Euro entlastet werden. Bei einem Jahresverbrauch von 4000 kWh fiele die Stromrechnung um 64 Euro kleiner aus.
Kommen alle in den Genuss der niedrigeren Netzgebühren?
Die Entlastung über die Netzentgelte wäre nicht überall gleich. Die Regionen, in denen selbst viel Strom erzeugt wird, sind weniger abhängig von den Übertragungsnetzentgelten. Dort käme entsprechend weniger von der Entlastung an als in Netzgebieten, in denen weniger Strom produziert wird. Eine Analyse des Stadtwerkeverbandes VKU kam im Frühjahr zu dem Ergebnis, dass sich der von der Ampelkoalition geplante, aber nie realisierte Zuschuss zu den Netzgebühren von 5,5 Milliarden Euro regional unterschiedlich ausgewirkt hätte. Je nach Landstrich wäre die Kilowattstunde zwischen 0 und 2 Cent günstiger geworden. Die Verivox-Experten verweisen zudem darauf, dass die Energieversorger nicht verpflichtet sind, die Senkung der Netzentgelte an ihre Kunden weiterzugeben.
..."dass die Energieversorger nicht verpflichtet sind, die Senkung der Netzentgelte an ihre Kunden weiterzugeben. " - Ja und was soll das dann?
Nun mal zusammengefasst: Eine Entlastung der Industrie und Handwerk hat es nun nicht gegeben, da die Steuersenkung ja schon vorher da war, nur halt befristet. Und wer darauf hofft, dass die Netzentgelte-Erniedrigung an die Endkunden weitergegeben werden, hat die Marktwirtschaft nicht verstanden. Das Versprechen wurde gebrochen, bewusst und mit der klaren Absicht, Privathaushalte zu belasten um die Industrie zu entlasten. Um Arbeitsplätze zu retten. Sieht man gerade in Ettringen bei UPM, wie gut das funktioniert.
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