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Sizilien im Winter: Genuss, warmes Meer und viel Kultur

Italien

Sizilien im Winter: Das kann man auf der italienischen Insel erleben

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    Nicht viel los: Rangerin Norina Todaro führt eine Gruppe durchs Naturschutzgebiet Torre Salsa.
    Nicht viel los: Rangerin Norina Todaro führt eine Gruppe durchs Naturschutzgebiet Torre Salsa. Foto: Jana Tallevi

    Manchmal beginnen die besten Ideen damit, dass man eine schlechte Entwicklung verhindern will. So war das auch beim heutigen Naturschutzgebiet Riserva Naturale Torre Salsa. Wo heute wilder Thymian und Rosmarin, kleine Akazien- und Pinienbäume sowie Zwergpalmen eine typische Mittelmeermacchia mit ihrem unvergleichlichen Geruch bilden, sollte vor etwa 40 Jahren eigentlich ein privater Hafen für Sportboote entstehen. Ein heimischer Geschäftsmann hatte diese Idee, erzählt Norina Todaro. Doch die Sektion Sizilien der Umweltschutzorganisation WWF bekam rechtzeitig Wind von der Sache - und begann, die betreffenden Grundstücke aufzukaufen, um das kleine Naturparadies zu erhalten.

    Was für eine Aussicht: Die kleine Osteria im Adler Spa Resort Sicilia hoch über der Küste.
    Was für eine Aussicht: Die kleine Osteria im Adler Spa Resort Sicilia hoch über der Küste. Foto: Jana Tallevi

    Und das gelang. Heute führt Norina Todaro als Rangerin Gruppen durch das Naturschutzgebiet. Sie zeigt die Pflanzen, die hier leben. Jene besonders schönen wie die wilden Kräuter oder den im Frühjahr leuchtend gelb blühenden Ginster - aber auch jene, vor denen man sich in Acht nehmen muss, wie Wolfsmilch. „Bei einer Berührung mit den Augen kann man blind werden“, warnt sie. Nicht nur für die Pflanzen, darunter auch die nur in diesem Gebiet vorkommende große Malve von Agrigent, hätte der Sporthafen das Aus bedeutet. Auch die Tierwelt wäre enorm betroffen gewesen. In den Kalkhöhlen des Naturschutzgebiets finden Stachelschweine Zuflucht, die tatsächlich immer noch von Einheimischen gejagt und auch gegessen werden. Ein Relikt aus der Zeit, als im armen Sizilien Fleisch für bestimmte Bevölkerungsschichten kaum jemals auf dem Speiseplan stand.

    Zugvögel legen im Naturschutzgebiet einen Zwischenstopp ein

    Doch es geht auch um andere Tiere. „Zugvögel brauchen das Naturschutzgebiet, um hier einen Zwischenstopp einlegen zu können“ sagt Norina Todaro. Und unten am Strand legt die „Unechte Karettschildkröte“, entgegen ihrem Namen eine echte Mittelmeerschildkröte, ihre Eier in den Sand. In den Sommernächten wandern die kleinen, frisch geschlüpften Schildkröten ins sichere Wasser. Auch eine endemische Landschildkrötenart, die nur auf Sizilien vorkommt, ist hier zu Hause. Ihren Lebensraum zu retten und zu vergrößern, dazu hat vor wenigen Jahren auch eine Gastwirtsfamilie aus einem ganz anderen Teil von Italien beigetragen, die Familie Sanoner aus dem ladinischen St. Ulrich in Südtirol. Eine ganze Reihe von Luxus-Resorts betreibt die Familie seit Generationen vor allem dort. Vor einigen Jahren kam eines in der Toskana hinzu. „Und dann war es fast aus einer Art Witz heraus, dass auch auf Sizilien eines dieser Häuser entstehen sollte“, berichtet der heutige stellvertretende Resort-Leiter Lukas Rubatscher.

