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USA: Donald Trump und der „Tag der Befreiung“

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Donald Trump und der „Tag der Befreiung“

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    US-Präsident Donald Trump will an diesem Mittwoch seinen Zoll-Hammer auspacken.
    US-Präsident Donald Trump will an diesem Mittwoch seinen Zoll-Hammer auspacken. Foto: dpa

    Der Côtes de Gascogne von Guillaman ist ein kräftiger, aber frischer Weißwein - wie gemacht für die Sommer in Washington. Noch im Februar konnte man ihn für 10,99 Dollar bei einem Weingeschäft im Nordwesten der US-Hauptstadt erstehen. Nun ist der Bestseller ausverkauft. Der Nachschub macht dem Händler große Sorgen: 80 Kisten hat er in Südfrankreich geordert. Das Schiff legt in den nächsten Tagen an. „Aber ich kann Ihnen keinen Preis nennen“, entschuldigt er sich: „Es herrscht das totale Chaos.“ Sollte Donald Trump seine Drohungen mit einem 200-prozentigen Zoll auf europäische Weine wahrmachen, wird die Flasche 30 Dollar kosten müssen.

    Der Weinhändler ist nicht der Einzige, der unter der Handelspolitik des Präsidenten leidet: Amerikas Autohersteller forsten gerade fieberhaft ihre Produktions- und Lieferabläufe durch, weil viele Fahrzeuge ganz oder in Teilen in Mexiko oder Kanada gefertigt werden und deshalb unter die neuen Autozölle fallen. Kurzfristig ist das nicht zu ändern. Experten erwarten je nach Modell Preisaufschläge von 1000 bis 10.000 Dollar. In der Industrie sind derweil Schrauben und Bolzen zur kostbaren Mangelware geworden: Wegen der Stahl- und Aluminiumzölle haben sich die importierten Kleinteile um bis zu 70 Prozent verteuert.

    Donald Trump inszeniert Zoll-Entscheidung als „Tag der Befreiung“

    Doch der amerikanische Präsident lässt sich nicht beirren. Im Gegenteil: „Zoll ist das schönste Wort im Wörterbuch“, hat Trump im Wahlkampf gesagt. Gegen einzelne Länder (Kanada, Mexiko und China) sowie auf bestimmte Produkte (Stahl und Aluminium sowie Autos) hat er bereits Import-Strafen verhängt. An diesem Mittwoch nun holt er zum ganz großen Schlag aus: Er will (fast) jeden für (fast) alles bei der Einfuhr zur Kasse bitten und auf diese Weise jährlich 600 Milliarden Dollar einnehmen.

    Seit Tagen bereitet Trump die Öffentlichkeit auf den Zollhammer vor. „Liberation Day“ (Befreiungstag) hat er den 2. April getauft. Zur Verkündung der neuen Einfuhraufschläge, die Europas Wirtschaft hart treffen, die Inflation in den USA befeuern und einen globalen Handelskrieg auslösen dürften, will er sein ganzes Kabinett feierlich im Rose Garden des Weißen Hauses versammeln. „Trump inszeniert die größte Steuererhöhung der US-Geschichte in Friedenszeiten wie das Staffelfinale des ‚Bachelor‘“, spottet der traditionell-konservative Publizist David Frum.

    US-Börsen befinden sich in Turbulenzen

    Die Spannung ist auch deswegen so groß, weil tatsächlich kurz vor dem Termin nicht klar ist, wie das Einfuhrreglement künftig aussehen soll. Länger hatte Trump von landesspezifischen „reziproken Zöllen“ gesprochen, die Importe in die USA also so belasten sollten, wie deren Ausfuhren in das jeweilige Land mit Zöllen und Mehrwertsteuer belegt werden. In jüngster Zeit aber scheint der Präsident zunehmend Gefallen an einem noch radikaleren Plan aus dem Wahlkampf gefunden zu haben - einer universellen Einfuhrabgabe von mutmaßlich 20 Prozent unabhängig vom Ursprungsland des Produkts. Daneben treibt er seine branchenspezifischen Aufschläge voran: Schon am Donnerstag treten die 25-prozentigen Autozölle in Kraft.

    Klar ist zudem, dass die neuen Grenzabgaben die Weltwirtschaft auf eine schwere Achterbahnfahrt schicken werden. Seit Tagen zeigen sich die Turbulenzen an den Börsen. Der amerikanische Aktienmarkt beendete am Montag sein schlechtestes Quartal seit 2022. Auch die Stimmung unter den amerikanischen Verbrauchern ist mies: Nach einer aktuellen CBS-Umfrage erwarten nur noch 23 Prozent, dass sich ihre wirtschaftliche Situation verbessern wird. Fast Dreiviertel rechnen mit steigenden Preisen.

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    4 Kommentare
    Wolfgang Boeldt

    So schlimm ist das mit den Börsen, Stand heute, wirklich noch nicht. Dow Jones und Nasdaq haben in den letzten 6 Monaten zwischen 0,8% und 1,9%, nachzusehen z.B. auf onvista.de, verloren. Das sah in der letzten Finanzkrise schon ganz anders aus. Vielleicht sollte man sich einige Puts ins Depot legen ... :=)

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    Wolfgang Leonhard

    Herr Boeldt, Trump ist ein Genie, das sollte auch Ihnen langsam klar werden. :)

    Wolfgang Boeldt

    Ich habe von den Finanzmärkten, von den Börsen geschrieben, nicht von Trump. Si comprende, Herr Leonhard?

    Wolfgang Steger

    Herr Boeldt, dass die Lage noch nicht so schlimm ist wie in der letzten Finanzkrise, beruhigt uns sehr. Es ist unglaublich, wie Sie immer wieder die Politik von Herrn Trump schön reden.

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