So kommen Sie an der Mautstation schneller durch
Wer Warteschlangen vermeiden will, kann sich einen Transponder bestellen. Drei Systeme wetteifern um die Gunst der Autofahrer – das Unbekannteste, so unser Testergebnis, ist das Beste.
Keine Lust auf Warteschlangen an der Mautstation auf der Autobahn? Dann bietet sich eine Mautbox an. Das sind kleine Geräte in der Größe einer Zündholzschachtel, die von innen hinterm Rückspiegel an die Windschutzscheibe geklebt und mit denen Maut oder Streckengebühren automatisch bezahlt werden. Und schon öffnen sich auf den zum Beispiel in Italien mit „T“ (für Tele-Maut) gekennzeichneten Spuren die Schlagbäume wie von Geisterhand.
In Deutschland gibt es mangels Streckenmaut keinen inländischen Anbieter solcher Transponder. Man kann sie natürlich trotzdem erwerben. Die beiden Marktführer sind die ADAC-Mautbox, hinter der die italienische Autostrade S.p.A. mit ihrem deutschen Partner maut1 steckt, und der französische Anbieter Liber-T, dessen System hierzulande unter dem Namen Bip & Go verkauft wird. Außerdem gibt es noch das System Tolltickets, das dem österreichischen Kapsch-Konzern gehört, der auch die Lkw-Maut in der Alpenrepublik aufgebaut hat. Wir haben diese drei Modelle:
In welchen Ländern funktionieren die Mautboxen?
Bei ADAC/maut1 und Bip & Go. gibt es keinen Unterschied. Beide Mautboxen funktionieren in den vier Ländern Frankreich, Italien, Portugal und Spanien. Bei Bip & Go kann man alternativ auch eine etwas billigere Variante ohne Italien buchen. Keine der Mautboxen funktioniert in den anderen fünf EU-Ländern mit streckenbezogener Maut: Griechenland, Irland, Kroatien, Polen und Österreich. In der Alpenrepublik kann man sich immerhin auf der Webseite der Asfinag für die Streckenmaut (nicht fürs „Pickerl“) registrieren und wird ab diesem Zeitpunkt automatisch abkassiert – ohne Aufpreis.
Komplizierter ist es bei Tolltickets: Dieser Anbieter vermittelt für Frankreich, Spanien, Portugal und Italien jeweils die nationale Mautbox. Wer also durch Frankreich und Spanien nach Portugal fährt, braucht drei Boxen. Für Dänemark, Norwegen und Schweden bietet Tolltickets die gemeinsame Mautbox Autopass an.
Wie bekommt man so eine Mautbox?
Beim ADAC kann man die Telefonnummer 089/45353570 wählen oder online unter www.adac-mautbox.de ordern. Bei Bip & Go bestellt man ausschließlich auf der Webseite bipandgo.com. Das Prozedere bei Bip & Go ist etwas komplizierter und manchmal sollte man Grundkenntnisse in Französisch haben, weil die Webseite nicht komplett übersetzt ist. Die AGB sind bei beiden Anbietern in den jeweiligen Heimatsprachen der Autobahngesellschaften – aber das ist ohne Mautbox nicht anders. Das Hinterlegen der Kreditkarte hakelte bei beiden Anbietern zunächst, funktionierte aber nach wiederholtem Anlauf – zumindest wenn die aktuelle Zwei-Phasen-Authentifizierung geschaltet ist.
Bei Tolltickets kann das Erfassungsgerät nur online bestellt werden
Was kosten Transponder, Mautbox und Co.?
Bei der ADAC-Mautbox kostet die einmalige Aktivierung 19,90 Euro zuzügl. 3,90 Euro Versandgebühr. Dazu kommt eine Jahresgebühr von 19,90 Euro, die sich automatisch um jeweils ein Jahr verlängert, wenn man nicht rechtzeitig kündigt. Schließlich addieren sich natürlich noch die gefahrenen Strecken – und fünf Prozent zusätzlich kassieren will der ADAC auch noch. Abgerechnet wird monatlich mit der hinterlegten Zahlungsmethode.
Bei Bip & Go zahlt man für den Transponder einmalig 14 Euro, zuzüglich 10 Euro Versandkosten ins Ausland (und Deutschland ist für die französische Firma Ausland). Für die Nutzung bietet Bip & Go zwei Preisvarianten. Ab-und-zu-Fahrer fahren besser mit dem Modell „gelegentliche Nutzung“. Hier fällt eine Gebühr nur für die Monate an, in denen das System tatsächlich genutzt wird. Dann werden 1,70 Euro für jeden in Frankreich gefahrenen Monat und 2,50 Euro für jeden in Spanien und Portugal gefahrenen Monat und 2,50 Euro für jeden in Italien gefahrenen Monat fällig. Wer mindestens einmal im Monat mautpflichtige Autobahnen benutzt, fährt besser mit einem Jahresabo für 16 Euro in Frankreich und 10 Euro im Jahr für Spanien, Portugal und Italien. Die jeweiligen Länder kann man bei der Online-Bestellung im Voraus festlegen und danach im Kundenportal verwalten. Prozente zusätzlich zur abgebuchten Maut berechnet Bip & Go nicht. Die Mautboxen von Tolltickets werden für 4,50 Euro per Kurier geliefert. Fürs Aktivieren zahlt man fünf Euro, für die Nutzung jährlich 35 Euro plus sieben Prozent auf die Mautgebühren. Nur im ersten Jahr kann man auch 1,75 Euro pro Nutzungstag wählen.
Kann man das Fahrzeug wechseln?
Das ist einfacher als gedacht: Die Mautboxen aller drei Systeme lassen sich problemlos in mehreren Fahrzeugen nutzen. Dazu muss nur das jeweilige Kennzeichen im Online-Profil geändert werden. Wer häufiger mit mehreren Fahrzeugen fährt, der bestellt am besten gleich mehrere Halterungen. Sogar auf den Mietwagen lassen sich die Mautboxen umwidmen. Aber Achtung: Manche Mietwagen haben von vornherein eine Mautbox eingebaut, dann zahlt man leicht doppelt. Falls man den Transponder nicht verwenden will und trotzdem im Auto hat, dann bekommt man von den Herstellern ein Metalltütchen, in das man den Transponder dann einpacken soll – sonst wird automatisch abgebucht.
Lohnt sich die Mautbox?
Mit sieben Prozent Aufpreis eindeutig der teuerste Anbieter ist Tolltickets. Allerdings ist er auch die einzige Option für alle, die nach Skandinavien reisen und vorab eine Mautbox suchen. Die nationalen Mautboxen von Tolltickets für Südeuropa lohnen sich nicht. Ebenfalls mehr als notwendig zahlen die meisten Nutzer beim bekanntesten Anbieter ADAC/maut1 – vor allem, weil man auch zahlt, wenn man die Box nicht nutzt und zudem fünf Prozent Aufpreis berechnet werden. Das günstigste Angebot macht Bip & Go, allerdings ist die Bestellung komplizierter als bei der Konkurrenz. Nur für Wohnmobile über 3,5 Tonnen gilt etwas anderes: Sie fahren besser mit den Mautboxen von ADAC/maut1 und Tolltickets – weil die Mautbox von Bip & Go nur für Fahrzeuge bis 3,5 Tonnen gilt.
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