Wer schon einmal den Job gewechselt hat, kennt das Gefühl, das einen an den letzten Tagen ereilen kann: eine gewisse Wehmut, wenn man ein letztes Mal aus den Bürofenstern blickt. Im Fall von Olaf Scholz fällt der Blick auf das Reichstagsgebäude und auf das Brandenburger Tor. Beide Berliner Wahrzeichen sind vom siebten Stock des Kanzleramtes aus zu sehen, wo Scholz die vergangenen drei Jahre in seinem etwa 140 Quadratmeter großen Büro gearbeitet hat.
Wer schon einmal den Job gewechselt hat, kennt aber auch die andere Seite: die ersten Tage an einem neuen Arbeitsplatz. Das erlebt bald vermutlich Friedrich Merz, wenn er, wonach es aussieht, der zehnte Kanzler der Bundesrepublik wird. Nach der Vereidigung als Kanzler wird ihm Olaf Scholz die Amtsgeschäfte und damit auch das Kanzleramt übergeben.
Virtuelle Tour: So navigieren Sie sich durch das Kanzleramt
Wir nehmen Sie mit auf eine virtuelle Tour in das Kanzleramt. Um die Tour nutzen zu können, benötigen wir Ihre Erlaubnis, externe Elemente anzeigen zu dürfen.
So geht's: Im Bild sind verschiedene anklickbare Symbole zu sehen. Die Pfeile führen jeweils zum nächsten Raum oder zum angrenzenden Bereich. Der Buchstabe "i" zeigt an, dass es dort weitere Informationen gibt. Und ein Kamera-Symbol verweist auf ein Foto. Wer das Kanzlerbüro sucht: Das befindet sich im siebten Stock. Der kürzeste Weg führt über den Eingangsbereich die Treppe hoch zur Kanzlergalerie. Dort kann man sich mit dem Pfeil nach oben in den siebten Stock beamen und in Olaf Scholz‘ altem beziehungsweise Friedrich Merz' neuem Büro umsehen.
Im Büro des Bundeskanzlers gibt es neben dem Schreibtisch noch einen großen Besprechungstisch sowie eine Sitzecke. Die Sitzecke ist häufig auf Fotos zu sehen, da Scholz sich in seiner Amtszeit hier mit anderen Staats- und Regierungschefs zusammensetzte. Da Scholz gerne im Stehen arbeitet, brachte er zudem ein Stehpult mit ins Büro. Auch die Kunstwerke an den Wänden passte Scholz nach seinen Wünschen an: Während zu Merkels Amtszeit ein Gemälde von Konrad Adenauer hinter dem Schreibtisch hing, ließ Scholz Fotografien aufhängen, die zuvor sein Büro im Finanzministerium geschmückt hatten. Es handelt sich um Bilder des deutschen Pavillons der Weltausstellung in Brüssel im Jahr 1958 – Scholz‘ Geburtsjahr. In einem Interview erklärte er, dass er sich die Bilder zu seiner Zeit als Arbeitsminister (2007 bis 2009, während Angela Merkels erster Amtszeit) zugelegt hatte. Das Arbeitsministerium hat seinen Sitz in dem Gebäude, in dem zur Zeit des Nationalsozialismus das Reichspropagandaministerium war. „Der Bau stammt aus der NS-Zeit mit ihrem grässlichen Monumentalismus. Mir war es wichtig, diesem autoritären Baustil eine demokratische und moderne Erwiderung entgegenzustellen“, erklärte Scholz der Architektur-Zeitschrift Bauwelt. Der deutsche Pavillon 1958 war als Gegenentwurf zur Architektur der NS-Diktatur besonders transparent und lichtdurchflutet designt worden.
Wohnt der Bundeskanzler oder die Bundeskanzlerin im Kanzleramt?
Der Bundeskanzler oder die Bundeskanzlerin hat grundsätzlich die Möglichkeit, im Kanzleramt zu wohnen, dafür gibt es ein Apartment im achten Stock, das 200 Quadratmeter groß ist. Allerdings besteht der größte Teil dieser Wohnung aus repräsentativen Räumen, in denen manchmal Staats- und Regierungschefinnen und -chefs empfangen werden. Die wirklich private Wohnfläche ist relativ klein, sie umfasst einen Raum von etwa 30 Quadratmetern. Wie bereits Angela Merkel hat sich auch Olaf Scholz dafür entschieden, statt im Kanzleramt weiterhin in seiner Privatwohnung zu leben.
Von der Kanzlerwohnung gibt es kaum Bildmaterial. Olaf Scholz aber zeigte die Räume 2024 auf Tiktok als Teil einer Führung durch sein Büro und die privaten Räume. Dort erzählt er, dass er die Wohnung nur während seiner Corona-Erkrankung wirklich zum Übernachten nutzte. Ansonsten verwendete er sie in freien Minuten zum Sport: Er hat dort ein Rudergerät untergebracht.
Das Bundeskanzleramt wird für 600 Millionen Euro erweitert
Vielleicht werden künftige Kanzlerinnen und Kanzler aber deutlich lieber ins Kanzleramt einziehen: Teil der geplanten Erweiterung des Gebäudes ist eine neue Dienstwohnung. Die soll dann 250 Quadratmeter umfassen. Der Erweiterungsbau soll insgesamt rund 777 Millionen Euro kosten. Aktuell laufen die Arbeiten am Rohbau, gerechnet wird mit der Fertigstellung im Jahr 2028.