PKK-Chef Abdullah Öcalan wird nach seinem Friedensaufruf nicht aus der Haft entlassen, kann aber mit einer bequemeren Unterbringung auf der Gefängnisinsel Imrali rechnen. Wenn die Arbeiterpartei Kurdistans PKK die Waffen niederlege und sich auflöse, wie es der 75-jährige Rebellenchef gefordert hat, könnte sein Lebensstandard auf der Insel bei Istanbul verbessert werden, berichtete die regierungsnahe türkische Presse am Freitag. Ankara will der PKK demnach eine Frist von drei bis vier Monaten gewähren, um Öcalans Befehl zur Selbstauflösung auszuführen. Doch die PKK will zuerst Zugeständnisse der türkischen Regierung abwarten.
Jahrelang durften nicht einmal Verwandte Öcalan besuchen
Der türkische Nationalistenchef Devlet Bahceli hatte im Herbst vorgeschlagen, Öcalan als Belohnung für ein Kriegsende freizulassen. Präsident Recep Tayyip Erdogan sagte jedoch, das komme für jemanden, der den Tod tausender Menschen verschuldet habe, nicht in Frage. Bisher lebt Öcalan mit drei kurdischen Mitgefangenen zusammen in einem hermetisch abgeriegelten Gefängniskomplex. Bis zum Beginn der Gespräche im Herbst hatte die Türkei jahrelang keine Besuche bei Öcalan zugelassen, auch nicht von Verwandten.
75-jähriger PKK-Chef wird noch immer als Held verehrt
Öcalans Schicksal gehört zu den zentralen Fragen, die nach dem Friedensappell geklärt werden müssen. Der Rebellenchef wird von Millionen Kurden nach fast 26-jähriger Haft immer noch als Leitfigur verehrt. Wie entscheidend seine Rolle ist, zeigt sich an einer Vorsichtsmaßnahme der türkischen Behörden. Auf Imrali habe Öcalan seinen Appell selbst verlesen und sei dabei gefilmt worden, meldete die Zeitung Hürriyet. Das Video sei aber unter Verschluss und solle nur veröffentlicht werden, falls die PKK anzweifelt, dass der Aufruf echt sei.
Warum PKK-Chef Öcalan den Krieg der Kurden für aussichtslos hält
Der PKK-Chef fordert die Auflösung seiner Organisation, weil er mit einer Lösung des Kurdenkonflikts seinen Platz in der türkischen Geschichte sichern will. Zudem ist er offenbar zu dem Schluss gekommen, dass eine Fortsetzung des Konflikts für die PKK keinen Zweck hat, weil sie gegen die türkische Armee nichts mehr ausrichten kann. Vor allem der Einsatz von Kampfdrohnen hatte der Armee in den vergangenen Jahren entscheidende Vorteile verschafft.
In Gesprächen zwischen Öcalan und dem türkischen Geheimdienst soll der PKK-Chef nach Angaben von Kurdenpolitikern mündliche Zusicherungen der Regierung in Ankara erhalten haben. Zu dem Paket sollen laut Medienberichten zudem gesetzliche Garantien für die kulturellen, sozialen und politischen Rechte der Kurden gehören, ebenso Strafminderung für verurteilte PKK-Mitglieder und rechtliche Zusicherungen für PKK-Kämpfer, die sich vom bewaffneten Kampf lossagen.
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