    Rund 2500 Jahre alt ist der Concordia-Tempel im Tal der Könige in Agrigent. Auch der Olivenbaum im Vordergrund ist schon 900 Jahre alt.
    Rund 2500 Jahre alt ist der Concordia-Tempel im Tal der Könige in Agrigent. Auch der Olivenbaum im Vordergrund ist schon 900 Jahre alt. Foto: Jana Tallevi

    Kurz informiert

    • Anreise Die Provinz Agrigent liegt etwas abgelegen der internationalen Flughäfen Catania und Palermo, ein Mietwagen dort ist eine Lösung. Lufthansa fliegt auch in der Nebensaison mehrmals wöchentlich von Frankfurt oder München dorthin. Praktisch ist auch die Verbindung Memmingen - Palermo oder Memmingen - Catania. Flüge kosten, wenn man früh bucht, dort unter 80 Euro für den Hin- und Rückflug.
    • Unterkunft In der Nebensaison bieten vor allem private Vermieter Unterkünfte in unterschiedlichen Preisklassen an. Sie können über die üblichen Portale gebucht werden. Bislang einzigartig für die Region ist das Adler Spa Resort Sicilia in Siculiana, das bis auf Januar das gesamte Jahr über geöffnet hat. In der Nebensaison gibt es dort Angebote ab ca. 200 Euro pro Person und Nacht mit Halbpension, Zugang zur Badewelt und Fitnessangeboten.
    Fabio Guliotta ist eigentlich Anwalt. Seit ein paar Jahren jedoch leitet er die Kooperative Casa Diodoros. Dort kann lernen, wie man sizilianische Pasta macht, was er hier Rangerin Norina Todaro zeigt.
    Fabio Guliotta ist eigentlich Anwalt. Seit ein paar Jahren jedoch leitet er die Kooperative Casa Diodoros. Dort kann lernen, wie man sizilianische Pasta macht, was er hier Rangerin Norina Todaro zeigt. Foto: Jana Tallevi

    Das war 2009. Doch der damalige „Witz“ hätte sich für die Inhaberfamilie Sanoner fast zu einem Albtraum entwickelt. Mehr als zehn Jahre dauert es, bevor das Adler Spa Resort Sicilia, das direkt an das Naturschutzgebiet Torre Salsa angrenzt, eröffnen konnte. Immer wieder mussten Baupläne verändert und weitere Gutachten nachgereicht werden. Ein bürokratischer Aufwand, der an ein Italien vor vielen Jahrzehnten erinnert. Doch Lukas Rubatscher sagt: Die bürokratischen Absicherungen und Verzögerungen sind auch ein Mittel, mit dem sich Sizilien gegen die Mafia wehrt. Nur wer einen langen Atem hat und nicht auf schnellen Gewinn oder Betrug aus ist, hält da mit.

    Das Luxus-Resort zu bauen, hat wegen der Bürokratie viele Jahre gedauert

    Nun ist das Adler Spa Resort als praktisch einziges Haus in der gesamten Region das ganze Jahr über geöffnet. Das Klima gibt das durchaus her. Bei 20 Grad Wassertemperatur ist Schwimmen im Mittelmeer ein echter Traum - am fast menschenleeren Strand. Wie in Verfilmungen der Krimis um Commissario Montalbano von Andrea Camilleri, die übrigens nur wenige Kilometer entfernt gedreht wurden.

    Im Januar und Februar kann es auch mal regnen. Das ist hier der Winter.

    Ob es hier nie winterlich wird? „Doch, im Januar und im Februar kann es auch mal regnen“, sagt Norina Todaro, die selbst die ersten 21 Jahre ihres Lebens in Süddeutschland in einer typischen Gastarbeiterfamilie verbracht hat, bevor alle in die Heimat zurückkehrten. Doch schon im März locken erst die Mandelbäume wieder mit ihrer zarten und gleichzeitig so beeindruckenden Blüte, im April folgen gelber Ginster, blauer Rosmarin und andere Gewächse der Macchia.

    In den vergangenen Sommern ist es rund um Agrigent auch mal bis zu fast 50 Grad warm geworden. Wer möchte sich bei diesen Temperaturen noch umschauen in diesem kulturell so reichen Teil der Insel? Egal, wie groß das persönliche Interesse an Geschichte ist: Ein Besuch im Tal der Tempel in der Provinzhauptstadt Agrigent ist ein absolutes Muss. Dort entstand im fünften Jahrhundert vor Christus unter anderem der sogenannte Concordia-Tempel, einer der am besten erhaltenen Tempel aus der griechischen Siedlungszeit überhaupt und Symbol der Unesco, der Kulturorganisation der Vereinten Nationen.

