Es gab schon immer territoriale Querelen wegen der vom vagabundierenden Lech ständig geänderten Grenzen zwischen Kurbaiern, dem Hochstift Augsburg und der Freien Reichsstadt Augsburg. So reicht heute noch die Gemeindeflur des „ostlechschen“ Schmiechen ein Stück weit über den Lech in Richtung Königsbrunn, was den Brunnenstädtern ein Dorn im Auge ist. Dann vertraten die Augsburger mit dem ihnen gehörenden Lochbach, der seit dem Mittelalter in Höhe der heutigen Lechstaustufe 22 abgeleitet wird, immer eigene Interessen. Klar, er war und ist heute ein wichtiger Energieträger, insbesondere für Betriebe in der Altstadt. Ein braves Arbeitstier, das schon kleine Flöße zu tragen hatte. Konfus war die damalige territoriale Situierung.
So mussten Kinder aus dem Schmiechener Gebiet beim Lochbachanstich zunächst noch mit einer Fähre über den Lech Richtung Schmiechen ins Schulhaus und zurück transportiert werden. Schließlich gibt es die Staustufe 22 mit Lechübergang erst seit 1982. Wieder einmal „eskalierte“ die Lage am 3. Februar 1979. Närrische Tage waren angesagt. In der Lochbachgaststätte, heute längst Geschichte, ging es hoch her: Gastronom Ernst Karl Weinberger - ein echter Königsbrunner, bekannt durch seinen Humor – hisste im „Feindesland“ stolz die Königsbrunner Fahne und stellte ein Ortsschild „Königsbrunn“ auf Schmiechener Boden.
Nach klaren Worten des Bürgermeisters schossen die Königsbrunner - Konfetti
Der Königsbrunner Gemeindechef Fritz Wohlfarth, ein Mann deutlicher Worte, sprach in seiner Faschings-Laudatio die Erwartung aus, dass das Schmiechener Territorium westlich des Lechs endlich heim nach Königsbrunn kommen möge. Die Königsbrunner Trachtenkapelle fand dazu den richtigen Takt. Der bayerische Defiliermarsch stand nicht auf dem Programm. Ein klein wenig roch alles nach Revolution. Und dies bei den ansonsten kreuzbraven Schwaben. Zur Bekräftigung der bürgermeisterlichen Worte wurde mit einer Kanone in Richtung Schmiechen geschossen. Allerdings waren es Konfetti, die der für diese „Untat“ verantwortliche Königsbrunner Karnevalsclub munitionsmäßig einsetzte, sodass der angerichtete Schaden sich in Grenzen hielt.
Die Schmiechener wandten sich ans Innenministerium. Minister Bruno Merk nahm sich des Falles an. Dem Gastronomen Weinberger wurde auferlegt, die Ortstafel „Königsbrunn“ unverzüglich zu beseitigen, was dieser widerwillig tat. Gegen den Bürgermeister unternahmen die Münchner aber nichts - schließlich war der Minister dessen Trauzeuge. So haben die Schmiechener immer noch das Sagen - auf urschwäbischem Gebiet.
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