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Freinacht im Landkreis Augsburg: Skurrile Funde und Maibaum-Feierlichkeiten

Landkreis Augsburg

Freinacht: Von Mülltonnen bis Wärmepumpe

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    Unter dem Maibaum in Langerringen war alles zu finden: von Anhängern bis hin zu Leitern und einer Wäschespinne.
    Unter dem Maibaum in Langerringen war alles zu finden: von Anhängern bis hin zu Leitern und einer Wäschespinne. Foto: Maximilian Czysz

    „Ganz schön viel Kruscht“, sagt die Mutter, die kurz nach 8 Uhr am Maibaum in Langerringen vorbeikommt. Dort hat sich nach der Freinacht einiges angesammelt: Zwei Autoanhänger, ein Betonmischer, ein alter Ski, eine Dartscheibe, Leitern und sogar eine Buddha-Figur auf einem Möbelstück glänzt im Morgenlicht. Autofahrer fahren langsamer, um das Ergebnis der Freinacht zu beäugen: Was im Ort an der Grundstücksgrenze nicht niet- und nagelfest fest, kann verzogen werden - abgelegt werden muss es allerdings unter dem Maibaum.

    In der Freinacht kann alles, was nicht niet- und nagelfest ist, verzogen und unter dem Maibaum abgelegt werden.  Eine kleine Bestandsaufnahme im südlichen Landkreis Augsburg.
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    In der Freinacht kann alles, was nicht niet- und nagelfest ist, verzogen und unter dem Maibaum abgelegt werden. Eine kleine Bestandsaufnahme im südlichen Landkreis Augsburg in Waldberg, Wehringen, Reinhartshausen, Oberottmarshausen, Langenneufnach, Walkertshofen, Münster, Mickhausen, Konradshofen, Langerringen, Untermeitingen und Schwabmünchen.

    In Langerringen liegt allerhand am gepflasterten Platz an der Hauptstraße. Sogar eine aufgespannte Wäschespinne steht dort. Auch Verkehrszeichen und zwei bunte Warnhinweise finden sich im Freinacht-Sammelsurium. Theodor Kunzmann staunt. Und rümpft die Nase über die abgelegten Gartenzaun-Elemente: „Das hat nichts mehr mit Brauchtum zu tun, wenn jemand etwas abbaut.“ Das denkt sich auch der Radfahrer, der wenige Minuten später eintrifft: Er vermisst ein Zaunelement. „Es ist etwa drei Meter lang“, sagt er. Doch fündig wird er nicht.

    Unzählige Einkaufswagen wurden unter dem Untermeitinger Maibaum geparkt.
    Unzählige Einkaufswagen wurden unter dem Untermeitinger Maibaum geparkt. Foto: Maximilian Czysz

    Mehr Glück hat der Mann, der unter dem Maibaum in Untermeitingen einen großen Rollcontainer sucht. Er schiebt ihn zurück zur Wohnanlage. Währenddessen streifen zwei Frauen über den Platz. „Hier, das wär‘ doch etwas für Deinen Garten“, sagt eine der beiden und zeigt auf ein kleines Schaf, das in einem Einkaufswagen liegt. Die Gartendeko ist das geringste Übel: Auf dem Platz stehen an die 30 Einkaufswagen, die vom Rewe-Supermarkt stammen. Jemand hat sie in der Nacht über mehrere hundert Meter zum Maibaum geschoben. „Das muss doch jemand gehört haben“, sagt eine der Frauen. Sie warten mit ihren Männern auf weitere Mitglieder der Gruppe, die an diesem Vormittag eine Radtour zu einem Biergarten im Nachbarlandkreis Aichach-Friedberg unternehmen. Am Untermeitinger Maibaum erinnert nichts mehr an das große Fest vom Vortag.

    Nach drei Jahren wurde in Untermeitingen wieder ein Maibaum aufgestellt.
    Nach drei Jahren wurde in Untermeitingen wieder ein Maibaum aufgestellt. Foto: Jürgen Schmidt

    Nach dreijähriger Pause wurde in der Gemeinde wieder ein Maibaum aufgestellt. Angeführt von der Blaskapelle und den Fahnenabordnungen wurde der festlich geschmückte, 28 Meter hohe Baum, durch die Straßen bis zum Aufstellplatz gezogen. Viele Zuschauer verfolgten begeistert den Umzug, der mit Musik, Tracht und guter Laune ein echtes Gemeinschaftsgefühl erzeugte. Mitarbeiter des Bauhofs und ein Autokranführer sorgten dafür, dass der Baum sicher in die vorgesehene Bodenhalterung eingesetzt wurde.