    Im Winter sind auch auf Sizilien die Tage nicht besonders lang. Spektakuläre Sonnenuntergänge entschädigen dafür jedoch.
    Im Winter sind auch auf Sizilien die Tage nicht besonders lang. Spektakuläre Sonnenuntergänge entschädigen dafür jedoch. Foto: Jana Tallevi

    Und dann stehen auf dem Rundweg durch die verschiedenen Tempel plötzlich Stelen, die an Helden aus ganz anderen Zeiten erinnern sollen. Vor zehn Jahren ist dort ein „Giardino dei giusti dell‘umanità“, ein Garten der Gerechten der Menschheit, eingeweiht worden. Er ist jenen gewidmet, die sich unter Einsatz des eigenen Lebens für die gerechte Sache eingesetzt haben. Sophie und Hans Scholl von der Nazi-Widerstandsorganisation „Weiße Rose“ haben dort ihren Platz, genauso wie seit diesem Herbst auch Oscar Romero, Pfarrer aus Nicaragua und Gegner der allgegenwärtigen Gewalt in seinem Heimatland oder König Mohammed V. von Marokko, der sich während der Entkolonialisierung seiner Heimat für den Schutz der jüdischen Gemeinschaft in dem Land eingesetzt hat. Es geht auch um weniger bekannte Menschen, wie ein Carabiniere und ein Pfarrer, die sich während sogenannter Racheaktionen während der Nazibesatzung in Italien für die Menschen in ihren Dörfern geopfert haben.

    Ich möchte, dass meine Tochter irgendwann zurückkommen kann und hier das Leben findet, das sie führen möchte.

    Fabio Guliotta, Geschäftsführer Casa Diodoros Agrigent

    Der Strand unterhalb des Naturschutzgebiets Torre Salsa. Die große Felsformation heißt "Weiße Dame".
    Der Strand unterhalb des Naturschutzgebiets Torre Salsa. Die große Felsformation heißt "Weiße Dame". Foto: Jana Tallevi

    Kein Zufall: Nicht nur besonders viele Gegner faschistischer Regime sind in dem Garten zu finden, sondern auch Kämpfer gegen die Mafia. Auch hier ist es nicht nur die erste Reihe wie Giovanni Falcone und Paolo Borsellino, die in dem Ehrengarten zu finden sind. Eigene Stelen haben auch die Mitglieder ihrer Eskorten wie Emanuela Loi, die als erste Frau als offizielle Personenschützerin in Italien arbeitete. Auf eine andere Weise übt auch Fabio Guliotta ein wenig Widerstand. In Sichtweite des Giardinos liegt das „Casa Diodoros“, ein ehemaliges, restauriertes Landhaus. Von hier aus werden seit 20 Jahren die 1300 Hektar Land wieder bewirtschaftet, auf denen 1968 der heutige archäologische Park entstand. Seitdem entstehen durch eine öffentlich geförderte Kooperative wieder Weine, Olivenöl, Mandeln, Pistazien und andere landwirtschaftliche Produkte, die Casa Diodoros unter anderem über einen Onlineshop vertreibt.

    Im Tal der Tempel von Agrigent gibt es einen Garten der Gerechten der Menschheit mit Stelen auch für Hans und Sophie Scholl.
    Im Tal der Tempel von Agrigent gibt es einen Garten der Gerechten der Menschheit mit Stelen auch für Hans und Sophie Scholl. Foto: Jana Tallevi

    Seit ein paar Jahren ist Fabio Guliotta Geschäftsführer. Seit 2023 können nun Besucherinnen und Besucher nun direkt erleben, was Casa Diodoros produziert und auf welche Weise. „Bei uns arbeiten viele, die sonst keine Chance haben“, sagt Fabio Guliotta, Migranten oder Menschen mit Hafterfahrung sind einige davon. Auf Reservierung können Gruppen mit ihm selbst und seinem Team typisch sizilianisch kochen und die süßsaure Gemüsevorspeise Caponata oder hausgemachte Pasta mit Borretsch-Pesto zubereiten.

    Dabei ist Fabio Guliotta eigentlich Anwalt und hat auch lange in diesem Beruf in Norditalien gearbeitet. Warum er umgestiegen ist? „Wahrscheinlich war ich als Anwalt nicht sehr gut“, scherzt er. Um dann gleich auf sein ernstes Anliegen zu kommen: Guliottas Tochter ist Anfang 20, sie studiert im Ausland und arbeitet an einer künstlerischen Karriere. Auf Sizilien hätte sie da keine Chance. „Aber ich möchte, dass meine Tochter irgendwann zurückkommen kann und hier das Leben findet, das sie führen möchte“, spricht er für ganz viele Rückkehrer und für eine Gesellschaft, die sich aufmacht in die Zukunft.

    Diese Reise wurde unterstützt vom Adler Spa Resort Sicilia.

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