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Ein Jahr unterwegs
04.12.2018

Das Fest der Toten und das Ende der Weltreise

Oaxaca ist eine Art Schicksalsort für Bastian Sünkel geworden.
Foto: Sünkel

Hat unserer Weltreisender eine Hüfte? In jedem Fall ein Kreuz! Und das schmerzt. Warum Bastian Sünkel in Oaxaca eine schwere Entscheidung treffen musste.

Auf die Fünf, sagt Salsa-Lehrer Juan, nachdem er mir die ersten Schritte beigebracht hat. Auf die Fünf und dann die Frau drehen. Sechs, sieben, acht. Dann Standard-Schritt. Seine Begleiterin Maria lacht, wenn ich versuche, meine Hüften kreisen zu lassen. Jaja, Salsa Alemán, deutscher Salsa. Robocop auf der Tanzfläche. Er ist ganz Tanzlehrer. Lächelnd, nickend. Das wird schon, Amigo. Selbst auf den rutschigen Fliesen der Dachterrasse des Hostels Las Américas in Oaxaca sieht er eine Chance für den arhythmischen Deutschen mit den steifen Gelenken. Seine Reaktion ist etwas höflicher als Esthers Kommentar, mit der ich Monate zuvor meine erste Salsa-Spontaneinlage auf einer Tanzfläche im El Perico Marinero im mexikanischen La Paz hingelegt habe. Der Tanz war gerade zu Ende und Esther schaut mich etwas ratlos an: Bastian, du musst deine Hüfte bewegen. Du hast doch eine Hüfte? Wie habt ihr Deutschen überhaupt Sex?

Leichtigkeit gegen Leichtsinn eingetauscht

Zwei Wochen zuvor in Guatemala habe ich gedacht, dass ich ausgetanzt habe. Kein Salsa, keine Bergtouren, das Ende der Reise. Nach der Behandlung beim kubanischen Arzt in Guatemala City, dessen Medikamente über dem Schreibtisch verstreut lagen, als hätte sich ihre Ordnung im Pogo aufgelöst, dachte ich, alles ist wieder möglich. Mitten in der Praxis standen zwei Gitarren. Wenn er mir nicht den Reiserhythmus zurückgeben kann, wer dann? Der Rücken wurde von Tag zu Tag stabiler, die Schmerzen verschwanden bei der Vulkantour auf den Acatenango komplett. Nachträglich betrachtet habe ich drei Tage nach dem Arztbesuch meine wieder gewonnene Leichtigkeit gegen Leichtsinn eingetauscht. Ich habe ein Busticket zurück nach Oaxaca gebucht, um mit meinen Reisefreunden den Dia de los muertos zu feiern, und ein Flugticket nach Bangkok gekauft, um endlich schneller voranzukommen. Zwei unüberlegte Entscheidungen, wie sich zurück in Oaxaca herausstellen sollte.

Am Tag der Toten war es für Bastian Sünkel noch ein Fest.  Dann kam es anders.
Foto: Sünkel

Der Tag der Toten ist vielmehr eine Woche der Toten, die am intensivsten von Lebenden gefeiert wird. Der Salsa-Lehrer hat die Tanzgruppe noch am Abend des Kurses „Salsa für absolute Anfänger, hüftenlose Deutsche und Gelenksteife“ auf den Friedhof eingeladen. Am nächsten Tag stopft er sein Auto mit meinen drei fränkischen Freundinnen Martina, Karin und Kat, meiner irischen Tanzpartnerin Laura, Joel aus Nevada und seiner Kollegin Maria voll. Juan verwandelt sich zum Fremdenführer und lotst die Gruppe über einen Friedhof unweit von Oaxaca. Xoxocotlán, kurz Xoxo, ist der Anlaufpunkt für Touristen, die nach den bizarren Friedhofsfesten im Süden Mexikos suchen. Kerzen erhellen die Grabstätten, Familien sitzen abwechselnd mit Gitarren oder den diesseitigen Bässen mitgebrachter Clubsounds aus der Bluetooth-Dose vor, neben und vor allem über den Leichen ihrer Ahnen.

"Das Kreuz ist nicht sicher"

Der Salsa-Lehrer mit den elastischen Beinen bahnt sich seinen Weg durch die engen Grabreihen vorbei an den Blütenmassen der Cempasúchil, der orangen Totenblume. Dann kommt sein Einsatz. Er macht einen Ausfallschritt, springt mit dem linken Fuß vom Grabrand und stützt sich mit der rechten Hand auf dem Holzkreuz ab. Das Kreuz knarzt und fällt. Das Knarzen wird von alkoholgeschwängerten Stimmen der Grabnachbarn geschluckt. Der Tanzlehrer warnt: „Sei vorsichtig. Das Kreuz ist nicht sicher.“ In dem Moment war ich geschockt. So geschockt, dass mir beinahe meine Bierflasche aus der Hand gefallen wäre. Kreuze, Leichen, Christlichkeit auf der einen, Bier, ungeschickte Salsa-Lehrer, Partygeheule auf der anderen Seite haben für mich bisher wenig miteinander zu tun gehabt. Kann Totenruhe überhaupt gestört werden?

