In normalen Zeiten hätte die Sache mit einem Telefonanruf beigelegt werden können, zumal es beim Streit zwischen den USA und Kolumbien nicht um das „Ob“, sondern nur um das „Wie“ der Abschiebung von irregulären Einwanderern in das südamerikanische Land geht. Aber Donald Trumps Adrenalinspiegel schießt gerade durch die Decke. Also eskalierte der machttrunkene Präsident am Sonntagnachmittag aus dem Nichts den marginalen Konflikt in derart wahnwitzigem Tempo, dass man vor dem geistigen Auge schon amerikanische Luftlandetruppen in Bogota wähnte.
Der Vorgang ist extrem alarmierend - Kolumbien ein wichtiger Partner der USA
So weit kommt es nicht. Trotzdem ist der Vorgang extrem alarmierend. Schließlich ist Kolumbien einer der wichtigsten Sicherheitspartner der USA in Südamerika. Das Land liefert Blumen, Kaffee und Öl in den Norden. Nie war es im Wahlkampf als Ziel möglicher Strafzölle genannt worden. Seit 2020 hat Bogota 475 Rückführungen seiner Staatsbürger mit zivilen Flügen aus den USA akzeptiert. Die Sache lief reibungslos, bis Trump die Migranten vor laufenden Kameras demonstrativ gefesselt in zwei Militärmaschinen steigen ließ.
Kolumbiens Präsident musste sich Trumps rüden Methoden rasch unterwerfen
Diese Demütigung wollte Kolumbiens Präsident Gustavo Petro, ein stolzer Linksintellektueller und Ex-Guerillero, nicht akzeptieren. Er verweigerte die Landerechte und kündigte an, die Landsleute mit seiner Präsidentenmaschine abzuholen. Das war zu viel Widerspruch für den Sonnenkönig in Washington, der auf seiner Plattform „Truth Social“ wütend 25-prozentige Zölle auf kolumbianische Waren und Einreisesperren ankündigte. „Das ist erst der Anfang“, drohte Trump und postete ein Selbst-Bild in der Pose eines Mafia-Bosses. Daneben stand in rechtsextremem Slang „FAFO“ (für „Fuck around and find out“), was höflich übersetzt so viel bedeutet wie: gleich gibt's was auf die Fresse.
Das also ist die Diplomatie der westlichen Weltmacht im Jahr 2025. Kein Berater widersprach. Im Gegenteil: Eilfertig versicherten Repräsentantenhauschef Mike Johnson und Außenminister Marco Rubio, sie würden die Direktive unverzüglich umsetzen. Das Weiße Haus verbreitete Trumps Tweet als Pressemitteilung, in der als bizarrer Ausweis der ignoranten America-First-Arroganz das Wort „Kolumbien“ falsch geschrieben war. Ein Mal noch begehrte dessen Präsident Petro mit einem flammenden Tweet gegen die „weißen Sklavenhalter“ im Norden auf, dann unterwarf er sich der wirtschaftlichen Übermacht und lenkte ein.
Die Episode ist ein Desaster - freuen kann sich darüber nur China
Trump verkauft die Episode als Triumph. In Wirklichkeit ist sie ein Desaster. Nicht nur wissen die Verbündeten der USA in aller Welt nun, was der neue Machthaber im Weißen Haus unter „Partnerschaft“ versteht. Vor allem liegen Washingtons jahrzehntelange Bemühungen in Scherben, das Bild des bösen Gringos in Lateinamerika durch eine neue Soft Power abzulösen. Darüber freuen kann sich nur einer: China - der tatsächlich gefährlichste Rivale der USA.
Dieser Artikel verzerrt wieder einmal die Wahrheit. Sie sagen, Kolumbien ist einer der wichtigsten Sicherheitspartner? Kolumbien ist vor allem für seine alles durchdringenden Drogenkartelle bekannt und Gustavo Petro hat bisher nicht so getan, als ob er das ändern will. Ihn als "Intellektuellen" zu bezeichnen ist geradezu lächerlich. Ich beneide die Amerikaner dafür, dass dort in der Migration wieder Rechtsstaatlichkeit und Ordnung einkehrt und das sollten Sie bitte mal würdigen, oder sind Sie nicht für den Rechtsstaat?
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