Am 10. Mai veranstaltet der Landesinnungsverband der bayerischen Steinmetz- und Steinbildhauer-Handwerks die ersten offiziellen Natursteintage. Ziel ist es, der Öffentlichkeit die Vielfalt der Natursteinprodukte näherzubringen. Hauptaugenmerk bei den Steinmetzen in der Region ist die Arbeit rund um das Grabmal. Ein zunehmender Trend hin zur Feuerbestattung sowie alternative Bestattungsformen wie Seebestattungen oder die Bestattung im Friedwald wirken sich auch auf ihr Handwerk aus.

Frank Weiher, dessen Betrieb in Schwabmünchen seit 150 Jahren auf Grabmale spezialisiert ist, beobachtet die Veränderungen genau: „Es gibt heute viel mehr Variationen als vor 20 oder 30 Jahren. Auch das Kaufverhalten und die Art der Grabanlagen haben sich deutlich verändert.“ Der Trend zur Urnenbestattung habe sich inzwischen stabilisiert – 2023 lag ihr Anteil bereits bei etwa 80 Prozent. Damit ist der Markt für große Erdgräber deutlich geschrumpft, im Betrieb Weiher um mehr als die Hälfte in den vergangenen 20 Jahren. Stattdessen entstehen zunehmend kleinere Urnengräber.
Das Produktportfolio habe sich dabei weniger in andere Sparten verlagert, sondern vielmehr an die Art des Grabsteins angepasst. Rund 90 Prozent des Geschäfts machen bei Frank Weiher weiterhin die Steine und Arbeit rund um Urnen- und Erdgräber aus. „Ein Grab darf auch freundlich gestaltet sein – mit Anspielungen auf die Persönlichkeit des Verstorbenen. Das macht es für die Angehörigen zu einem echten Ort der Erinnerung.“ Friedhöfe seien nicht nur Orte der Trauer, sondern auch soziale Treffpunkte und grüne Rückzugsorte – gerade in Städten. „Es wäre sehr schade, wenn es diese Orte bald nicht mehr gibt. Immerhin ist es ein Ort der Begegnung und des Austauschs“, so Frank Weiher.
Ist die Bürokratie oder gar die Globalisierung das Problem?
Christiane Hellmich, die seit Jahrzehnten einen künstlerisch orientierten Steinmetzbetrieb in Mittelneufnach führt, sieht die Ursachen des Wandels auch in politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen: „Friedhofsplätze werden immer teurer, besonders in Städten. Dazu kommen strikte Vorschriften, das führt zur Frustration und treibt die Menschen zu Alternativen wie Friedwäldern.“ Sie kritisiert vor allem die zunehmende Globalisierung im Grabsteinhandel. Früher sei es üblich gewesen, dass Steinmetze ihre Steine selbst bearbeiten. Heute kämen die meisten der Grabmale auf hiesigen Friedhöfen aus dem Ausland, meist aus China, inklusive Material und Bearbeitung. „Es ist nicht nachhaltig, es ist nicht wirtschaftlich klug. Aber es ist billig. Und viele Menschen wissen nicht, was sie da eigentlich kaufen.“
Hellmich lehnt solche Importe ab und setzt auf individuelle Einzelanfertigungen. Ihre Kunden suchen bewusst nach Alternativen zur Massenware und schätzen das Persönliche. Sie gestaltet nicht nur Grabsteine, sondern auch Gartenskulpturen und nimmt regelmäßig an Gartenschauen teil. „Ein Grab soll ein Ort sein, den man gerne besucht, nicht einer, den man meiden möchte.“

Zwischen Wandel und Wertschätzung
Auch die Nachwuchssuche bereitet beiden Steinmetzen Sorgen. Frank Weiher hatte früher regelmäßig Auszubildende, mittlerweile ist das nicht mehr so. Bei Christiane Hellmich schaut es nicht anders aus. Sie sagt: „Im Vergleich zu früher hat sich die Nachfrage gefünftelt!“
Veranstaltungen wie der neue bayernweite Natursteintage vom Landesverband am 10. Mai halten beide für eine gute Gelegenheit, um das Handwerk sichtbar zu machen – auch wenn sie selbst heuer nicht daran teilnehmen. Stattdessen organisiert Steinmetzin Hellmich am 1. Juni einen eigenen Tag der offenen Tür in ihrem Werkstattgarten, in Kooperation mit dem örtlichen Gartenbauverein und weiteren Gastausstellern.
Beide Betriebe eint die Überzeugung: Die Bestattungskultur verändert sich – aber das Handwerk hat nach wie vor einen Wert. „Es ist wichtig, dass man sich frühzeitig selbst Gedanken macht – und das anschließend mit der Familie bespricht“, sagt Hellmich. „Was wünsche ich mir? Und woher kommt der Stein überhaupt?“ Ein individuell gestaltetes Grab bleibe für viele Angehörige ein wertvoller Ort der Erinnerung – gerade in einer Zeit, in der die Trauerkultur vielfältiger geworden ist.
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