    Früher wurde der Maibaum noch mit viel Kraft aufgestellt

    Noch im Jahr 1977 musste der erste Maibaum noch mit reiner Muskelkraft und sogenannten „Schwalben“ errichtet werden. Damals hielt der damalige Zweite Bürgermeister Xaver Schmid die Festrede – am Mittwoch war es Bürgermeister Simon Schropp, der in seiner Ansprache die Bedeutung des Brauchtums für den gesellschaftlichen Zusammenhalt der Gemeinde betonte. Der Baum stammte aus den Westlichen Wäldern. Die Zunfttafeln wurden komplett erneuert – der Kunstkreis und viele Helfer hatten dafür gesorgt, dass sie in aufwendiger Handarbeit restauriert und detailgetreu neu bemalt wurden. Die Maibaumwache erwies sich als eine besondere Herausforderung: „Da wir diesmal nicht die gewohnte Lagerhalle nutzen konnten, musste der Baum im Freien stehen, was einen möglichen Diebstahl begünstigt hätte“, berichtete Schropp. Nachdem der Baum aufgestellt war, gaben die Böllerschützen drei Salutschüsse ab.

    Viele Mülltonnen unter dem Baum

    Gefeiert wurde der Start in den Mai in vielen Gemeinden und Städten im Landkreis Augsburg. In Konradshofen wurde am Mittwochabend ein Mai-Feuer entzündet, am Tag darauf wurde die neue Ortsmitte festlich eröffnet. „Die Freinacht war ruhig“, sagt Ilona Wilhelm, als sie frühmorgens mit anderen Helfern für das Fest Biertischgarnituren aufbaut. Unter dem Maibaum geht es übersichtlich zu: Vier Gartenbänke stehen dort, ein Briefkasten und zwei Tonnen. In Langenneufnach und Mickhausen sind es unzählige Tonnen in Blau, Braun, Geld und Schwarz.

    Lisa und Jugoslav Blagojevic aus Waldberg holten sichtlich gut gelaunt ihre verzogene Pool-Leiter zurück.
    Lisa und Jugoslav Blagojevic aus Waldberg holten sichtlich gut gelaunt ihre verzogene Pool-Leiter zurück. Foto: Elmar Knöchel

    „Die waren ganz schön fleißig hier,“ sagt Jugoslav Blagojevic, als er mit seiner Frau Lisa gerade seine verzogene Pool-Einstiegsleiter abholt, die den Weg unter den Waldberger Maibaum gefunden hatte. Und das Warenlager dort ist wirklich beachtlich. Dabei dürfte das „Highlight“ eindeutig eine nagelneue Wärmepumpe sein, die fein säuberlich verpackt auf einer Europalette auf Abholung wartet. Eingerahmt von einem verzogenen kleinen Traktor, einem Wohnwagen und einer Ape.

    Traktor, Ape, Wohnwagen: In Waldberg gab es ein regelrechtes Warenlager unter dem Maibaum. Höhepunkt war eine nagelneue Wärmepumpe.
    Traktor, Ape, Wohnwagen: In Waldberg gab es ein regelrechtes Warenlager unter dem Maibaum. Höhepunkt war eine nagelneue Wärmepumpe. Foto: Elmar Knöchel

    In Königsbrunn gibt es Protest in Form eines großen Plakates. Damit werden die Initiative für ein eigenes Königsbrunner Autokennzeichen auf die Schippe genommen und die Schließung der Eishalle angeprangert.

    „Vision geschlossen“, stand unter diesem Plakat eines Königsbrunner Autokennzeichens.
    „Vision geschlossen“, stand unter diesem Plakat eines Königsbrunner Autokennzeichens. Foto: Elmar Knöchel

    Insgesamt kam es in der Freinacht zu keinen größeren Vorfällen. Im Bereich der Inspektion Schwabmünchen blieb es ruhig. Die Bobinger Polizei musste zu einem Heckenbrand in der Gartenstraße. Dort wurde vermutlich durch Silvesterböller eine Hecke und ein Gartenzaun in Brand gesetzt. Der Schaden ist beträchtlich: Er wird auf rund 15.000 Euro geschätzt. Die LEW wurde verständigt, weil sich über dem Feuer eine Stromleitung befand. Unklar ist, ob ein anderer Vorfall kurz vor Mitternacht mit der Freinacht zusammenhängt: Ein Mann wurde, nachdem er in der Lindauer Straße in Bobingen aus dem Bus gestiegen war, angeblich von drei Unbekannten plötzlich in den Rücken getreten. Als ein Autofahrer anhielt, um zu helfen, rannten die Unbekannten weg. Der Mann zog sich leichte Verletzungen zu.

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