Seit mehr als 100 Jahren ist dieser Fall ungeklärt: Im Frühling 1917 wurde ein Jäger bei Bobingen erschossen. Er hieß Johann T. und kam ursprünglich aus Landshut. 1914 war er nach Bobingen versetzt worden. T. ging am 16. Mai im „Dreckwinkel“, etwa 800 Meter vom Ortsrand entfernt, auf die Pirsch. Wegen des starken Westwinds waren in Bobingen fünf Schüsse zu hören. Niemand dachte sich etwas dabei. Und schon gar nicht, dass die Schüsse gegen einen Menschen gerichtet gewesen sein könnten.
Ermittler setzen in Bobingen V-Männer ein
Als T. am nächsten Tag nicht nach Hause zurückkehrte, wurde nach ihm gesucht. Dann die schreckliche Entdeckung: T. lag tot unterhalb eines Hochsitzes. Er hatte Schussverletzungen am Oberarm und am Herzen. Sein Hund war ebenfalls erschossen worden. Wie sich herausstellte, war der Jäger von hinten erschossen worden. Der Gendarmerie fiel damals noch ein anderes Detail auf. Der Schaft des Gewehrs, das der Jäger bei sich hatte, war vom Lauf abgetrennt und zerbrochen. Hatten der oder die Täter die Waffe bewusst beschädigt? Oder war der Jäger vom Hochsitz gestürzt und auf die Waffe gefallen?
Die Ermittler kamen nicht weiter. Erst 1919 nahmen sie den Fall wieder auf. Die Polizei setzte V-Männer ein, die sich unter die Wilderer der Gegend mischen sollten. Und siehe da: In Göggingen und Inningen gab es in der Folge mehrere Festnahmen. Es blieb allerdings nur bei Verdachtsmomenten – die Wilderer wurden wieder auf freien Fuß gesetzt.
Jugendliche wildern in den Wäldern von Wehringen
In den Beiträgen zur Bobinger Heimatgeschichte von Herbert Schäfer ist die Rede davon, dass es schon vier Jahre vor dem heimtückischen Verbrechen einen Mordversuch gegeben haben soll. Angeblich fiel im Hochwald im Gemeindewald von Wehringen ein Schuss. Eine Kugel durchschlug den Oberschenkel eines Jägers. Ein weiterer Schuss mit Schrot verletzte den Mann leicht. Vom Schützen fehlte jede Spur. Im Buch werden noch weitere Wilderer-Geschichten beschrieben.
Spektakulär ist das Ende einer achtköpfigen Bande im Jahr 1949. Laut Herbert Schäfer hatten acht Jugendliche Schusswaffen des in den letzten Kriegswochen aufgelösten Volkssturmbataillons an sich genommen und versteckt. Damit gingen sie in den Wäldern rund um Straßberg im Westen von Bobingen immer wieder wildern. Das Bret verkauften sie in Augsburg. Die Polizei hatte die Jugendlichen ins Visier genommen. 1949 sollte die Bande dann ausgehoben werden. An einem Morgen startete die Polizei eine große Durchsuchungsaktion. 40 Beamte durchkämmten die Anwesen der Jugendlichen. Danach wurde es in den Wäldern rund um Wehringen und Bobingen ruhiger.
Mordsgeschichten
Echte Verbrechen, packend erzählt: In einer neuen Serie stellt die Redaktion zum Teil vergessene Kriminalfälle aus der Region vor. Spannung und Nervenkitzel sind garantiert: Es geht um Raub, Mord und um Spionage nach dem Krieg. Die True-Crime-Serie ermöglicht Einblicke in die Arbeit der Ermittler und dokumentiert menschliche Abgründe.
Wer mehr „True Crime“ lesen möchte: Im Verlag Hans Högel KG, Mindelheim, ist das Buch „Tatort Schwaben“ erschienen. Der Kriminalgeschichtensammlung sind die meisten Fälle für die neue Serie entnommen.
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