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Film Fanni oder wie rettet man ein Wirtshaus in Königsbrunn

Königsbrunn

Wenn Zusammenhalt etwas Großes schafft

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    Regisseur Hubert Neufeld stellte seine neue Dokumentation den Besuchern des Cineplex in Königsbrunn vor. Sein Freund Kim Steinocher half ihm bei der Fertigstellung des Films.
    Regisseur Hubert Neufeld stellte seine neue Dokumentation den Besuchern des Cineplex in Königsbrunn vor. Sein Freund Kim Steinocher half ihm bei der Fertigstellung des Films. Foto: Daniela Egert

    Echte Bayern geben niemals auf. So könnte man die Entschlossenheit – eventuell auch Sturheit – nennen, mit deren Hilfe die Bürger der Gemeinde Pischelsdorf im Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm ihre Dorfgaststätte zurück ins Leben geholt haben. Mit einem Dreiklang aus immensem Willen, Zusammenhalt und Fleiß. In seinem Dokumentarfilm „Fanni – oder wie rettet man ein Wirtshaus?“ hat der 1988 geborene Regisseur Hubert Neufeld dem Gemeinschaftswerk ein Denkmal gesetzt. Am Sonntag zeigte er eine Vorschau im Cineplex Königsbrunn.

    Kleine Gemeinden, große Probleme: Der Dorfkern überlebt häufig den Übergang ins 21. Jahrhundert nicht. Bäcker, Metzger, Tante Emma-Laden: Sie alle haben es zunehmend schwerer in einer teurer gewordenen Welt, in der bereits die enormen Energiekosten dem örtlichen Einzelhandel das Rückgrat brechen können. Kaum anders steht es oft um das ehemalige Herz vieler Ortschaften, dem über Jahrzehnte lieb gewonnenen Gasthof. So auch in Pischelsdorf. Der Ort mit seinen knapp 500 Einwohnern schläft vor sich hin, während die „Fanni“ - benannt nach der eher grantigen letzten Wirtin – verfällt. Doch ein unbeugsames Häuflein Pischeldorfer will den Niedergang nicht hinnehmen und setzt dafür alle Hebel in Bewegung. Kurzerhand gründen sie eine Genossenschaft und opfern fortan jede freie Minute auf der Baustelle.

    Wirtshaussterben ist Thema in Königsbrunn

    „Die Idee zu einem begleitenden Film kam mir erst, nachdem die Renovierung bereits im Gang war“, so Regisseur Neufeld im Anschluss an die Präsentation. „Zuerst hat mich mein Onkel gefragt, ob ich nicht Lust dazu hätte.“ Der 36-Jährige lehnt mehrfach ab, sich mit der Restauration des damals bereits seit 40 Jahren brachliegenden Gebäudes zu befassen. Irgendwann erlahmt sein Widerstand, immerhin kannte er die letzte Betreiberin Franziska, genannt Fanni, aus Kindheitstagen. Deren Erben verkauften das nach ihr benannte Gebäude 2019 an die Gemeinde. Seit rund eineinhalb Jahren erstrahlt die „Fanni“ nun wieder in ungewohntem Glanz, was Pischelsdorf dank der Muskelhypothek „letztlich nur 250.000 Euro gekostet hat“, wie Neufeld im Gespräch in Königsbrunn verrät.

    Wenn viele hartnäckig anpacken und jeder auch mal nachgibt, kann der Zerfall des Ortskerns gebremst werden, lautet die Botschaft – wobei auch der Regisseur der Doku zugibt, dass dies nicht ganz einfach ist. Wichtig sei, dass eine Geneinschafts-Sanierung durch eine öffentliche Förderung unterstützt werde. Sonst geraten Dörfer finanziell schnell an ihre Grenzen. Wiederbelebte Wirtshäuser müssten, wie im Fall der „Fanni“, anschließend für vielfältige Aktivitäten geöffnet werden: À la Strickkurse für die Damen, Schafkopf-Abende oder Kaffeekränzchen für die örtlichen Senioren. Manchmal muss man auch bisher ungewohnte Wege gehen. Etwa den Ort und seine Nöte in amüsanter Weise auf Youtube oder Tiktok präsentieren. Oder eben in Form eines Films, mit dem der Münchener Hubert Neufeld den unbändigen Willen der Pischelsdorfer nun in Szene gesetzt hat. Offizieller Kinostart ist am 24. April.

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