Was haben „Bobbele“ mit Politik zu tun? Auf den ersten Blick nichts. In Bobingen aber eine ganze Menge. Ein „Bobbel“ ist, dreidimensional gesehen, eine kleine Kugel. Zweidimensional, also auf einem Blatt Papier oder in einer Power-Point-Präsentation, ist es ein übergewichtiger Punkt. Eben diesen nutzt man gerne, um Fakten ein gewichtigeres Aussehen zu geben. So geschah es auch in einer Präsentation des Bobinger Bauamtes. Diese Präsentation wird wohl als der Ursprung der Bobinger „Bobbelespolitik“ in die Geschichte der Stadt eingehen.
Während dieses Vortrags hatten Vertreter des Bobinger Bauamtes mit vielen Worten und eben jenen „Bobbeles“ in einer langen Präsentation zu verstehen gegeben, dass es keine Zeit für weitere Projekte gibt. Neue Projekte anzustoßen, würde keinen Sinn machen. Oder ein anderes Projekt müsste dafür gestrichen werden. Was auf den ersten Blick vernünftig erscheint, fhatte jetzt im Bobinger Stadtrat Folgen.
FBU will bezahlbaren Wohnraum schaffen
In der jüngsten Sitzung wurde von der FBU-Fraktion der Antrag gestellt, Liegenschaften, die im Besitz der Stadt sind, zu überprüfen und durch eine Überplanung sowohl mehr Einnahmen für die Stadt als auch dringend benötigten Wohnraum zu schaffen. Im Fokus stand ein rund 4300 Quadratmeter großes Areal an der Mozartstraße. Dort stehen vier Doppelhäuser und ein Einfamilienhaus, die in mehr oder weniger baufälligem Zustand sind. Die Mieteinnahmen für die Stadt sind dementsprechend gering. Die FBU schlug vor, dort bezahlbaren Wohnraum in einer Größenordnung von bis zu 4700 Quadratmeter Wohnfläche zu schaffen. Dieser sollte die Situation der Bürgerinnen und Bürger verbessern und gleichzeitig, durch Laden- und Büroflächen, das Stadtbild aufwerten. Dazu könnte man durch eine Tiefgarage auch das Parkplatzproblem bei der Bebauung des nur rund 200 Meter entfernten Krebswirt-Geländes lösen. Und die Tiefgarage könnte zudem als Schutzraum dienen, um zukünftige Anforderungen an ein ausreichendes Schutzraumangebot für die Bevölkerung zu berücksichtigen. Zusätzlich wurde im Antrag betont, dass konkrete Vorschläge nicht „in Stein gemeißelt“ seien. Fraktionsvorsitzender Franz Handschuh betonte, dass über alle Einzelheiten noch diskutiert werden könne.
Behindern die Bobbeles die Bobinger Stadtentwicklung?
Der Antrag wurde abgelehnt. Einer der Hauptgründe waren die Bobinger „Bobbeles“. Bürgermeister Förster betonte während der Diskussion mehrmals, man solle sich an die Präsentation erinnern. „Die Bobbeles, mein neues Lieblingswort, zeigen uns, dass wir weder Zeit noch Geld haben, um so etwas in nächster Zeit zu realisieren“, sagte Förster. Auch Herwig Leiter, Fraktionsvorsitzender der CSU im Stadtrat, schloss sich dieser Argumentation an. Genauso wie Rainer Naumann von den Freien Wählern. Die Begründung von Bobingens Zweiten Bürgermeister, Armin Bergmann (SPD), lautete: „Ich kann nicht erkennen, warum wir in Bobingen noch mehr bezahlbaren Wohnraum schaffen sollen, in dessen Genuss nur einige wenige kommen. Mit den Baumaßnahmen in der Koloniestraße und dem Wohnen am Brunnenplatz haben wir bereits genügend sozialen Wohnraum geschaffen.“ Befürworter des Antrags war neben den FBU-Stadträten Lukas Geirhos (Grüne). Er zeigte sich entsetzt über die Ansichten im Bobinger Stadtrat.
Auch ein weiterer Antrag für Straßberg ist gescheitert
Abgelehnt wurde auch ein ähnlicFBU-Antrag, der ein Grundstück in der Straßberger Villenbachstraße betraf. Der Gegenstand des Antrags und die Gründe für die Ablehnung waren nahezu identisch mit dem ersten Antrag. Bürgermeister Förster versuchte nochmals zu vermitteln: „Wir haben vor Jahren einmal ein ‚Plänle‘ für eines der Grundstücke in den Anträgen gemacht“, so Förster. Das „Plänle“ sei erstellt worden, um das betreffende Grundstück besser verkaufen zu können. „Wir haben uns gedacht, mit Plan würde sich die Immobilie vielleicht besser verkaufen. Deshalb haben wir es damals machen lassen.“ Allerdings wollte niemand im Bobinger Stadtrat das „Plänle“ sehen. Und so wurde auch der Vermittlungsversuch abgelehnt.
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