Dr. Cesareo Trueba Vasavilbasos Diagnose verheißt nichts Gutes: Die Bandscheibe ist verformt.
Foto: Sünkel

Das ist Mexiko. Das Mexiko, über das Octavio Paz geschrieben hat, dass hier Leben und Tod etwas näher zusammenliegen als irgendwo sonst auf der Welt. Das Mexiko, in dessen Fiestas alles verschmilzt. Die Feier des Diesseits wird zur Feier des Jenseits. Die Toten und die Lebenden stoßen an. Ich spüre etwas inmitten der Schockstarre. Mein Hostel-Mitbewohner Joel tippt mir auf die Schulter. Ich stünde auf einen Grab, sagt er mir. Mitten auf einen Grab. Er wisse ja nicht, ob das jemanden störe, aber er wolle mich darauf hinweisen. Im Hintergrund höre ich das näselnde Gelächter unseres Salsa-Lehrers.

Wenn ich dieses Land überhaupt jemals verlassen wollte, dann doch bitte mit dem bizarrsten Fest meines Lebens. Bingo. Das böse Erwachen folgt auf dem Schritt. Am nächsten Morgen bewege ich mich wie ein Zombie. Im Rausch der Lichter und wandelnden Leichen habe ich meine Wirbelsäule vergessen. Ich spüre das Ende der Reise. Ein stechender Schmerz breitet sich von hinten über die nicht vorhandene Hüfte in den Oberschenkel aus. Ich bin nicht Robocop und viel zu lebendig, als nicht mehr zu leiden. Der Rücken ist zurück.

Wenn schon, denn schon: Auf der Feier zum Tag der Toten in Mexico.
Foto: Sünkel

In Oaxaca versorgt mich eine Ärztin notdürftig mit Pillen und diagnostiziert nach einer Runde abtasten und Beine verbiegen mein Problem: Bandscheibenvorfall. Die Pillen erfüllen ihren Zweck, und relativ schmerzfrei fahre ich nach Mexico City. Vielleicht gibt es ja doch noch eine Chance auf Asien? Schließlich warten in Bangkok mein früherer Augsburger Mitbewohner Domenik, seine Frau Koleeyoh samt Baby Alisa auf mich, um mich zu ihrer Familie einzuladen und mir den wenig touristischen Südosten Thailands zu zeigen. Ich bin bereit. Adrenalin und Vorfreude verdrängen alle Schmerzen bis ich das Gate am Flughafen Benito Juárez erreiche. „Haben Sie ein Visum für Kanada?“, fragt mich die Check-In-Assistentin. – „Für Kanada? Warum für Kanada? Das ist doch nur eine Zwischenlandung?“ Ich habe ein Jahr zuvor Kanada besucht, sage ich ihr. Das Visum ist fünf Jahre gültig.

Error, Error, Error

Ihr Kollege führt meinen Reisepass durch den Scanner. Erster Pass-Check: Error. Zweiter: Error. Dritter: Error. Der Mitarbeiter der Southern Chinese schaut mich ratlos an. „Sir, wir können nicht länger warten.“ Das Gate schließt. Der Flug startet. Ich glaube nicht an Schicksal. Im besten Fall glaube ich an eine seltsame Konstellation von Zufällen. Als sich der Reisewille plötzlich in Ernüchterung auflöst, kehren die Schmerzen zurück. Ich hasse den Satz: Es hat nicht sollen sein.

Die Freunde Yáiza (von links), die ehemalige Augsburger Studentin Raffaela und ihr Partner José halfen
Foto: Sünkel

Langsam bahnt sich die Wahrheit ihren Weg von meiner Wirbelsäule ins Hirn: Es war eine Scheißidee, mit einer Rückenverletzung und einem 75-Liter-Rucksack nach Asien zu reisen. Die nächsten Tage in Mexiko City verbringe ich damit, meine Versicherung zu kontaktieren, in der Röhre meinen Rücken scannen zu lassen, und schließlich sitze ich Dr. Cesareo Trueba Vasavilbaso und einem Modell des Lendenwirbelskeletts gegenüber. Erst tauscht er eine weiße gegen eine rotgefärbte Bandscheibe aus, dann beginnt er mit seiner Diagnose. Meine Bandscheibe sei zwischen zwei Lendenwirbeln verformt und habe etwa die Hälfte ihrer Stärke verloren. Ein Teil drückt auf den Nerv. Er wiederholt, was mir auch schon die Ärztin in Oaxaca nahegelegt hat: Physiotherapie in Deutschland, notfalls eine Operation. Die Versicherung bucht den Rückflug, und zwei Tage später bin ich wieder dort, wo ich siebeneinhalb Monate zuvor gestartet bin, am Flughafen in Frankfurt am Main.

Verändert hat sich wenig. Allein die Fragen, die in meinem Kopf kreisen, sind neu: Geht die Reise weiter? Ja, mit Sicherheit Richtung Osten. Wann? Wenn der Rücken und die Finanzen mitspielen. Bis dahin werde ich wohl eine altbekannte Gegend erkunden, die ich vor elf Jahren zum Studium, später zur Arbeit verlassen habe. Meine Heimat, in der ich gerade wie ein Salsa-Anfänger lerne, Lebensrhythmus zu finden.

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Wie ist es, alles hinter sich zu lassen und auf Weltreise zu gehen? Bastian Sünkel hat es versucht und jeden Monat davon erzählt. Nun macht ihm die Gesundheit einen Strich durch die Rechnung. Wer weiß, wie es weitergeht? Wir wünschen erst mal gute Besserung und hoffen auf Fortsetzung.

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