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Bluthochdruck verstehen: Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen durch Dr. Sellier

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Bluthochdruck ist ein „stiller Killer“

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    Dr. Anselm Sellier von den Wertachkliniken klärt auf über die neusten Erkenntnisse zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
    Dr. Anselm Sellier von den Wertachkliniken klärt auf über die neusten Erkenntnisse zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Foto: Selina Lange

    In Deutschland geht ein Drittel aller Todesfälle auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen zurück – und doch denken viele erst bei Beschwerden an ihren Arzt. Eine neue, weltweit durchgeführte Studie und die Diskussion auf dem Kongress der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DKG) jüngst in Mannheim zeigen: Prävention ist der Schlüssel. Doch was sind die ersten Warnzeichen und warum sollte man regelmäßig zum Arzt gehen, auch wenn man sich gesund fühlt?

    In der Kardiologie der Wertachkliniken ist laut Dr. Anselm Sellier die Herzinsuffizienz (Herzschwäche) die mit Abstand häufigste Erkrankung – in fast allen Fällen verursacht durch chronisch hohen Blutdruck. „Bluthochdruck ist der Hauptgrund, warum unsere Patienten hier landen“, sagt Sellier. Das Besondere daran: Bluthochdruck macht sich erst bemerkbar, wenn es oft schon zu spät ist – er ist der „stille Killer“. „Wenn Patienten wegen Schwindel oder Kopfschmerzen kommen, ist es meist schon zu spät“, so Sellier. Daher seien regelmäßige Blutdruckmessungen – ob beim Arzt oder per App/Smartwatch – der effektivste Weg zur Früherkennung. In diesen digitalen Helfern sieht er eine Chance, Bluthochdruck schneller zu entdecken und die Gesundheit besser zu managen.

    Prävention: Der Weg ist die beste Medizin

    „In Deutschland liegt der Fokus immer noch zu stark auf der Therapie, nicht auf der Prävention“, kritisiert Sellier. Dabei ließe sich durch rechtzeitige Maßnahmen viel Geld und vor allem Leben retten. Die gute Nachricht: Prävention braucht nicht viel – aber regelmäßige Bewegung und eine ausgewogene Ernährung. „Das ist besser als jede Tablette“, so Sellier. 150 bis 300 Minuten pro Woche reichen aus, um das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen deutlich zu senken. Eine gesunde Ernährung spielt ebenfalls eine entscheidende Rolle.

    Die sogenannte „mediterrane Kost“ mit viel Gemüse, Hülsenfrüchten und gesunden Fetten ist dabei besonders empfehlenswert. Fertiggerichte sollten möglichst vermieden werden. Der Mediziner betont: „Es braucht eine gesamtgesellschaftliche Motivation – Aufklärung in Schulen, gezielte Gesetze, aber auch Eigenverantwortung.“ Denn: Prävention beginnt nicht im Krankenhaus, sondern im Alltag. Der Staat müsste aus seiner Sicht besser unterstützen durch das im August 204 entworfene Gesundes-Herz-Gesetz oder eine Zuckersteuer. Einschränkende Werbemaßnahmen für beispielsweise Zuckerprodukte hält er zudem für sinnvoll.

    Check-Ups nutzen

    Dr. Sellier betont, dass nicht nur Apparate wichtig sind, sondern auch ein gesunder Lebensstil und regelmäßige Check-ups. Leider würden nur 17 Prozent der 35- bis 65-Jährigen diese Untersuchungen wahrnehmen. Im Rahmen der Aufklärungsarbeit hält Dr. Olga Richter am 9. Juli einen Vortrag zum Thema „Bluthochdruck – Problem ohne Symptome“ in der Singoldhalle Bobingen. Der Vortrag beginnt um 19.30 Uhr.

    Regelmäßige Tests

    In Deutschland gibt es kostenlose Tests, die eine frühe Diagnose von Herz-Kreislauf-Erkrankungen ermöglichen: 18 bis 34 Jahre: einmaliger Gesundheitscheck Ab 35 Jahren: alle drei Jahre ein umfassender Test Ab 65 Jahren (Männer): einmalige Aneurysma-Früherkennung

    Studie: Bluthochdruck gefährlicher als Cholesterin

    Veröffentlicht im renommierten New England Journal of Medicine, zeigt die internationale Studie mit unter anderem der deutschen Kardiologin Christina Magnussen als Erstautorin, wie gravierend sich fünf zentrale, aber modifizierbare Risikofaktoren – Rauchen, Bluthochdruck, Diabetes, Übergewicht und hohe Cholesterinwerte – auf die Lebenserwartung auswirken. 50-jährige Frauen mit allen fünf Risikofaktoren sind dabei am meisten gefährdet. Sie sterben im Schnitt 14,5 Jahre früher als gesunde Gleichaltrige. Kardiologe Sellier von den Wertachkliniken beurteilt die Studie als methodisch solide und in ihrer Aussagekraft wegweisend. Sie sei die erste, die den direkten Einfluss von Risikofaktoren auf die verbleibende Lebenszeit weltweit quantifiziere – auf Basis von fast zwei Millionen Menschen aus 39 Ländern.

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