Die Spitzhacke verschonte 1864 wenigstens den Choranbau des Kirchleins im etwas verwilderten Weiler, der damals noch den Namen Albrechtshofen führte. Schon 1601 errichtete dort das Kloster Oberschönenfeld – zu dessen Besitzungen Albrechtshofen seit dem 13. Jahrhundert gehörte – eine kleine Marien-Wallfahrtskirche, zu der sich bald ein paar Höfe und wohl auch ein Wirtshaus gesellten. Die Benennung Scheppacher Kapelle dürfte auf eine klösterliche Verbindung ins mittelschwäbische Scheppach zurückgehen. Doch der Dreißigjährige Krieg verwüstete alles. 1741 machten sich die Oberschönenfelder Benediktinerinnen an den Wiederaufbau des Weilers. Auch das Kirchlein nebst dem Choranbau entstand wieder.
Als besondere Auszeichnung erhielt es einen Stuckmarmoraltar. Auch fand die vom zerstörten Bau des Jahres 1601 gerettete und aus dem 15. Jahrhundert stammende spätgotische geschnitzte Muttergottes eine neue Heimat. Sie schmückt heute die Hauskapelle von Kloster Oberschönenfeld. Und natürlich durfte auch das Wirtshaus nicht fehlen. Das gehörte einfach zu einer Wallfahrt. Doch so richtig kam alles nicht in die Gänge. Als dann im Königreich Bayern 1802/1803 durch die Säkularisierung die kirchlichen Besitzungen verstaatlicht wurden, erwarben die Fugger den früheren klösterlichen Besitz und beseitigten 1864 die wegen Ertraglosigkeit herabgewirtschafteten bäuerlichen Anwesen sowie das recht marode gewordene kleine Kirchenschiff. Die Äcker und Wiesen wurden aufgeforstet.
Der spirituelle Ort im Wald bleib erhalten
Dass der Choranbau des Kirchleins als Kapelle all das überstand, kann als glückliche Fügung gesehen werden. Nicht zuletzt blieb damit die spirituelle Wertigkeit dieses einsamen Ortes im Rauhen Forst erhalten. Letzterer findet auch Anerkennung durch die hohe Zahl seiner Namensbenennungen. Die einsame Waldkapelle trägt neben ihrer alltäglichen Benennung als Scheppacher Kapelle auch die Bezeichnungen Loretto-Kapelle, Maria im Rauhen Forst und Unsere Liebe Frau vom Rauhen Forst. Ein gutes Stück Ehrerbietung kommt hierdurch zum Tragen.
Die Turmglocke ihres 1864 abgerissenen Langhauses stellte sie dem St. Veits-Kirchlein im nahen Burgwalden zur Verfügung. Die Scheppacher Kapelle ist unschwer zu erreichen in jeweils einer guten halben Stunde Fußmarsch von den Wanderparkplätzen Burgwalden und Reinhardshausen sowie von Döpshofen aus. Beschilderungen bestehen.
Auf dem Wanderweg von Burwalden aus weist eine Tafel darauf hin, dass hier einst eine Richtstätte mit Galgen platziert war. Dies schon seit 1518, als Kaiser Maximilian den damaligen Besitzern von Burgwalden – dem Augsburger Kaufmannsgeschlecht Höchstetter – die Hohe Gerichtsbarkeit, den Blutbann, verlieh. Der letzte Hingerichtete war 1761 ein Mensch aus Reinhardshausen, der gleich 15 Sünden und Lastertaten begangen haben soll. Durch die hochherrschaftliche Gnade und Milde der Fugger´schen Herrschaft wurde er aber nicht gehängt, sondern zum Tode durch das Schwert „begnadigt“.
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